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Vermittler orientalischer Klänge

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Meister der leisen Töne (von links): Markus Wach, Maria Kaplan und Mustafa Kakouv. Foto: Schultz © Schultz

Das Ensemble Aramesk glänzte mit uralten Kirchenliedern und orientalischen Klängen in der Licher Konzertreihe »SommerMusikWelten«.

Lich. Auch das zweite Konzert der Licher Reihe »SommerMusikWelten« erwies sich als Glücksfall. Das Ensemble »Aramesk« mit Markus Wach, Maria Kaplan und Mustafa Kakouv glänzte am Donnerstagabend im Traumstern mit einem Weltmusikrepertoire, das mit höchster handwerklicher Güte und zahlreichen kammermusikalischen Höhepunkten auf teils exotischen Instrumenten aufwartete.

Gegen die Fülle der Instrumente, die an diesem Abend erklangen, wirkte Sängerin Maria Kaplans (Frankfurt) Angebot fast schmal: sie sang - und sonst gar nichts. Markus Wach (Robab, Buzuq, Ogursaz und Kamanche) und Mustafa Kakouv (Rahmentrommel, Oud, Riqq) benutzten dagegen eine Vielzahl von Instrumenten, die eine angenehm abwechslungsreiche Vorstellung sicherstellten

Das Kunstwort »Aramesk« bezieht sich auf die Verzierung »Arabeske«, die aus dem Orient stammend, einen großen Einfluss auf Ornamente in der ganzen Welt hatte. Das Ensemble widmet sich der aramäischen Musikkultur. Es erforscht ihren Einfluss auf die arabische und europäische Welt aus kultureller und spiritueller Sicht und verbindet die jahrtausendalte Musiktradition mit unserer modernen Welt. Bei dieser Gelegenheit vermittelte das Trio einen unverbrauchten, frischen Zugang zum generell abgenutzten Genre »Weltmusik«.

Musikkultur zweier Welten

Los ging es mit einem instrumentalen Titel, der eine wunderbare Einführung in Ton und Duktus des Abends darstellte. Eine leicht arabisch klingende Introduktion von Wach, die improvisiert wirkte, leise begann und eine leichten sakralen Akzent setzte, originell und langsam. Attraktiv waren Kakouvs leise perkussive Akzente dazu, insgesamt war das ein besondere Stimmung.

»Ryt suryoto« zeigte dann erstmals Maria Kaplans Profil als Sängerin. Sie verwendete mit ihrer interessanten, etwas rauchig klingenden Stimme genau den typischen Tonfall, den man mit dem Orient verbindet, und sie musizierte äußerst nuanciert und abwechslungsreich. Fast überraschend schaffte sie auch große Dynamiksprünge und konnte sehr intensiv, sehr dramatisch werden. Das passte ideal zum Repertoire und wirkte authentisch und natürlich.

Dabei fiel auf, dass Kaplan offenkundig große Freude an ihrem Tun hat, sie lächelte häufig, strahlte auch öfters. In ihren Moderationen umriss sie die jeweilige Thematik. Sie sang Aramäisch, eine sehr alte und uns fremde Sprache. Aber Kaplan fügte so viel Emotion und Atmosphäre in ihren Gesang, dass man den Eindruck gewann, die Titel emotional allesamt zu verstehen.

Es folgte die arabische Weise »Yamma muel el hawa«. Die klingt in europäischen Ohren vielleicht etwas vertrauter, obgleich immer noch fremd. Sie sang das innig, einfach wunderschön. Überhaupt: die leisen Töne. In der sorgsamen Abmischung von Tobias Eckhardt war neben der Stimme auch jede Nuance der fragilen Instrumentenklänge wahrzunehmen.

Und Markus Wach zeigte sich als souveräner Instrumentalist, der in Spielweise und Technik vollkommen sicher in sich ruht und auch die trickreiche Viertelton-Spielweise beherrscht. Die klingt für europäische Ohren schräg oder falsch, für orientalische jedoch ist sie ein vertrautes Element. Wach vermag es, dem Publikum diese Musik so zu vermitteln, dass man sich ohne die geringste Mühe darauf einlassen kann, ja will. Dazu setzte er gelegentlich einen vertrauten Bruch, zuweilen zum Abschluss eines Titels. Diese Fähigkeit der Vermittlung ist eins der wichtigsten Merkmale von Wachs Musizierweise.

»Viele dieser Lieder wurden zu Zeiten Jesu in Kirchen gespielt«, erklärte er. Durch die oft geringe Lautstärke kam im Konzertsaal eine sakrale Atmosphäre auf, der man sich gerne hingab. Kakouv agierte auch auf der Oud als sensibler Begleiter. So war an diesem Abend alles rund und stimmig. Die Tatsache, dass nur wenige Zuhörer gekommen waren, tat dem Konzertvergnügen da keinen Abbruch.

Die Licher Reihe der »SommerMusikWelten« endet heute Abend mit dem Konzert der Italienerin Maria Mazzotta in der Bezalel-Synagoge (20 Uhr).

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