Gelungene barocke Gala

In der Reihe »mixtur« mischte sich in der Laubacher Stadtkirche diesmal die Orgel musikalisch mit Trompeten.
Laubach . Festliche Klänge erfüllten am Sonntagabend wieder die evangelische Stadtkirche. In der Reihe »mixtur« mischte sich wieder die Orgel mit anderen Instrumenten. Auf dem Programm stand eine barocke Trompetengala mit jungen Musikern aus Karlsruhe. Sie gastierten nicht zum ersten Mal an diesem Ort und waren einmal mehr bestens disponiert und absolut spielfreudig. Das Publikum war hingerissen.
Regionalkantorin Anja Matiné begrüßte stellvertretend für den verhinderten Bürgermeister Matthias Meyer die Musiker und die Gäste. Von der Musikhochschule Karlsruhe waren aus der Klasse von Prof. Reinhold Friedrich fünf junge Instrumentalisten gekommen. Krankheitsbedingt war die Besetzung insgesamt verändert: Anstelle von Organistin Eriko Takezawa-Friedrich war Chrystian Skoczowski eingesprungen, im Ensemble fehlte Benedikt Kilburg.
Markus Stiehl vom Kultur- und Tourismusbüro erinnerte am Rande daran, dass ohne die Unterstützung der Sparkasse Laubach und der OVAG solche Kulturveranstaltungen auf dem Land unmöglich seien.
Das Arrangement war bewährt: Die Musiker agierten auf der Empore neben der Orgel, und die entsprechenden Bilder wurden auf die Stirnwand in der Kirche projiziert. Ein Kompromiss, welcher der Geschlossenheit des Musizierens dient.
Zu Beginn hörte man Georg Philipp Telemanns (1681-1767) Konzert D-Dur für drei Trompeten in vier Sätzen. Da erwies sich das Konzept sogleich als stimmig, die Orgel gleichberechtigt und als Ergänzung der Solisten agieren zu lassen. Die Bläser lieferten ein festliches Strahlen, zu dem sich Skoczowski an der Orgel fürsorglich gesellte. Ein attraktives, harmonisches Geschehen, man musizierte ruhig, aber noch nicht getragen.
Bei Antonio Vivaldis (1678-1741) Concerto in D-Dur in drei Sätzen nach Bach bewies Goeun Park ihre solistischen Qualitäten. Die elegante Barockkomposition gestaltete sie sicher und flüssig, setzte hier und da einen persönlichen Akzent, wobei die komplexe Struktur gut aufgelöst wurde.
Tobias Krieger musizierte Johann Melchior Molters (1696-1765) Concerto No. 1 in D für eine Trompete und Orgel. Er agierte ebenfalls gewandt und sicher, was bei den komplexen Strukturen nicht immer leicht war.
An den Lebensdaten der Komponisten sieht man, dass es sich um ein von der Zeit geprägtes Konzert handelte. Durchaus nicht jeder Titel hielt für die Zuhörer Überraschungen oder auch nur Neues bereit, die Verve der jungen Musiker, ob solistisch oder im Ensemble, ließ jedoch zu keiner Zeit Schwankungen erkennen.
Organist Chrystian Skoczowski hingegen musizierte mit deutlichem Überblick und größter Ruhe, was seine Arbeit zum reinen Vergnügen machte. Er fand sich in jeden Stil und Duktus intuitiv hinein und musizierte mit höchst konstruktiver Zurückhaltung.
Abwechslung brachte dann später eine neutönerisch moderne Komposition, Sofia Gubaidulinas (*1931) Trio für drei Trompeten. Jón Vielhaber, Tobias Krieger und Geoun Park widmeten sich hingebungsvoll dem avantgardistischen Werk und ließen anfangs die verschiedenen Stimmen ganz fein hereinwehen, ein flüchtiger Moment der Ruhe. Die Komponistin hatte aber eher kräftige Farben im Sinn, es wurde schnell dramatisch.
Nach erneuten harmonischen Momenten arbeitete man sich in die klassischen Schwebungen hinein und ging durchaus auch schrill an die Grenzen des physisch Hörbaren. Verspielte Momente und Tempowechsel lockerten das »schräge« Geschehen auf, Spielfreude und Konzentration der Musiker waren exzellent.
Zum Schluss war ein großer Kontrast gesetzt: Mit Zeitgenosse Georg Friedrich Händels (1685-1759) Ouvertüre aus der Feuerwerksmusik hörte man schon eine neue Epoche. Gleichsam gemessenen Schritts, groß mit Orgel, hob das Werk an, die kompletten Bläser lieferten einen stattlichen Klang, bei dem es nicht um kunstvolle Linien ging, sondern um eine Gesamtwirkung mit klassischem Auf und Ab der Dynamik, einem Wogen.
Die Orgel und die Bläser wagten dabei einen schwungvollen Tanz. Ein großprächtiger Gesamtklang zum Finale machte nochmals klar, zu welcher Synergie eine Orgel fähig ist. Eine Zugabe, genauso schön. Das Publikum applaudiert im Stehen, lange.