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Auflösung vertagt

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Die Pflege und Instandsetzung der alten Gemäuer des Klosters Arnsburg inklusive des Dormitoriums, das für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, stand im Mittelpunkt der Arbeit des Freundeskreises. Foto: Kächler © Kächler

Die Zukunft des Vereins Freundeskreis Kloster Arnsburg ist weiter ungewiss. Für eine finale Entscheidung waren nicht genügend Mitglieder anwesend.

Lich . Wo sich einst die Mönche zur Ruhe betteten, sollte am vergangenen Samstag eine 60-jährige Institution zu Grabe getragen werden. Doch daraus wurde - zumindest vorerst - nichts.

Seit der Kündigung des Vertrages mit dem Freundeskreis Kloster Arnsburg durch Karl Georg Graf zu Solms-Laubach (der Anzeiger berichtete), herrscht Unsicherheit unter den Mitgliedern des Vereins, wie und vor allem ob es nun weitergehen soll. So stand die Enttäuschung bei der Mitgliederversammlung im Dormitorium des Klosters noch vielen ins Gesicht geschrieben. Das jahrzehntelange Engagement und der wirtschaftliche und persönliche Einsatz zum Erhalt der Klosteranlage - das alles empfand man in keiner Weise wertgeschätzt. Entsprechend lautete der zentrale Tagesordnungspunkt: »Auflösung des Vereins Freundeskreis Kloster Arnsburg«.

Da jedoch das notwendige Quorum (zwei Drittel der Mitglieder hätten anwesend sein müssen) bei weitem nicht erreicht wurde, vertagte man die Entscheidung. Stattdessen verständigte man sich nach ausführlicher Diskussion darauf, eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der nächsten Mitgliederversammlung einzusetzen, die sich auch mit den rechtlichen Konsequenzen einer Auflösung auseinandersetzt. Mitglieder, die dort mitarbeiten wollen, konnten sich in eine entsprechende Liste eintragen.

Graf Karl Georg selbst war nicht anwesend. Das gräfliche Haus wurde aber durch seine Mutter, Madelaine Gräfin zu Solms-Laubach, vertreten, die sich ebenfalls in die Liste der zu gründenden Arbeitsgruppe eintrug.

Heutiger Zustand dem Freundeskreis zu verdanken

Der 1960 gegründete Freundeskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Klosteranlage Arnsburg zu erhalten, seine Geschichte zu erforschen und das Interesse für dieses kulturhistorisch wertvolle Ensemble zu fördern. Im Verlauf von über 60 Jahren hat er dafür ganz erhebliche Mittel aufgewendet sowie Fördergelder und Spenden generiert, um die Anlage in den heutigen Zustand zu bringen.

Daneben hat der Verein ein vielfältiges kulturelles Programm entfaltet und auf diese Weise vielen Menschen das Erbe der Zisterzienser vermittelt. Ab 2023 will sich nun der Graf zu Solms-Laubach als Eigentümer, nach eigenen Aussagen, selbst um die Zukunft von Kloster Arnsburg kümmern. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis spielt in den Überlegungen keine Rolle.

In einer Stellungnahme gab Rechtsanwalt und Notar a.D. Jürgen Schellenberg zu bedenken: »Mit Rücksicht auf die Verdienste des Freundeskreises und den Umfang der geleisteten Arbeit, rate ich zur überlegenen Besonnenheit«. Juristisch gesehen gehe es darum, die Rechtsperson des eingetragenen Vereins so lange zu erhalten, bis alle möglichen Verfahren abgewickelt seien, so Schellenberg, der auch Vereinsmitglied ist.

Aus den Händen von Anita Schneider erhielt Bernd Birkenstock schließlich den Ehrenbrief des Landes Hessen für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, unter anderem viele Jahre im Vorstand des Freundeskreises Kloster Arnsburg sowie als Richter am Sozialgericht.

»60 Jahre Arbeit, kann man nicht einfach hinweg wischen«, so Birkenstock zur Kündigung. Er ist sich aber sicher: »Wir im Verein und unser Führungsteam werden das beste aus der Situation machen.«

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