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»Werken war gar nicht so dumm«

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Von: Thomas Wißner

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Großer Bahnhof zur offiziellen Eröffnung des hessenweit einzigartigen BauKo-Raums an der Diebsturmschule. Foto: Wißner © Wißner

Der hessenweit einzigartigen BauKo-Raum an der Diebsturmschule wurde jetzt offziell eröffnet.

Grünberg (twi). »Wenn wir so was früher in unserer Schule gehabt hätten!« Das war der einhellige Tenor von Ministerpräsident a.D. Volker Bouffier (CDU) wie auch des Leiters des Staatlichen Schulamts in Gießen, Norbert Kissel. In Grünberg wurde der »BauKo« eröffnet, ein Raum, indem der Phantasie der Diebsturmschüler keine Grenzen gesetzt sind. Kultus-Staatssekretär Dr. Manuel Lösel und Kreis-Schuldezernenten Christopher Lipp (beide CDU) schauten das vollendete Werk an, das maßgeblich Eltern umsetzten. Zwar ist der Bau- und Konstruktionsraum schon in Betrieb, doch bisher fehlte es an einer feierlichen Eröffnung dieses wohl in Hessen einzigartigen Schulraums.

Die Idee hatte viele überzeugt, so waren Spendengelder in Höhe von 100 000 Euro eingegangen, weitere 30 000 Euro steuerte der Landkreis Gießen bei.

Schulleiterin Anja Hofmann stellte gemeinsam mit der für den Raum verantwortlichen UBUS-Fachkraft Dominic Keller den Raum vor. UBUS steht für »Unterrichtsbegleitende Sozialpädagogische Fachkraft« und als solche verantwortet Keller den Raum, den die Schüler wöchentlich Blockweise nutzen. Im Sommer vergangenen Jahres wurde damit begonnen und nun können die 425 Schüler diesen Raum bereits seit einem halben Jahr nutzen.

»Etwas ganz Besonderes«

Für Lipp ist der Raum »etwas ganz Besonderes«, was allein schon die Anwesenheit der zahlreichen politischen Vertreter zeige, »mehr als bei der Einweihung einer neuen Schule«. Der ehemalige hessische Ministerpräsident Bouffier ergänzte: »Etwas Außergewöhnliches ist hier gelungen. Ich kenne keine andere Schule, die so etwas hat und das macht euch einzigartig.«

Auch bei seiner Ansprache unterstrich der ehemalige Landesvater, dass die Schule einen großartigen Grund habe zu feiern, sei doch gemeinsam etwas umgesetzt worden. »Es ist heute ein Tag des Dankes an Eltern, Förderer, Schirmherrn und alle, die dazugehören und natürlich auch diejenigen, die von Amtswegen dazu beigetragen haben«, lobte Bouffier die Intention der Schule, Schüler früh in Kontakt zu bringen mit einer »anderen Form der Ausbildung. Früher gab es ein Fach Werken - das war gar nicht so dumm.« Von daher beschreibe der Raum eine neue Entwicklung. »Es war nicht die Idee des Kultusministeriums, nicht der Stadtverordnetenversammlung, sondern es war Eure Idee, eine Vision und die Kraft, die zum Erfolg führt. Das würde ich mir mehr wünschen. Wenn wir den Schulalltag wieder haben, dann komme ich gerne wieder und bringe was mit. Heute Dank und Anerkennung für die Schule am Diebsturm. Es ist dies ein Tag der Freude.«

Den Schimmel verscheucht

Die Schulleiterin betonte: »Wir sind dankbar für die Idee. Wir hatten vorher einen verschimmelten Keller und nun ist daraus ein BauKo-Raum geworden. Danke dem Schirmherrn Dirk Bender und allen Spendern, dass hierfür über 100 000 Euro an Geldern eingesammelt wurden«. Lipp verwies darauf, dass der Landkreis als Schulträger seinen Beitrag in Form der Einrichtung einer spielerischen Hochebene mit Rutsche für den Raum geleistet habe. Es sei der Überzeugungskraft des Projektteams zu verdanken, »dass das schier Unglaubliche umgesetzt und 100 000 Euro dafür zusammenkamen.« Der Raum ermöglicht den Schülern, Kreativität und handwerkliches Geschick zu entfalten.

Für handwerkliche und technische Berufe zu werben, sei eine Zukunftsaufgabe und dafür sei der BauKo-Raum ein »echtes Leuchtturmprojekt«. Darüber hinaus beweise die Umsetzung auch die große Unterstützung der Bürgerschaft für dieses Projekt.

Und auch Kissel machte vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Herausforderungen für das Handwerk deutlich, dass es nie zu früh sei, vehement dafür zu werben. »Oft ist es dafür zu spät, weil der junge Mensch seine Einstellung dazu bereits sehr früh entwickelt. In der Schule am Diebsturm werden dagegen die Grundlagen dafür gelegt, dass die Kinder mit einer positiven Einstellung dem so dringend benötigten Handwerk gegenüber die Grundschule verlassen«. Und: Es ist nichts im Verstand, was nicht zuvor im Sinn, in der Hand gewesen ist, sagt Comenius. »Deshalb ist das BauKo-Projekt im besten Sinne auch eine Schule des Verstandes - durch die Hand in den Geist«, brachte es Kissel auf den Punkt. Er hofft jetzt, dass viele Schüler nach ihrer Schulzeit einen handwerklichen Beruf ergreifen »und es vielleicht sogar zum Meister bringen«.

Schirmherr verhindert

Lena Meyer umrahmte auf dem Keyboard die Einweihungsfeier. In Vertretung des verhinderten Schirmherrn Dirk Bender freute sich Tochter Anne Römer über die gelungene Projektumsetzung.

Im BauKo finden sich unzählige Konstruktionsteile, Kugeln und auch Handwerksutensilien wie Hobel und Werkbank. Von den Schülern werden hier selbstständig Auto, Traktor, Haus, Lkw, aber auch Möbel gefertigt und so die Feinmotorik in den fünf bis acht wöchentlichen Unterrichtsstunden gefördert.

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