»Weihnachtsfeiertage sind Tage wie alle anderen auch«

Auch wenn das Tierheim aktuell für den Publikumsverkahr geschlossen ist, werden die Tiere wie gewohnt betreut und zum Weihnachtsfest gab es besondere Leckerli.
Kreis Gießen. »Der Tierschutz macht keine Weihnachtsferien«, sagt Hannah Wern, Leiterin des Gießener Tierheims. Gemeinsam mit anderen Tierfreunden hat sie an den Feiertagen die 35 Katzen, 17 Hunde, drei Kaninchengruppen, Vögel und Ratten aus einem Fall von Tiersammelsucht liebevoll betreut. Vier Mitarbeiter, verteilt auf die Katzenquarantäne, das Hunde-, Katzen- und Kleintierhaus, haben sich um das Wohlergehen der Tiere gekümmert. »Am Heiligen Abend waren zusätzlich noch zwei Ehrenamtler da«, erzählt sie im Gespräch mit dem Anzeiger.
Damit der 24. Dezember auch für die Bewohner ein besonderer Tag ist, haben die Hunde nach ihrem normalen Futter leckere Geflügelfleischwurst erhalten. Die Katzen sind mit gekochtem Hähnchen inklusive Brühe verwöhnt worden. »Das hat bei uns Tradition«, betont die Tierheimleiterin. »Ein Mitarbeiter hatte Bereitschaft und ist nachts noch einmal rumgegangen, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist und um letzte Knabbereien zu verteilen.«
Da die ehrenamtlichen Hundebegleiter und auch einige der Katzenstreichler an den Feiertagen zuhause geblieben sind, haben es die Mitarbeiter des Tierheims übernommen, mit ihren Schützlingen spazieren zu gehen. »Seit Jahren starten wir den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück, dieses Mal natürlich Corona-konform«, erklärt Hannah Wern. »Ansonsten waren die Feiertage für uns Tage wie alle anderen auch.«
Für normalen Publikumsverkehr bleibt das Gießener Tierheim bis einschließlich 2. Januar geschlossen. »Wir möchten damit verhindern, dass Tiere als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum landen«, sagt sie. »Im neuen Jahr kann man sich alle Tiere dann wieder ganz in Ruhe ansehen. Die Notrufnummer des Tierheims unter 0151/15624941 ist jedoch besetzt und auch die Mails werden regelmäßig abgerufen. »Die Kosten für Fundtiere werden von uns übernommen«, erklärt Hannah Wern.
Das Tierheim ist auf Spenden angewiesen und freut sich über Sach- oder Geldgeschenke. »In diesem Jahr hatten wir auf Facebook und Instagram einen Kalender. Hinter jedem Türchen hat ein Tier seinen Wunsch geäußert«, erzählt sie. So habe sich Hund Cassey für sich und seine Freunde Naturkauartikel gewünscht. Es seien aber auch größere Wünsche wie ein Hundebett oder ein Kratzbaum dabei gewesen.
Kinder spenden viel Geld
Besonders aufgefallen ist Hannah Wern in diesem Jahr, dass sich Kinder zu ihren Geburtstagen oft Geld für das Tierheim gewünscht hätten. Dies sei dann oftmals noch von den Eltern aufgerundet worden. Bei Spenden sei darüber hinaus viel Selbstgemachtes dabei gewesen. Allerdings sei die Anzahl der Menschen, die Tierpatenschaften übernommen hätten, rückläufig. »Wir haben einige Hunde, die noch wenige oder keinen Paten haben«, bedauert sie.
»Immer mehr Tiere müssen für eine längere Zeit im Tierheim bleiben, weil sie aus verschiedenen Gründen niemanden finden, der sie bei sich aufnimmt. Mit einer Patenschaft kann man einen Beitrag zu den Kosten für Unterhalt und medizinische Versorgung der Tiere leisten«, erklärt Hannah Wern. Seit kurzem bekommt jeder Pate einen Schlüsselanhänger mit einem Foto seines Patentiers.
Und noch eine Beobachtung hat die Tierheimleiterin gemacht: »2020 gab es Corona-bedingt eine große Nachfrage nach Tieren.« Aktuell erhalte das Tierheim etwa drei Anfragen pro Tag von Menschen, die ihre Tiere wieder abgeben wollten. Um noch mehr Tiere aufzunehmen, reiche allerdings die Mitarbeiter-Kapazität nicht aus. Maximal drei Hunde würden von einem Mitarbeiter betreut, um dem Vierbeiner auch gerecht zu werden.
»Die Tiere, die bei uns abgegeben werden, sind in der Regel zwischen einem und zwei Jahren alt. Ein Großteil von ihnen wurde als Welpe bei Ebay ersteigert.« Oftmals würden die Besitzer bei auftauchenden Problemen zu spät anrufen. Dann beispielsweise, wenn ein zuvor schon Verhaltens-auffälliges Tier gebissen hätte. »Wir beraten auch gerne kostenfrei vor Ort«, unterstreicht sie. Wichtig sei es, bei den ersten Anzeichen einer Auffälligkeit sofort anzurufen. Allerdings würden auch zunehmend ältere Hunde abgegeben, weil die Besitzer aufgrund der Pandemie ihren Job verloren hätten.
Auch an Silvester sind die Mitarbeiter im Tierheim. Zwar ist Böllern untersagt, doch steht zu befürchten, dass es dennoch laut werden kann. »Unsere Tiere bleiben alle im Haus«, betont die Fachfrau. Die Erfahrung habe gezeigt, dass am 1. und 2. Januar viele Fundtiere abgegeben werden. »Das sind Tiere, die aus Angst weggelaufen sind.« Wichtig sei es, Tiere langsam an solche Ereignisse heranzuführen. Hierfür gebe es viele Methoden, zum Beispiel per CD.


