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»Zierliche Moosjungfer« einzigartig

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Bei der Exkursion zur Grube Fernie mit den Lindener Grünen können sich die Teilnehmer vom Erfolg des Eingriffs vor drei Jahren vor Ort überzeugen. Foto: Wißner © Wißner

Linden (twi). Mit 26 Monaten Verspätung ging es nun an der Grube Fernie »Ins Grüne« mit Matthias Korn. Bereits für Mai 2020 war die naturkundliche Wanderung der Lindener Grünen ursprünglich geplant.

So bot sich nun die Gelegenheit, von einem Fachmann zu erfahren, wie sich die Wegeverlagerung an der Grube Fernie ausgewirkt hat und welche Erfahrungen in fast drei Jahren gemacht wurden. Fraktionsvorsitzender Dr. Christof Schütz begrüßte als Organisator zwei Dutzend Teilnehmer und dankte dem Lindener Nabu und seiner neugewählten Vorsitzenden Dr. Cornelia Fink für die logistische Unterstützung der Veranstaltung.

Ideale Bedingungen

Matthias Korn, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der HGON (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) und gleichzeitig Mitinhaber des Fachbüros für faunistische Fachfragen in Linden, wies in seinen einführenden Worten noch einmal darauf hin, um was für ein einzigartiges Kleinod es sich bei dem Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet »Abgrabungsgewässer Grube Fernie« handelt. Bei dem 13,81 Hektar umfassenden FFH-Gebiet handelt es sich um ein europäisches Schutzgebiet, welches auch durch die Verordnung über die Natura-2000-Gebiete in Hessen rechtlich gesichert ist. 116 Vogelarten sind hier nachgewiesen. Überhaupt biete die Grube Fernie ideale Bedingungen für Haubentaucher, Blässhühner, viele Enten- und Gänsearten, wunderbare Jagdgebiete für Mauersegler, Uferschwalben, wie auch als perfektes Beutegebiet für den Eisvogel und viele andere Vogelarten. Bevor Korn auf das Zusammenspiel verschiedener Spezies für das Gesamtsystem einging, verwies dieser auf die aktuell von Norden herkommenden in großer Zahl durchziehenden Vögel. »Im nächsten Monat sind wir hier dann mittendrin«, denn die Grube Fernie ist als Vogel-Rastgebiet bekannt.

Unter den zahlreichen Arten wurden auch so seltene wie Pracht- und Schwarzhalstaucher und viele Schwimmentenarten, etwa Pfeif- und Schnatterente, verzeichnet. Blässhühner holen sich ihre pflanzliche Nahrung aus der Tiefe, von der dann auch weniger gewandte Taucher wie beispielsweise die Moorente profitieren können.

35 Libellenarten

Im weiteren Verlauf zeigte der Referent mehrere Beispiele von Libellenarten. Insgesamt sind hier 35 Arten nachgewiesen. Die »Zierliche Moosjungfer« wird in Hessen regelmäßig nur in Linden nachgewiesen. Feuerlibellen und Blaupfeil wurden den Teilnehmern demonstriert.

Besonders aufmerksam beobachteten die Teilnehmer jenes Areal im nördlich Bereich, welches 2019 nach politischen Auseinandersetzungen mit einer Stadtverordnetenversammlung vor Ort und einer späteren namentlichen Abstimmung gegen die Stimmen der CDU auf den Weg gebracht wurde. 135 Meter des 1,1 Kilometer langen Rundwegs um den See der Grube Fernie wurden verlegt, um den Uferbereich zu beruhigen, um Ruhezonen zu schaffen und weitere Schilfzonen einzurichten, damit sich mehr Wasservögel niederlassen können.

Inzwischen wird klar, dass sich dieser Eingriff als außerordentlich wirksam erwiesen hat. Auch wenn der Rothalstaucher, dessen Brut 2018 vermutlich durch Störung zu aufdringlicher Besucher nicht zum Erfolg führte, bisher nicht wieder zurückgekommen ist, so sei für alle anderen Vogelarten festzustellen, dass die Ruhezone sich als ein Paradies erweise.

Allerdings haben die bisher gemachten Erfahrungen auch gezeigt, dass es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die Aussichtsplattform, die quasi als Entschädigung errichtet wurde, weil der Weg am Ufer weggefallen ist, ist für Korn »noch zu nah dran«, sollte um etwa zwei Meter zurückgesetzt werden. Für den Eisvogel wäre eine steilere Uferböschung optimal. Auch dazu wurden bereits Überlegungen angestellt.

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