Vom Keller bis zum Dach

Hauseigentümer können sich in Sachen energetische Sanierung individuell beraten lassen.
Kreis Gießen . Dämmen, eine neue Heizung, Fenster austauschen - für Hauseigentümer stellen sich vor einer energetischen Sanierung zahlreiche Fragen. Und sicherlich gibt es auch zahlreiche Antworten - doch treffen die genau auf das individuelle Haus zu? Genau darüber soll die »Aufsuchende Energieberatung« Aufschluss geben. Dahinter steht eine Kampagne der Landesenergieagentur (LEA) Hessen, die eine kostenfreie Beratung zu Hause durch Experten vorsieht. Die LEA unterstützt diese Beratungen auch finanziell, rund 80 bis 100 Beratungen pro Kommune sind so möglich.
Individuell
Am Dienstag war die Auftaktveranstaltung für Staufenberg, sie geht über rund zwei Monate und läuft noch bis 14. Juli. Kommunen können sich bei der Landesagentur anmelden. Pohlheim ist bereits mit im Boot.
Etwa 40 Leute hatten sich in der Stadthalle Staufenberg eingefunden und ein großer Teil nutzte die Gelegenheit, sich sogleich für eine Beratung auf die Liste setzen zu lassen. Zudem war auch die Expertenrunde anwesend, die die individuellen Beratungen anbieten. Dies waren Henrik Balzer (Schornsteinfegermeister, seit 2018 auch Energieberater), Denizo Koc (Maurer und Betonbaumeister, jetzt Bauingenieur mit eigenem Büro), Friedbert Seeger (Bezirksschornsteinfeger, seit 2012 Energieberater) und Diplom-Ingenieur Kai Müller (seit 2013 Energieberater).
Alle vier wiesen auf die erheblich gestiegenen Energiepreise etwa für Öl und Gas hin, waren sich einig, dass die Preisspirale sich weiter nach oben drehen wird.
Bürgermeister Peter Gefeller (SPD) bekräftigte das und erklärte, dass »wir alle Energie einsparen müssen«. Die »Aufsuchende Energieberatung« sei ein niedrigschwelliges Angebot, zeige im einzelnen, welche Möglichkeiten man habe. »Es sind Beratungs- und keine Verkaufsgespräche«, betonte er. Selbstverständlich müsse man, um Energie einzusparen, erst einmal investieren. Daher gebe es auch Informationen zu entsprechenden Fördermöglichkeiten. »Das größte Einsparpotenzial liegt in unseren eigenen Häusern.« Mit dem Angebot der kostenlosen Beratung gehe man den richtigen Weg. Die Pläne der Bundesregierung in Sachen Heizungstausch sah Gefeller eher kritisch und meinte, dass dieser Weg über gesetzliche Vorgaben »gewagt« sei.
Eike Hartmann (Bauamt Staufenberg) erläuterte kurz den Ablauf. Die Energieberater gingen mit durch das ganze Haus, schauten nach Möglichkeiten zu energetischen Sanierung und erstellten abschließend ein Protokoll. Es gebe viele Berater auf dem Markt, mahnte Hartmann und wies auf die Internetseite www.energie-effizienz-experten.de hin. Hier finde man ausgewählte Fachleute.
Kai Müller war sich sicher, dass Energie immer teurer und auch als politisches Druckmittel genutzt werde. Rede man von Energieverbrauch mache vor allem die Raumwärme den dicksten Brocken aus. Rund 75 Prozent verbrauche ein durchscshnittlicher Haushalt allein dafür. Der Rest verteilt sich auf Warmwasser (zwölf Prozent), Elektrogeräte (ebenfalls zwölf Prozent und Beleuchtung mit einem Prozent). Müller nannte einige Beispiele, die zur Energieeinsparung beitragen können.
Dazu gehörten die Dämmung der obersten Geschossdecke und zwischen den Dachsparren. Zu den Klassikern gehört mittlerweile die Fassadendämmung, doch auch eine Dämmung der Kellerdecke kann ihren Teil leisten. Nicht zuletzt machten die richtigen Fenster, sprich deren Verglasung, viel aus.
Zahlen parat
Auch zu den Energieträgern hatte der Berater Zahlen parat. In Deutschland heizen rund 48 Prozent der Haushalte mit Erdgas, 26 Prozent mit Heizöl, 14 Prozent mit Fernwärme. Der Rest verteilt sich auf Holz oder Holzpellets (drei Prozent), Nachtspeicheröfen (drei Prozent), Wärmepumpen (zwei Prozent) und Sonstiges mit vier Prozent. Gerade was Wärmepumpen anbelangt, müsse man darauf achten, dass sie zum Haus passten. Eine kleine Wärmepumpe für ein großes Haus mache keinen Sinn. Als durchaus sinnvoll sah er eine Unterstützung durch Solarthermie an. Fördermöglichkeiten für eine energetische Sanierung gibt es laut Kai Müller vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), mit einem KfW-Kredit könne man eine günstige Finanzierung erhalten. Ziel des KfW-Programms 261 sei das Effizienzhaus. Bis zu 150 000 Euro pro Wohneinheit seien hier an verbilligtem Darlehen drin. Der Landkreis Gießen biete zudem den Klimarechner (https://klimageld.lkgi.de) an, über den man erfahren könne, wie hoch der Zuschuss des Kreises für eine Sanierung ist.
Wer sich in Staufenberg für die kostenlose Energieberatung interessiert, kann sich ab sofort bei Eike Hartmann (06406/809-27 oder E-Mail an klimaschutz@staufenberg.de) wenden.
Für Pohlheim findet die Auftaktveranstaltung zur Kampagne »Aufsuchende Energieberatung« am heutigen Donnerstag, 11. Mai, ab 19 Uhr in der Volkshalle in Watzenborn-Steinberg statt. (dge)
