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»Zukunft ermöglichen

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Alexander Gey Foto: privat © privat

Der Reiskirchener Verein »Smiling Children« baut eine Buschschule und möchte Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Kreis Gießen (paz). »Zukunft dort ermöglichen, wo die Gegenwart noch unter der Vergangenheit leidet« ist das Motto von »Smiling Children e.V.« Der Verein wurde im August 2003 von sieben engagierten Menschen im Alter zwischen 28 und 52 Jahren gegründet. Initiator war der promovierte Tiermediziner Alexander Gey aus Reiskirchen, der nach seinem Studium berufsbegleitend seinen Master in Business Administration machte und Mitstudenten für seine Idee, Kindern in den verschiedensten Ländern der Welt durch Unterstützung ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, gewinnen konnte.

1997 reiste Alexander Gey erstmals mit seiner Frau Sabine nach Südafrika, Ziel war die Nordgrenze zu Simbabwe. Dort lernte das Paar eine deutsche Familie kennen, welche die dortige Buschschule unterstützte. »Das Gebäude war verfallen und hatte nur noch ein halbes Dach«, erinnert er sich. Noch während seines Aufenthaltes kauften Alexander und Sabine Gey Bücher sowie weitere Unterrichtsmaterialien für die Schule, die damals rund 30 Kinder zählte.

Wieder Zuhause bemühten sich die Geys zunächst in ihrem Freundeskreis um weitere Spenden. Bis zur Geburt ihrer Söhne reisten die Beiden ein- bis zweimal pro Jahr nach Südafrika, um zu sehen, welche Dinge vor Ort benötigt wurden. »Wir haben die Lehrer immer gefragt, was sie brauchen und dementsprechend Dinge besorgt.« In der Regel waren es Bücher oder Schulmaterialien. »Geld haben wir nie gespendet, da die damaligen Lehrer nicht selten korrupt waren.«

Um die Schule noch besser unterstützen zu können, wurde schließlich der Verein »Smiling Children« gegründet, der aktuell 25 Mitglieder zählt. »Wir wollten nicht nur ein wenig Spaß verbreiten, sondern effektiv dazu beitragen, dass die Kinder auch langfristig wissen, wie sie sich zum eigenen Glück verhelfen können. Hilfe zur Selbsthilfe so zu sagen. Hierzu bedurfte es einer Basis, damit Kinder aus dieser Grundsicherung heraus selbstständig ihre Zukunft gestalten können.« So wurden nicht nur Arbeitsmaterialien besorgt, sondern auch ein vernünftiges Schulgebäude errichtet.

Heute besuchen rund 300 Mädchen und Jungen die »Kranenburgschule«. Die alten Lehrer wurden fast alle durch neues Personal - mit Ausnahme von einem Mann, alles Frauen - ersetzt. Dass die Primary School zur schönsten Schule der Provinz gewählt wurde, rief auch große Unternehmen, die sich in der Nähe angesiedelt hatten, auf den Plan. Vor allem der Diamantenhändler de Beer, der in unmittelbarer Nähe eine große Mine hat, zeigte sich spendabel. Auch ein lokaler Supermarkt unterstützt mittlerweile die »Kranenburgschule«. Eine Tafel an der Schule gibt Auskunft darüber, wer die Institution finanziell fördert.

»Die Gebäude werden regelmäßig renoviert, die Toiletten erneuert, auf Wasser- und Stromversorgung geachtet.« Erst im vergangenen Jahr sei eine neue Essenausgabe hinzugekommen. Ein Vereinsmitglied, Harald Henzler, sei regelmäßig vor Ort, um sich davon zu überzeugen, dass alles funktioniere. Ein weiteres deutsches Ehepaar, das in Südafrika lebt, überwache die Bauarbeiten.

Aktuell unterstützt die Hilfsorganisation zwei weitere Projekte: Da die staatlichen Schulen in Indien aufgrund von Corona über zwei Jahre geschlossen waren, hat »Smiling Children« geholfen, neue, private Räumlichkeiten für den Unterricht anzumieten und private Lehrer zu finanzieren. Etwa 3000 Euro pro Jahr fließen in dieses Projekt.

Alexander Geys Schwester Christiane lebt die Hälfte des Jahres in Indien, die andere in Valencia (Spanien), wo sie die Organisation »Childsrights« zur Unterstützung von Straßenkindern in Indien gegründet hat. »Seit fast 20 Jahren nimmt sie kleine Kinder auf. Einige von ihnen haben mittlerweile bereits eine Ausbildung abgeschlossen oder studieren«, berichtet ihr Bruder. Das Ziel sei also erreicht worden. Die Häuser, in denen die Kinder aktuell leben, sind viele Kilometer voneinander entfernt und sollen nun zu einem einzigen großen Haus inklusive Pflegestellen für bis zu 30 Babys zusammengeführt werden. Das Grundstück sei bereits gekauft und mit dem Bau begonnen worden.

In Sambia hingegen wird mit dem Projekt »Chimwemwe« - was so viel heißt wie glückliche Mädchen - in die schulische Bildung von Mädchen investiert, die in der traditionell geprägten Region oft benachteiligt werden. Frühe Schwangerschaften und (Zwangs-)hochzeiten sind noch immer an der Tagesordnung. Gleichzeitig unterstützt der Verein die Schule »The Other Side Foundation«, die 450 Waisen und finanziell benachteiligten Kindern aus dem nahegelegenen Armenviertel die Möglichkeit gibt, von der 1. bis zur 7. Klasse zu lernen und am Tag zumindest eine Mahlzeit zu haben.

Damit die Kinder ihr Essen auch in der Regenzeit im Trockenen einnehmen können, hat der Verein eine Dachverlängerung an der Essensausgabe finanziert. »Smiling Children« vermittelt auch Patenschaften. Mit nur 25 Euro pro Monat könne ein Kind in Sambia unterstützt werden, erklärt Alexander Gey. Es käme auch vor, dass sich Personen Patenschaften teilten. Die Patenschaft für ein indisches Kind läge bei 60 Euro pro Monat.

»Mit unserer ehrenamtlichen Tätigkeit unterstützen wir gezielt Projekte, die den Zweck verfolgen, eine langfristige Perspektive zu schaffen. Diese beinhaltet neben Ausbildungsunterstützung, Essen, Kleidung und Unterkunft auch die Finanzierung von Projekten, die zur Entwicklung der Kinder dienen sowie psychologische und medizinische Betreuung«, fasst Gey zusammen.

»Überall können wir leider nicht helfen«, bedauert der Veterinärmediziner, aber die ausgewählten Projekte seien alle auf Langfristigkeit angelegt. Würde man zu viele Projekte unterstützen, sei die Kasse vermutlich schnell leer und man müsse sie dann zum Nachteil der Kinder schließen. Wie viel Geld in welches Projekt fließe, hänge von den jeweiligen Bedarfen ab. Die Schule in Südafrika habe sich mittlerweile zu einem Selbstläufer entwickelt. Selbst ein regelmäßiger Busverkehr zur Schule sei eingerichtet worden.

Auch 15 bedürftige Familien aus dem Landkreis Gießen sind in enger Zusammenarbeit mit Diakon Rudolf Montermann und der Caritas unterstützt worden. Dabei habe man sich vor allem auf die Bereiche Schule und soziale Interaktion konzentriert. Ein einmaliges Projekt sei darüber hinaus die Ausstattung einer Schule in Rumänien gewesen. Aktuell hat Familie Gey zwei ukrainische Frauen in ihrem Haus aufgenommen.

»Was viele nicht wissen ist, dass Amazon einen kostenlosen Service für gemeinnützige Vereine unterhält«, erklärt Alexander Gey. »0,5 Prozent jedes Umsatzes, der bei einem Einkauf über https://smile.amazon.de getätigt wird, kann seit dem 25. Februar auch auf das Konto von »Smiling Children e.V.«, gehen.« Wichtig sei es, vor jedem Einkauf »Smiling Children e.V.« als Organisation auszuwählen, die unterstützt werden soll. »Wenn viele mitmachen, kommt unterm Strich eine Summe heraus, die einem Kind weiterhilft«, betont Gey.

Einmal pro Jahr informiert der Verein in einem Newsletter seine Mitglieder und Förderer über die Aktivitäten von »Smiling Children«. Der Mitgliedsbeitrag ist frei wählbar. Wer spenden möchte, kann dies unter Smiling Children e.V. Sparkasse Gießen IBAN: DE 67513500250261020200 tun.

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Die Kinder und ihre Lehrerinnen freuen sich gemeinsam mit Alexander Gey (r.) über ihr neues Klassenzimmer. Foto: privat © privat
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Den Menschen in Afrika ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das möchte der Verein »Smiling Children«. Foto: privat © privat

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