Wiederholte Psychosen durch Drogenmissbrauch
Kreis Gießen (bcz). Ein 25-jähriger Busecker muss sich aktuell wegen Körperverletzung in mehreren Fällen vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Gießen verantworten. Allerdings stand er zum Zeitpunkt der Tat unter Drogen und leidet seit langem unter psychotischen Schüben, war deswegen schon häufiger in stationärer Behandlung. Da er die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit beging, ging es am Dienstag nicht um Verurteilung, sondern um die Unterbringung in einer entsprechenden Klinik.
Zum Zeitpunkt der Tat im Juli 2022 wohnte er in einer eigenen Wohnung im gleichen Haus wie seine Mutter samt ihrem Lebensgefährten. Am Abend des 28. Julis betrat er die Wohnung der Mutter und fragte, ob er etwas zu essen von ihr bekommen könne. Dies entfachte einen handfesten Streit zwischen dem jungen Mann und dem Lebensgefährten der Mutter. Ihr Freund hatte zum Schluss eine blutige Nase. Anschließend ging der junge Mann wieder zurück in seine Wohnung.
Situation eskaliert
Die Situation eskalierte noch einmal am nächsten Tag. Gegen 9.30 Uhr lief er die Treppe herunter, trat die Wohnungstür ein, fand seine Mutter im Bad und griff sie an. Der Freund ging dazwischen. Die Mutter konnte zu ihrer Tochter flüchten, die ebenfalls in der Nähe wohnt. Von dort aus verständigten beide die Polizei. Gemeinsam mit der Tochter und deren Freund gingen sie zu dem Wohnhaus der Mutter zurück. Als sie dort angekommen waren, schaute der Beschuldigte aus einem Fenster seiner Wohnung, schimpfte lautstark und warf drei Cuttermesser und ein Wurfmesser in Richtung der Gruppe.
Die Situation entschärfte die Polizei. Seitdem befindet sich der Mann in stationärer Behandlung. Auslöser für den zweiten Vorfall war ein losgelöster Fakt. Eine Veterinärmedizinerin hatte den Hund des Beschuldigten zu beurteilen, ob dieser als gefährlich eingestuft werden müsse. Mehrere Beschwerden lagen vor. Mit der Hundehaltung war der Mann offensichtlich überfordert. Der Polizei bot sich in dessen Wohnung ein unangenehmes Bild. »Alles war kaputt, zerschnitten. In der Wohnung türmten sich Essensreste, dreckiges Geschirr und überall war Hundekot«, berichtete der Polizeibeamte. Der Hund kam daher ins Tierheim, wurde mittlerweile sogar weitervermittelt. Am Dienstag machte der Beschuldigte einen aufgeräumten Eindruck und gab bereitwillig Auskunft über sein Leben. Seitdem er 16 Jahre alt sei, konsumiere er regelmäßig Cannabis, auch mal Kokain und ab und zu Amphetamine. Er hat zwar einen Hauptschulabschluss, jedoch nie eine Ausbildung abgeschlossen. Seinen Konsum hat er über seine Sozialleistungen und durch Schnorren bei der Mutter finanziert.
Die Drogen lösten bei ihm bei ihm immer wieder »substanzinduzierte Psychosen« aus, erklärte er vor Gericht. Deswegen war er seit seinem 19. Lebensjahr oft in stationärer Behandlung.
»Diese Zeiträume waren eigentlich immer zu kurz«, sagte seine Mutter. Meistens sei er nur etwa sechs Wochen weg gewesen. »Wir hatten alle immer das Gefühl, dass er dann nie ganz aus der Psychose draußen war.« Ambulante Hilfsangebote hätten bei ihm nicht gefruchtet, Medikamente habe er selbstständig abgesetzt. Anschließend habe es sich im Jahresrhythmus immer weiter nach oben geschaukelt, bis es wieder zu Exzessen kam. »Wenn er in einer solchen Phase steckt, dann erkennt er uns nicht mehr, dann sieht er überall Feinde.«
Die Familie steht nach wie vor hinter ihm, versucht ihm zu helfen, wo es nur geht. Da er jedoch volljährig ist, sind ihnen die Hände gebunden, wenn er nicht einsichtig ist. »Wenn er die Medikamente nimmt, dann ist es besser.« Der Sohn habe immer gehofft, dass er es auch ohne schaffen würde, sagte die Mutter. Mittlerweile sage er selbst, dass er sein Leben wieder in Griff bekommen möchte. Eine Entscheidung des Gerichts zur Einweisung steht noch aus.