Aus dem Quartett wird ein Quintett

Marc Mühlich ist Last-Minute-Bewerber für die Bürgermeisterwahl in Linden. Aus dem Kandidatenquartett ist jetzt ein -quintett geworden.
Linden (twi). Erinnerungen an die Bürgermeisterwahl 2012 wurden im Lindener Rathaus wach, als es für die am 12. März anstehende Bürgermeisterwahl 2023 mit Marc Mühlich erneut eine »Last Minute-Kandidatur« gab. Damals trat unvermittelt der FW-Mann Joachim Schaffer zum Toresschluss an.
Der 48-jährige Mühlich macht es jetzt Schaffer nach. Er ist der fünfte im Bewerberreigen. Der Vater zweier Kinder, sieben und elf Jahre alt, gab um 17 Uhr und somit eine Stunde vor Ablauf der Bewerbungsfrist seine Liste als unabhängiger Bewerber mit Unterstützerunterschriften im Rathaus ab. 74 gültige Unterschriften sind für seine unabhängige Kandidatur erforderlich, diese hatte Mühlich am Montag in der Stadt gesammelt und die Listen in zwei Etappen in der Stadtverwaltung abgegeben.
Mühlich kennt das Rathaus bestens. Der in Großen-Linden aufgewachsene Kandidat hatte hier von 1990 bis 1993 seine Lehre zum Verwaltungsfachangestellten gemacht. Fast zwei Jahrzehnte trug er in Großen-Linden mittwochs das Werbeblatt MAZ aus. Nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Verwaltungslehre zog es ihn zurück auf die Schulbank. Er holte das Abitur nach und studierte an der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen Englisch, Spanisch und Betriebswirtschaftslehre. »In Malaga lernte ich dann meine Frau kennen, und es zog mich in die weite Welt, nach England, Spanien, Indien und Singapur, aber auch national nach Neuss und nach Dresden, wo ich zumeist als Deutschlehrer auf internationalen Schulen arbeitete. Hier konnte ich nicht nur meinen kulturellen Horizont erweitern, sondern auch unglaublich viel darüber lernen, wie andere Gesellschaften funktionieren. Diese Ideen möchte ich versuchen, in unserer schönen Kleinstadt umzusetzen. Mit der Außenperspektive auf Deutschland betrachte ich unser Land und unsere Kultur nun kritischer als zuvor, habe mich mit meiner Familie bei den häufigen Besuchen in Linden aber stets Zuhause gefühlt und bin gar zu einem Lokalpatriot avanciert«, betont Mühlich. Seine Kandidatur lag daher nahe. »Obwohl es unserer Stadt gut geht, sollten wir dies nicht als selbstverständlich hinnehmen und jedwede Fördertöpfe nutzen, um den Lebenswert und die Zukunftsperspektiven unseres Standortes zumindest zu halten oder gar zu erhöhen.« Eine reibungslos funktionierende Verwaltung ist ihm besonders wichtig. »Meine erste Amtshandlung wäre eine Sondierung der Probleme, eine Aufstellung der ›To-do-Liste‹ und eines Aktionsplanes verbunden mit einer minutiösen Nachverfolgung der Aufarbeitungsprozesse. Ich bin mir nicht zu schade, um ehemalige Kollegen und Vorgesetzte sowie derzeitige Mitarbeitende nach deren Meinung zu fragen, wie die Probleme gelöst oder angegangen werden können.« Danach wolle er einen Plan erstellen, »in dem Verantwortlichkeiten delegiert werden, wobei die Erfüllung der Ziele von mir beaufsichtigt und sichergestellt würden.« Er möchte gerne eine »lösungsorientierte Mentalität, frischen Wind und Positivität« einbringen. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den politischen Gremien betont der Bewerber, dass er gerne »mit dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung mit einer ähnlichen Mentalität zusammenarbeiten möchte, wie es Volker Bouffier mit seinem Koalitionspartner gemacht hat: Wir sollten bei unseren Debatten annehmen, dass auch der andere recht haben könnte. Wenn Ideen in den Gremien aufkommen, sollten sie diskutiert und nicht einfach abgeschlagen werden, weil sie von einer bestimmten Partei kommen. Helfen sollte uns dabei ein auf der städtischen Webseite eingerichtetes Forum, bei dem die Bürger über Tagesordnungspunkte abstimmen oder gar ihre Bedenken und Konsequenzen anmerken können.«
Es ist doch noch ein Quintett geworden, das sich um die Nachfolge des im vergangenen Monat zurückgetretenen Bürgermeisters Jörg König (CDU) bewirbt. Vier unabhängige Bewerber und ein von den Grünen nominierter Kandidat treten am 12. März zur Bürgermeisterwahl an, allerdings ist noch eine formelle Prüfung vorgesehen. Wie Gemeindewahlleiter Tim Schneider mitteilte, liegen dem Wahlamt der Stadt Linden nach Ablauf der Einreichungsfrist am Montag 18 Uhr fünf Wahlvorschläge vor. »Mit den einzelnen Wahlvorschlagsträgern wurden vor Ablauf der Einreichungsfrist persönliche Gesprächstermine vereinbart, um die bereits vorliegenden Unterlagen umfassend zu sichten sowie aufgetretene Mängel bereits vorab zu beseitigen«, so Schneider. Die eingereichten Wahlvorschläge werden nun dem Wahlausschuss der Stadt zur formellen Prüfung und Zulassung vorgelegt, der dann in seiner Sitzung am 13. Januar um 18 Uhr im Anbau der Volkshalle über die endgültige Zulassung zu befinden hat.
Die vier unabhängigen Bewerber Bankbetriebswirt Fabian Wedemann, die Juristin Lale Sahin, die Agraringenieurin Dr. Sandra Herrmann und der Verwaltungsfachangestellte Marc Mühlich haben die erforderliche Anzahl von 74 Stimmen abgegeben. Der Manager Dennis Dern war aufgrund des Votums der Parteimitglieder der Lindener Grünen als Kandidat zuzulassen.