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Früh übt sich...

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Von: Rose-Rita Schäfer

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Die Kinder waren mit Begeisterung bei der Sache. Betreut wurden sie von Katja Olf, Thekla Richter und Hasan Beker. Foto: Schäfer © Schäfer

Erste Erfahrungen in Sachen Programmierung machen und ihr logisches Denken fördern, konnten Asylanten und Flüchtlingskinder bei »Robotik für Kindergarten- und Grundschulkinder«.

Lich (rrs). »Früh übt sich, was ein Meister werden will«, weiß der Volksmund. Das gilt nicht nur im Handwerk, sondern vor allem auch im MINT-Bereich und der Robotik. Neue Medien prägen immer mehr den Alltag der Kinder, die Möglichkeiten der digitalen Helfer wachsen rasant und viele Eltern stehen der Herausforderung, ihren Nachwuchs in die interaktive Welt zu begleiten, hilflos gegenüber.

Für Asylanten und Flüchtlingskinder aber rücken diese neuen Techniken schon wegen der hohen Anschaffungskosten ins Reich der Utopie. Um auch ihnen erste Erfahrungen in Sachen Programmierung zu ermöglichen und ihr logisches Denken zu fördern, bot »Asyl in Lich« im Langsdorfer Gemeindehaus die Veranstaltung »Robotik für Kindergarten- und Grundschulkinder« an.

Lehrerin Thekla Richter, ehrenamtlich bei Asyl in Lich als Leiterin des »Deutschcafés« tätig, entwickelte zusammen mit dem aus der Türkei geflohenen Programmierer Hasan Beker die Idee zu der Veranstaltung. Um eine gute Betreuung sicherzustellen, begrenzten sie das Angebot auf zehn Kinder und holten Katja Olf, ebenfalls von »Asyl in Lich«, mit ins Boot.

Die erforderlichen, auf das Alter zugeschnittenen Materialien wurden vom in Gießen ansässigen M@AUS-Medienzentrum Gießen-Vogelsbergkreis ausgeliehen, ein mTiny Lernroboter für die Kindergarten-Kids und ein Lego-Education-Bausatz inklusive iPad für die Grundschüler.

Acht aus Syrien und Afghanistan stammende Kids sammelten ihre erste Erfahrungen mit der Programmierung von Robotern.

mTiny ist ein fahrbarer Roboterkopf mit digitalen, beim Fahren blau leuchtenden Augen, der per Controller-Pen und kleinen Richtungskärtchen gesteuert wird. Es gibt je eine Anfangs- und Endkarte sowie Richtungspfeilkarten, die hintereinander ausgelegt werden. Der Roboter selbst steht auf einer grünen, eventuell auch verzweigten Fahrstrecke aus ineinander greifenden Puzzleteilen, die ganz nach Wunsch gestaltet werden kann. Tippt man mit dem Pen nun nacheinander die ausgelegten Richtungskärtchen an, fährt der Robbi nach dem Berühren der Endkarte in die gewünschten Richtungen. Mit logischem Denken, genauem Abzählen der nötigen Schritte können die Kinder so den mTiny gezielt über die Fahrstrecke schicken. Anleitung und Hilfestellung gab es von den Erwachsenen. Die Kids mussten sich schon genau an die »Spielregeln« halten, sonst funktionierte der Roboter nicht wie gewünscht.

»Daumen hoch«

Die Grundschulkinder beschäftigten sich mit dem Lego-Education-Bausatz, der außer normalen Legosteinen noch als Sonderteile Controller, Motor und Sensoren enthielt. Eine Bauanleitung gab es nicht, dafür musste eine App heruntergeladen werden. Hier war dann Programmierer Hasan Beker der Mann der Stunde. Zur Auswahl standen »Geführte Projekte« aber auch »Offene Projekte«.

Als Neulinge wählte die Gruppe zwei geführte Projekte aus: »Boot zu Wasser lassen« und »Mit dem Auto zu einem etwas weiter entfernten Eisberg fahren«. Als geübte Lego-Bauer-Kids war der Aufbau mit Hilfe eines kurzen Videos in zehn Minuten geschafft. Nun sollte sich ein Kran drehen, um das Schiff ins Wasser zu schubsen und im zweiten Fall sollte das Auto losfahren. Um den jeweiligen Motor in Bewegung zu versetzen, musste kein Quellcode eingegeben werden, stattdessen waren Symbole hintereinander zu reihen, wodurch zuerst ein Countdown angezeigt wurde und schließlich der Motor mit Höchstgeschwindigkeit startete. Die Symbolabfolge musste nicht etwa erraten werden, sie wurde angezeigt - es ging hier also nur um Nachahmung. Überspielt wurde das Programm per Bluetooth auf den Controller des jeweiligen Modells. Die Grundschul-Kids waren mit Begeisterung am Werkeln und stellten sich unter Anleitung von Beker durchaus geschickt an.

Gefragt, wie ihnen der Ausflug in die Robotik gefallen hat, zeigten sechs Kinder »Daumen hoch«, eins beschwerte sich, das alles zu einfach gewesen sei und eins fand keinen Draht zur Technik. Es wurde in Aussicht gestellt, die Robotik-Veranstaltung weiter fortzuführen, das nächste Mal aber mit schwierigeren Herausforderungen.

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