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Wenn die Einliegerwohnung leer steht

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Kreis Gießen (red). Der Mieterverein hat die Kommunen in einer Pressemitteilung aufgefordert, Lösungen zum Thema »Wohnungsleerstand« umzusetzen, um so zumindest teilweise dem Wohnungsmangel abzuhelfen.

Wohnungsleerstand - laut Mieterverein kann man von bis zu fünf Prozent ausgehen - beruhe auch auf einer seit Jahrzehnten verfehlten Siedlungsentwicklung. Es entstünden immer noch Neubaugebiete im Außenbereich, während die Zentren überalterten. Dies führe zu einer Zersiedelung der Gemeinde.

»Bei manchen ist der Leerstand zum Beispiel einer Einliegerwohnung eine gewohnte Form. Denn viele Eigentümer brauchen die Einnahmen aus der Vermietung nicht oder sorgen sich auch wegen der Mieterschutzgesetze. Manche meinen, dass dann keine Privatsphäre mehr da sei. Etliche haben auch keine Routine mit Bürokratie und bei der Wohnraumvergabe,« sagt der Vorsitzende des Mietervereins, Heimo Klemm.

Er wundert sich darüber, dass so viele Menschen alleine leben und keiner sich an der Möglichkeit freut, mit anderen zusammen zu wohnen. Selbst Ideen von gegenseitigem Geben und Nehmen wie »Wohnen gegen Hilfe« oder »Wohnen für Pflegepersonal« passten irgendwie nicht in unsere kulturellen Gewohnheiten.

»Die Kommunen wissen unterschiedlich gut über den eigenen Leerstand Bescheid, es ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Aber manches erklärt sich schon bei Spaziergängen, wenn man aufmerksam ist. In manchen Gemeinden finden sich ganze Straßenzüge, wo es viel untergenutzten Wohnraum gibt. Manchmal nennt man das ›Witwenstraßen‹. Es sollte üblich werden ist, beispielsweise Seniorinnen-WGs zu gründen. Und Wohnstraßen sollten vielfältiger gestaltet werden, auch an Mehrgenerationen-Wohnen ist mitzudenken«, fordert Klemm.

Lösungswege gebe es schon lange, die entsprechenden Förderungen seit 20 Jahren, da könne man wirklich viel Geld abholen. Zwar gebe es viele gute Beispiele in Deutschland, aber leider seien diese nicht sehr verbreitet. Selbstverständlich brauche es dafür auch die Kompetenzen, mit Nachbarschaft umzugehen. Zum Beispiel die, nicht zu glauben, dass die eigene Lebensform die einzig richtige ist.

»Es ist nicht Aufgabe eines Mietervereins, Gebrauchsanweisungen zu geben, das wäre vermessen«, heißt es in der Mitteilung weiter. Viele Gemeinden hätten da längst Expertise. Die Kommune werde sich entscheiden müssen: Ist sie nur Dienstleister oder übernimmt sie eine planerische Aufgabe im Sinne von Lebensqualität? »Es werden Strukturen benötigt, die mehr Gemeinschaft möglich machen. Das Bewusstsein dafür wächst, aber das zieht Verantwortung füreinander nach sich«, heißt es weiter.

Der Mieterverein betont abschließend: »Nur die eine Lösung gibt es nicht, sondern viele kleine Pakete, mit denen man die Menschen mitnimmt, etwa ein Programm bei der Volkshochschule zu alternativen Wohnformen oder ein Beispiel, das im Gemeindeblatt vorgestellt wird, eine Einladung zum Gespräch in Fokus-Gruppen. Das ist ein Langzeitprogramm, aber es muss endlich damit begonnen werden, wenn die Wohnraumversorgungskrise überwunden werden soll«.

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