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Kleebachtal bald ohne Geldautomat?

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Das Gelände rund um das »Alte Haus« in Niederkleen soll zu einem Kulturhof umgestaltet werden. Foto: Rieger © Rieger

Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch möchte verhindern, dass die Volksbank Mittelhessen ihren Geldautomaten in Oberkleen demontiert.

Langgöns (imr). Einen Dringlichkeitsantrag brachte der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch (CDU) in die Sitzung der Gemeindevertretung ein: Er möchte verhindern, dass zukünftig im gesamten Kleebachtal kein Bargeld mehr abgehoben werden kann. Hintergrund ist, dass die Volksbank Mittelhessen angekündigt hat, ihren Geldautomaten in Oberkleen zu demontieren.

Bargeldversorgung gefährdet

Noch vor einem Dreivierteljahr habe sie, so berichtete Reusch, zugesichert, ihn aufrechtzuerhalten. Waldsolms, Hüttenberg, Butzbach und Langgöns wären im Falle einer Demontage dann die nächsten Standorte. Das sei insbesondere für die nicht mehr mobilen Bürger untragbar. »Noch ist er nicht demontiert, noch können Gespräche geführt werden«, betonte der Rathauschef.

Er schlug vor, darauf hinzuwirken, dass die Volksbank Mittelhessen und die Sparkasse Wetzlar die Bargeldversorgung im Kleebachtal durch die Aufstellung von Geldautomaten wieder gewährleisten, der Gemeindevorstand soll entsprechende Verhandlungen führen. Ihm sei klar, dass hinter den Planungen der Institute wirtschaftliche Entscheidungen stünden, es sei aber ein »zusätzlicher Druck auf höherer Ebene notwendig, wir können das nicht unkommentiert hinnehmen«, betonte Reusch.

»Es ist eine falsche Politik der Banken, sich immer mehr aus der Fläche zurückzuziehen.« Damit würden sie sich auch ihren einzigen Vorteil gegenüber Onlinebanken nehmen. Außerdem seien die Gemeinden bei den Sparkassen und Volksbanken Miteigentümer. Reusch hofft nun auf »intelligente Lösungen« mit den Instituten wie gemeinsam betriebene Automaten oder stundenweise Möglichkeiten zur Bargeldabhebung. Er kritisierte, dass die Zentralen in Gießen mit stattlichen Bauten stetig wachsen würden. Dies sei in Zeiten von Homeoffice ein falsches Signal. »Geht das nicht auch in der Fläche?«, fragte er und betonte: »Wir wollen hier mitreden.« Er unterstrich auch, dass es »grundsätzlich einen guten und konstruktiven Austausch mit den Banken gibt«. Diese Entscheidung müsse dennoch kritisiert werden.

Volle Zustimmung

Jürgen Knorz stellte den Ergänzungsantrag, dass dieses Thema bei der Bürgermeisterdienstversammlung beraten und eine kreisweite Regelung gefunden werden sollte. Heidi Tonhäuser (SPD) regte für Oberkleen an, das Thema »vielleicht in Kooperation mit dem Nahkauf-Geschäft zu regeln«. Der Antrag mit dem Ergänzungsantrag wurde einstimmig angenommen.

Einstimmig wurde Erhard Mank als Schiedsamtsstellvertreter für den Schiedsamtsbezirk Cleeberg-Espa wiedergewählt.

Ebenfalls einstimmig verabschiedete das Langgönser Parlament in seiner Sitzung das vorgelegte Konzept zum Dorfentwicklungsprogramm IKEK inklusive dem daraus resultierenden Zeit-, Kosten- und Finanzierungsplan. Vertreter aller Parteien und der Bürgermeister lobten das Programm in den höchsten Tönen: Dr. Michael Buss (Grüne) sagte: »Ein großartiger Prozess, ein schnelles Ergebnis, wir können uns in Hessen sehen lassen.« Das Planungsbüro, die beteiligten Kommunalpolitiker und die vielen Bürger aus allen Ortsteilen hätten ein »wirkliches Lob« verdient.

Anja Asmussen (SPD) bekräftigte dies: »Das Projekt hat eine große, besondere Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde.« Alle hätten sehr gut zusammengearbeitet. Sie hob besonders das Jugendprojekt hervor, und für alle Ortsteile sei etwas dabei. Bürgermeister Marius Reusch (CDU) gab den Dank zurück: »Wir haben in sehr breitem Konsens beraten. Es ist wichtig, dass solche Projekte auf einer breiten Basis beruhen, das freut mich ganz besonders.« Er betonte die Herausforderung, das Programm in den nächsten sechs Jahren umzusetzen. Es sei eine »Leitlinie für die nächsten Jahrzehnte, wie wir die Gemeinde weiter entwickeln können«.

Mehr Personal für das Bauamt

Für die Umsetzung stellte er eine personelle Verstärkung im Bauamt in Aussicht, um »wichtige Infrastrukturprojekte stemmen zu können«. Wenn dann auch noch private Liegenschaften über die Förderung angepackt würden, könne das für die Bürgerschaft gewinnbringend sein. Eva Oberschelp (Grüne) als Finanzexpertin ihrer Fraktion unterstrich: »Vor den finanziellen Auswirkungen brauchen wir keine Angst zu haben.«

Sie empfahl, alle Projekte umzusetzen. Parlamentspräsident Martin Hanika (CDU) sagte: »Die Möglichkeiten und Chancen, die mit dem Projekt verbunden sind, werden ihre volle Wirkung erst entfalten, wenn sich die Bürger auch mit ihren eigenen Anliegen beteiligen.« Deshalb sollte insbesondere Neubürgern das Thema nahegebracht werden.

Vier Förderanträge

Einstimmig beschloss das Gremium, für die ersten vier IKEK-Projekte umgehend Förderanträge zu stellen: Eine sichere Zuwegung über einen Fußsteg zum Bürgerhaus Cleeberg, ein Machbarkeits-Vorkonzept für die Gesamtentwicklung des »Alten Hauses« in Niederkleen zu einem »Kulturhof Niederkleen«, die Einrichtung eines Jugendfreizeitgeländes am Lochermühlsweg in Lang-Göns und der Umbau des Paul-Schneider-Heims zu einer zweigruppigen Natur-Kita. Entsprechende Mittel sollen im Haushaltsplan eingestellt werden.

Der Antrag der SPD-Fraktion, zukünftig aus ökologischen und landwirtschaftlichen Gründen auf die Erweiterung des Gewerbegebietes Perch-stetten/Lützelwiesen sowie auf eine Ausweisung von neuen Gewerbeflächen im gegenüberliegenden Bereich Steinacker zu verzichten, war bereits im Umwelt- und im Bauausschuss nach langen Diskussionen mehrheitlich abgelehnt worden. Das Langgönser Parlament schloss sich dieser Empfehlung an und lehnte den Antrag mit 21 Stimmen ab. Neun Gemeindevertreter aus den Reihen der SPD stimmten für ihren Antrag.

Zuvor waren die Argumente für und wider den Antrag von Heidi Tonhäuser, Prof. Axel Wehrend (beide SPD), Dr. Michael Buss und Eva Oberschelp (beide Grüne), Tim Schröder und Jürgen Knorz (beide CDU) noch einmal ausgeführt worden. Die Mehrheit der Parlamentarier votierte schließlich dafür, eine Fläche von etwa zehn Hektar im Bereich Steinacker als zukünftige Gewerbefläche auszuweisen. Damit sollen die Erweiterungsbedürfnisse heimischer Unternehmen befriedigt werden. Die Idee von Eva Oberschelp, mittels einer qualifizierten Umfrage entsprechende Daten von Langgönser Firmen zu erheben, wurde begrüßt.

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