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Balzruf aus dem Lautsprecher

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Von: Klaus Kächler

Jägerinnen und Jäger sind derzeit in den Feldern unterwegs. Sie hoffen auf Antwort eines echten Rebhahns. Beobachtungen werden in einer Revierkarte eingetragen

Laubach (klk/red). Die Temperaturen werden milder und wer bei Dämmerung durch die Felder geht und viel Glück hat, kann sie hören, die schnarrenden Rufe: »Kirik-kirik.« Es ist Paarungszeit bei den Rebhühnern. Doch die kleinen Hühnervögel, die wir alle aus Märchen und Geschichten kennen, sind selten geworden.

Harald Mohr, Vorsitzender der Hegegemeinschaft Laubach, weist darauf hin, dass in diesen Tagen Jägerinnen und Jäger mit dem Balzruf eines vermeintlichen Kontrahenten, der aus einem mobilen Lautsprecher ertönt, in den Feldern unterwegs sind. Sie hoffen auf Antwort eines echten Rebhahns. Mit viel Glück kommen die sonst sehr scheuen Vögel nämlich bis auf wenige Meter herangeflogen, um den vermeintlichen »Konkurrenten« zu vertreiben. Doch die Jäger wollen das Tier nicht schießen. Im Gegenteil: Hat sich ein Rebhahn gezeigt oder war dieser aus der Ferne zu hören, werden diese Beobachtung in einer Revierkarte eingetragen.

Ist auch nach fünf Minuten keine »Antwort« des echten Rebhahnes zu hören, geht der Jäger auf seiner vorher in der Karte markierten Route 50 Meter weiter und spielt erneut den Balzruf des Hahns aus dem Lautsprecher ab. Die festgelegten Zählrouten müssen dabei mindestens 250 Meter auseinanderliegen, um eine doppelte Zählung zu vermeiden

»Zusammen mit weiteren Sichtungen der Balzpaare und später im Jahr auch der Familiengruppen, den sogenannten Ketten, erhalten die Revierpächter dadurch einen guten Überblick über die Anzahl und die Entwicklung der Rebhühner und können so ihre Hegemaßnahmen an die in ihrem Revier vorliegenden Gegebenheiten anpassen«, erklärt Mohr.

Verzicht auf Bejagung

»Viele Revierpächterinnen und -pächter, gerade in unseren Laubacher Revieren, verzichten schon seit vielen Jahren freiwillig auf die Bejagung des Rebhuhns und setzen stattdessen auf zahlreiche lebensraumverbessernde Maßnahmen«, erläutert der Vorsitzende der Hegegemeinschaft. Dabei liege ein besonderes Augenmerk auf der gerade stattfindenden »flächendeckenden Wildtiererfassung« unter wissenschaftlicher Begleitung.

Damit das Rebhuhn in den heimischen Feldern wieder eine Chance bekomme, müssten drei Faktoren stimmen: Nahrung, Deckung und der Schutz vor Beutegreifern, so Mohr.

In den Revieren im Kreis Gießen unterstützen die Jäger die Rebhühner durch Aufstellen von speziellen Futtereimern, insbesondere in den kargen Wintermonaten und in den Zeiten der Kükenaufzucht bei der Suche nach Nahrung. Damit ausreichend schützende Deckung vorhanden ist und die Rebhühner ihre Gelege an einem sicheren Ort ausbrüten können, werden in den Revieren Blühstreifen angelegt, Todholz wie abgestorbene Bäume und Prossholz (abgeschnittene Weichhölzer, die dem Wild zur Äsung ausgelegt werden) belassen und weitere Flächen brach liegengelassen.

Die in den Frühjahrs- und Sommermonaten bunt blühende Flächen locken zudem zahlreiche Insektenarten an, die in den ersten Lebenswochen eines Rebhuhnkükens überlebenswichtig sind. Doch auch der schönste Blühstreifen und die Unterstützung bei der Nahrungssuche helfen nicht, wenn die Rebhühner oder ihre Gelege von Beutegreifern wie Fuchs, Waschbär oder Marder gefressen werden. In diesem Zusammenhang bittet Harald Mohr im Namen der Hegegemeinschaft Laubach, unbedingt Störungen in den Feldgemarkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und möglichst Hunde an der Leine zu führen.

Anders als im deutschlandweiten Trend seien die Rebhuhnbesätze im Kreis Gießen stabil, schildert Mohr. Im vergangenen Frühjahr hätten durchschnittlich 3,3 Rebhuhnpaare je Quadratkilometer Offenlandfläche gezählt werden können. Das seien gut zehnmal so viele Brutpaare wie im Bundesschnitt. Gerade im Laubacher Offenland werde durch Blühflächen und sonstige biotopverbessernde Maßnahmen viel für den Naturschutz getan, Mohr lobte in diesem Zusammenhang die Leistungen der Landwirtschaft und hob das Engagement des Laubacher Bürgerteams besonders hervor.

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