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Ab ins All

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Die Kisten mit Teilen für den Satelliten sind gerade angekommen. Nun müssen die Schüler der »DBS-Weltraum-AG« mit ihrem Lehrer Bernhard Krenig die Einzelteile zusammenbauen. Foto: DBS © DBS

Lich . »Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022:» Finja, David, Dean, Parsa, Pascal, Silvio, Kalle, Phil, Giulia, David und Dominik wollen einen selbst gebauten Satelliten ins Weltall schießen lassen. Allerdings müssen die Schülerinnen und Schüler der Licher Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) den Mini-Satelliten in den kommenden Monaten erst noch zusammenbauen.

Die Teile dafür sind gerade angekommen.

Ende des Jahres soll der rund 10 mal 10 Zentimeter große Würfel mit einer Aluminium-Hülle dann von Kalifornien aus abheben. Zur Stromversorgung hat er - wie seine großen Brüder im All - ein Sonnensegel dabei.

Im Weltraum will das DBS-Team nämlich ein Experiment durchführen, das zeigen soll, ob und wie sich Proteine in der Schwerelosigkeit verändern. Dazu werden sie vorher und im All mit einem Massenspektrometer vermessen.

Konkret geht es dabei um ein Protein, das bei einer Tierkrankheit eine wichtige Rolle spielt. Wie Physiklehrer Bernhard Krenig, der die »Weltraum-AG« an der DBS leitet, dazu erläutert, erhoffe man sich von den Messergebnissen Erkenntnisse, die für die Medizin nutzbar sein könnten.

Das Projekt der Licher Schule hat bereits überregional für Aufmerksamkeit gesorgt. Unterstützt wird die »Weltraum-AG« von dem Diplomingenieur für Elektrotechnik Winfried Senger (Biebertal) und dem Physik-Professor Ulrich Walter (München), der als fünfter Deutscher im Weltall bekannt geworden ist.

Die Schirmherrschaft hat der Hessische Ministerpräsident persönlich übernommen.

Gelingt der Start des »Licher« Satelliten, so wäre die DBS die erste europäische Schule, die den Weltraum mit einem eigenen Trabanten erforscht. Lediglich eine Schule in Brasilien hat bereits einen Satelliten ins All geschossen.

Der Mini-Satellit wird in rund 500 Kilometern Höhe seine Daten sammeln und an die Erde übermitteln, bevor er abstürzt und in der Atmosphäre verglüht. Zum Vergleich: Die Weltraumstation ISS dreht ihre Bahnen in einer Höhe von etwa 400 Kilometern.

Der Bausatz für den Satelliten, der von dem Unternehmen kommt, das auch für den Transport ins All verantwortlich ist, wird in den nächsten Tagen in Lich erwartet.

»Zu viel möchte ich eigentlich gar nicht verraten, denn ich weiß, dass die Chinesen ein Schulprogramm gestartet haben, so Krenig. »Wenn das Projekt Ende des Jahres gelingt, wären wir weltweit die Nummer zwei«.

Die Zeit ist also knapp, deshalb treffen sich die Schüler auch dreimal die Woche nachmittags mit ihrem Lehrer in der Schule.

Die Kosten für das Unternehmen belaufen sich auf rund 14 000 Euro. Gut ein Drittel davon hat die »Weltraum-AG« bereits eingeworben. Für den Rest werden noch Sponsoren gesucht.

Aber auch die »kleinen« Vorgänge auf der Erde interessieren die Schüler: »Mithilfe der Universität Hamburg haben wir einen Thermocycler bauen lassen«, so Krenig. Das nach den Vorstellungen der Schüler aus Lich entwickele Gerät könne beispielsweise die Insekten-Population auf der Erde kontrollieren und analysieren. »Dadurch lassen sich signifikante Veränderungen in der Biodiversität feststellen«, weiß der Lehrer.

Die beiden Projekte stellen die Licher Nachwuchsforscher vom 2. bis 10. Juli auf der »Ideen Expo« in Hannover vor.

Einen Erfolg können die Licher bereits verbuchen: Mit ihren Ideen hatten sie am Wettbewerb »Ideenfang« der Stiftung NiedersachsenMetall teilgenommen und die Fachjury überzeugt. Jetzt dürfen sie beide Projekte in Hannover gemeinsam mit 24 anderen Schulen ausführlich präsentieren. Ein Team davon wird am Ende zum Sieger gekürt und erhält ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro. Für das aufwendige Satelliten-Projekt kämen die gerade recht …

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