Sehnsucht nach Konzert-Normalität

Unbeschwerte Tage nach vielen Absagen während der Corona-Pandemie: Das Music Forge Festival in Lich lockt über 1000 Gäste an
Lich . »Let’s Rock Together«: 22 Acts, weit über 1000 Gäste, 500 Camper und ein naturnahes Ambiente im Herzen der Licher Natur. Das Music Forge Festival feierte sein Comeback. Crew, Künstler und Publikum feierten es zufrieden und losgelöst. Mit Annisokay am Freitag und Emil Bulls am Samstag gab es hochkarätige Headliner in der Schmiede«.
Kurz war das Team vom Verein »Music Forge Kultur & Kunst« um den Vorsitzenden Robin Kraupatz besorgt: Als ein Unwetter von Mittwoch auf Donnerstag, also kurz vor dem Startschuss für ihr gleichnamiges Festival, auch über das Licher Waldschwimmbad zog, hinterließ es Schäden an der errichteten »Schmiede«. So nennen die »Forger« das Festival-Gelände. Das war eingebettet in den Licher Wald, direkt mit Badesee vor der Schwelle.
Unwetter sorgt für Schäden
Trotz des Aufbäumens von Mutter Natur, erhob sich dann aber doch die menschengroße Statue eines Schmiedehammers im Zentrum des Geländes. Ab Donnerstagabend konnte es, wie geplant, mit der Eröffnungsparty losgehen. Wem das Bad im Moshpit zu viel wurde, der konnte an allen drei Tagen des Festivals ins kühle Nass springen. Gut für die Camper war, dass sie in ihrem Zelt oder Wohnwagen eine kleine Pause einlegen konnten.
Für drei Tage ermöglichte das Festival dem Publikum, mal kurz aus dem hektischen Alltag auszusteigen. Oder eben endlich mal wieder mit Gleichgesinnten zu seinen Lieblingssongs abgehen. »Love is in the air« auf dem Festival: Die Menschen lagen sich in den Armen, tanzten zusammen und freuten sich über einige unbeschwerte Tage.
Schuld an der entstandenen Sehnsucht war natürlich das Coronavirus. Die Pandemie hängt den Musikern und ihren Fans noch immer hinterher. Das erzählten viele der »Forger« und es war auch immer wieder von der Bühne herab zu hören. Es dürfte niemanden verwundern: Zwei Jahre nahezu Stillstand hat der Kultur großen Schaden zugefügt. Auch das war hier immer wieder Thema.
Doch diese Sorgen schienen wie von gestern. »Warm Up Party und Feuertaufe bestanden«, wurde nach der Eröffnungsfeier aus dem Hauptquartier der »Forge-Crew« zufrieden in den sozialen Medien verkündet.
Bei der Eröffnungsfeier, heizten die Bands Firestorm, Sindustry und Certain Skies den Schmelzofen für das musikalische Metall an. Auch am Samstag waren Firestorm und Certain Skies zusammen auf der Bühne. Dabei wurde noch mal deutlich, dass Corona auch jetzt noch Einfluss hat: »Leider gibt es aufgrund akuter Erkrankungen Ausfälle im Line Up. Die Jungs von Firestorm und Certain Skies kompensieren und rocken die Schmiede«, meldete Robin Kraupatz erleichtert.
Den Samstagmorgen eröffneten bekannte Licher: Songlines halfen bei der morgendlichen Verkaterung und zauberten mit Chartsongs ein Lächeln ins Gesicht der müden Forger. Es sollte bis zum Abend dauern, ehe der Raum vor der Bühne seine Zuschauerkapazität ausreizte. Gefeiert wurde auf dem Music Forge eben überall und nicht nur vor der Bühne.
Grillen war zwar wegen der extremen Trockenheit und Brandgefahr verboten, andererseits wurden die Forger königlich an den diversen Foodtrucks versorgt. Bei April Art, Deez Nuts und später bei Annisokay, hier in die Dunkelheit gehüllt, ließen die meisten Gäste aber dann Steak, Pommes und Burger links liegen. Hier stand nämlich körperliche Anstrengung bei Tanz, Pogo und Headbangen auf dem Plan. Es wurde dort genauso voll vor der Bühne, wie am Samstagabend dann zu den weiteren Großkalibern.
Selbst Berliner Rap war hier mit B-Tight vertreten, wenn auch nur verhalten angenommen von den Liebhabern des Rocks. Es fanden sich dennoch genug Menschen, um zusammen Spaß haben zu können vor der Bühne. »B-Tight just got forged!«, lautete das Urteil des Veranstalters.
Liebeslied an die Fans
Als auch Christoph von Freydorf, Leadsinger der Emil Bulls, mitrappte, war die Stimmung am Kochen in der Schmiede. Mit energiegeladenem Punk-Rock wurde diese Stimmung dann wie eine Fackel weiter getragen. Elfmorgen sang über »Oberlippenbärte«, punkrocktypisch über »Nazis« und gaben ein Liebeslied an ihre Fans zum Besten, die Künstler durch die Pandemie getragen haben.
Apropos »tragen«: Die Punkrocker animierten die ersten Crowd-Surfer des Abschlussabends. Das setzte sich bei den Piraten der Folkrocker »Mr. Hurley & die Pulveraffen« fort. Kein Halten mehr war dann natürlich beim Headliner, den Emil Bulls. Um Mitternacht war dann das Feuer der Schmiede erloschen. Die gute Stimmung aber hielt an.
