Haus der Vielfältigkeit besteht 50 Jahre

Die Lang-Gönser Kita »Mäuseburg« feiert ihren 50. Geburtstag am Samstag mit einem großen Sommerfest.
Langgöns (imr). Dieses Fest hat einen guten Grund: Am kommenden Samstag, dem 2. Juli, feiert die Kindertagesstätte »Mäuseburg« im Kernort Lang-Göns ihr 50-jähriges Bestehen.
Es gibt ein Sommerfest mit Kita-Spielen und »Liedern von früher«. Los geht es um 14.30 Uhr, zum Abschluss der Feier dürfen sich Kinder und Eltern auf eine schöne musikalische Überraschung freuen. Mehr sei an dieser Stelle aber noch nicht verraten, denn es soll ja eine Überraschung bleiben.
Der 50. Geburtstag ist für Kita-Chefin Karin Bramer auch Anlass, einen Blick zurückzuwerfen. Sie hat 41 der 50 Jahre in der Einrichtung verbracht, seit fast 29 Jahren leitet sie die Kita und hat in dieser langen Zeit den großen Wandel innerhalb ihres Berufsstandes erlebt: »Heute sage ich gerne, das ist ein mittelständisches Kleinunternehmen, was ich leite, allein schon die Logistik ist eine große Herausforderung«, weiß die Lang-Gönserin.
»Millionenprojekt«
Im Oktober 1972 war der Kindergarten eröffnet worden. Damals war Heinz Ulm Bürgermeister von Langgöns.
Das für die damalige Zeit hochmoderne Gebäude ging als »Millionenprojekt« in die Geschichte der Gemeinde ein, denn diese hatte beim Bau weder Kosten noch Mühen gescheut. Ausgelegt war die Einrichtung für 100 Kinder. Leiterin war damals Brunhilde Frömel, danach lange Zeit Brigitta Örtel. Sie hatte vier Mitarbeiterinnen, 75 Kinder wurden anfangs in altersgleichen Gruppen betreut.
Karin Bramer erinnert sich: »Als ich 1981 in der ›Mäuseburg‹ anfing, wurde noch in altersgleichen Gruppen gearbeitet, der Kindergarten hatte vormittags und nachmittags auf, mittags war Pause und die Kinder waren daheim.« 1981 war der Kindergarten viergruppig, es gab keine Praktikantin und 25 Kinder pro Gruppe. »Ich fing mit den Dreijährigen an und habe die dann über drei Jahre betreut.« 1985 wurde die »Mäuseburg« zur Tagesstätte umgewandelt, anfangs nutzten dieses Angebot 15 Kinder. Ab 1986 arbeitete man in altersgemischten Gruppen. »Schon immer hatten wir viele Kinder aus Mi-grantenfamilien. Das Haus war Anfang der 70er Jahre gebaut worden, weil so viele ausländische Mitbürger kamen, vorwiegend Italiener, Türken, Kroaten und Amerikaner«, erinnert sich die Kita-Chefin. »Es war schon immer ein Haus der Vielfältigkeit, das ist es, was bereichert«, ist sie überzeugt.
1990 wurden die Ganztagsplätze auf 30 Kinder erweitert und die regulären Kindergartenplätze auf 100 Kinder erhöht. Der Bedarf an Kitaplätzen wuchs weiter, sodass 2014 ein Erweiterungsanbau eingeweiht wurde.
Hier stehen insgesamt 24 Plätze für Kinder unter drei Jahren in zwei Gruppenräumen zur Verfügung.
Aktuell besuchen insgesamt 105 Kinder in altersgemischten Gruppen, ausgenommen die Kleinen, von zehn Monaten bis sechs Jahren die »Mäuseburg«. Damit ist die Kindertagesstätte eine der größten im Landkreis Gießen. Das heutige Konzept sieht eine teiloffene Gruppenarbeit vor, das heißt, die Kinder können sich nach dem Morgenkreis gegenseitig besuchen. Multikulturelle Integration und multikulturelles Arbeiten sind wichtiger Bestandteil. Es gibt einen Turnraum mit »Bewegungsbaustelle«, eine offene Cafeteria am Vormittag - im Moment noch geschlossen durch Corona - und pro Gruppe dürfen jeweils vier Kinder morgens bei jedem Wetter ins Außengelände, ohne dass die gesamte Gruppe dabei ist. Seit Mai 1998 gibt es die Natur- und Wandergruppe »Wandermäuse«. Das ist ein Waldprojekt an einem Wochentag, bei der 20 Kinder mit zwei Erzieherinnen in Feld, Wald und Wiese unterwegs sind. Neuerdings werden sie von der Waldpädagogin Jutta Jost begleitet. »Auch der Ausbau der Krippengruppen im Anbau hat sich sehr positiv entwickelt, ich bin froh, dass der Anbau räumlich direkt angegliedert ist«, sagt Karin Bramer und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Frühförderstufen.
17 Erzieherinnen
Insgesamt 17 Erzieherinnen, eine Jahrespraktikantin, eine Köchin, eine Küchenhilfe, und drei Reinigungsfrauen kümmern sich aktuell darum, dass sich alle in der »Mäuseburg« wohlfühlen und alles gut funktioniert. »Wir leisten hier in der Mäuseburg eine hervorragende Arbeit mit den Kindern, die ein großes Sozialverhalten und tolles Miteinander haben, was alle anderen Entwicklungsschritte sehr begünstigt«, lobt die Chefin das Team um ihre Stellvertreterin Janina Nern.
Die »Mäuseburg« soll perspektivisch zum Familienzentrum ausgebaut werden.
Foto: Rieger
