Viele emotionale Nuancen

Eva-Maria Anton und Christof Becker spielen in der Bezalel-Synagoge Werke von Mozart, Graun und Dittersdorf. Das Publikum war begeistert und spendet Riesenbeifall.
Lich (hsch). Einen angenehm besinnlichen Musikgenuss bereiteten am Mittwoch Eva-Maria Anton (Klavier) und Christof Becker (Violine, Viola) den Besuchern der Bezalel-Synagoge. Ihr Programm »Sonaten für Violine und Viola und Hammerflügel aus der Zeit der Klassik« mit Werken von Mozart, Graun und Dittersdorf, lud ein zum konzentrierten Einlassen und maßvollen Mitschwingen. Das Publikum war schwer angetan.
Christof Becker ist in der Region bekannt als Kantor der Licher Marienstiftsgemeinde, der als exzellenter Organist und ebensolcher Dirigent und Chorleiter mit zahlreichen Auftritten die Kulturszene bereichert. Die Pianistin war Eva-Maria Anton, Kantoristin der St. Bonifatiusgemeinde Bad Nauheim.
Feine Änderungen in der Dynamik
Man begann mit Johann Göttlich Grauns (1703-1771) dreisätziger Sonate für Viola und Klavier B-Dur (Adagio, Allegretto, Allegro non troppo). Zunächst in sanftem Duktus, später intensiver, ja lebhafter, realisierte man feine Dynamikveränderungen. Fröhliche Interaktionen der Stimmen prägten das Geschehen, ein sanfter Klanggipfel wurde erbaut, ein schwungvoller letzter Satz beschloss das Werk.
Der dem historischen Original nachgebaute bildschöne Hammerflügel erwies sich trotz Antons hochkompetentem Spiel als weniger prägnant und durchsetzungsfähig, wenngleich als klanglich sehr interessant. Beckers Performance auf der Viola und Violine war minimal verbesserungsfähig, seine große Begabung liegt hier nicht.
Nachdenkliche Stimmung
Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 bis 1791) Sonate e-Moll für Violine und Klavier, KV 304 in zwei Sätzen (Becker: »Das einzige Werk Mozarts in e-Moll«) begann man schön mit verhaltenem Temperament. Hier entfaltete sich keine rechte Fröhlichkeit, vielmehr eine nachdenkliche Stimmung, die gut realisiert wurde. Man schreibt diese Emotionalität dem zu jener Zeit erfolgten Tod von Mozarts Mutter zu. Anton gestaltete den fragilen Klang des Hammerflügels ausgezeichnet und realisierte eine nuancierte Emotionalität. Bei der Violine fiel ein gewisse Mangel an Glanz auf, gleichwohl ein angenehmes Musikerlebnis; großer Beifall.
Den ganz großen Klang fand man besonders in der Viola bei Carl Dittersdorfs Sonate für Viola und Klavier Es-Dur, es herrschten teils ein verspielter Schmäh und eine schön träumerische Stimmung, die vom warmen Klang der Viola getragen wurden. Dazu noch ein fröhliches Miteinander und guter Abwechslungsreichtum der Stimmen; ein Glanzlicht.
Wohltuend wirkte auch Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate B-Dur für Violine und Klavier, KV 454, in drei Sätzen. Anton glänzte mit sensibler und hochkonstrukiver Begleitung. Sehr gut realisierte Dynamik und gute lyrische Stimmung charakterisierten die Duo-Performance der wunderschönen, vielfältigen und originellen Komposition - eine Freude. Als Zugabe musizierte man »Ein kleines Abendgebet« (Becker), und da ging noch einmal die Sonne auf: stimmungsvoll, klar und überzeugend musiziert war das, ein Glanzlicht. Riesenbeifall.