Bürgermeister König sucht die Öffentlichkeit

Im den Lindener Nachrichten, bat Jörg König wegen des Personalmangels in der Verwaltung um Verständnis der Bürger. Mit seiner Aktion sorgte er für viel Gesprächsstoff.
Linden (twi). Bürgermeister Jörg König (CDU) wandte sich wegen des Personalmangels in der Verwaltung an die Öffentlichkeit. Im Bekanntmachungsorgan der Stadt, den Lindener Nachrichten, bat er um Verständnis der Bürger. Mit seiner Aktion sorgte er für viel Gesprächsstoff in der Bevölkerung, vor allem bei den im Stadtparlament vertretenen Parteien.
Auf einer halben Seite geht das Stadtoberhaupt auf die aktuelle Situation in der Verwaltung ein. Er entschuldigt sich bei den Bürgern für längere Wartezeiten. »Ich muss feststellen, dass mit den derzeitigen Vorgaben, die das Parlament im aktuell beschlossenen Haushalt bezüglich des Stellenplans gesetzt hat, eine Aufgabenbewältigung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger kaum möglich ist.«
Gerade in den vergangenen Jahren sei in der Verwaltung eine massive zusätzliche Aufgabenflut festzustellen, deren Abarbeitung bei der gegebenen Personaldecke nur auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiter gehen könne.
Dieses massive Missverhältnis der abzuarbeitenden Themen und der gegebenen Arbeitskraft führe zu Qualitätseinbußen, die für das Gemeinwohl schädlich sind.
Die Stadt Linden seit seinem Amtsantritt 2013 um 1500 auf 13 500 Einwohner gewachsen. Diese Entwicklung bedingt eine erhebliche Steigerung der Aufgaben der Daseinsvorsorge.
Damals seien Kinder unter drei Jahren noch nicht betreut worden, was heute selbstverständlich sei. Über 500 Kinder würden mittlerweile betreut. Dafür sei ein wesentlich höheres Vergabe- und Personalmanagement nötig, das selbst mit leichter Personalaufstockung in diesem Bereich in den nächsten Jahren kaum zu bewältigen sein werde.
Wartezeiten bei Vereinsförderung
Die Bauabteilung sei personell so ausgelastet, dass Neuinvestitionen zunächst liegenbleiben müssten, auch wenn der Wunsch nach schnellstmöglicher Umsetzung bestehe. Unter dem Personalengpass leidet auch die Vereinsförderung, sodass es hier zu Wartezeiten bei den Auszahlungen kommen wird.
In Pohlheim sei der Stellenplan dieses Jahr um 17 Stellen erweitert worden, »in Linden waren es lediglich 4,5 Stellen«.
Die Lösung werde auch nicht, wie vom Parlament bereits gefordert, in einer bereits auf den Weg gebrachten Stellenbedarfsanalyse liegen. Die Untersuchung werde einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen und mit Ergebnissen sei erst im nächsten Jahr zu rechnen. Daher brauche »die Verwaltung Verstärkung und zwar jetzt!!!«
Er fordere von der Stadtverordnetenversammlung eine weitere Stellenerhöhung. Im Gespräch mit dem Anzeiger verweist König auf die sich verändernden Aufgaben die seitens der Verwaltung zu erfüllen sind. Vor allem die Pflichtaufgaben durch übergeordnete Behörden hätten um ein Vielfaches zugenommen. Diese hätten leider Priorität, weshalb es bei Bürger- und Parlamentswünschen schon einmal zu Verzögerungen komme.
Die bereits auf den Weg gebrachte Stellenbedarfsanalyse erbringe leider kein Ergebnis innerhalb von drei Tagen, sondern mit einem solchen sei erst 2023 zu rechnen, die Arbeit aber bereits jetzt zu erledigen. »Die Bewältigung der Aufgabenflut muss machbar sein. Ich habe auch eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Mitarbeitern.«
Fachbereichsleiter Florian Jochim, der auch die Personalverantwortung im Lindener Rathaus hat, verweist zudem auf das massive Personalproblem der Stadtverwaltung, zumal Krankenstände bei einer Mehrbelastung nicht weniger würden. Wie allen Verwaltungen ergehe es auch der Lindener, da es immer schwieriger werde, qualifiziertes Personal zu gewinnen.
»Wir haben ein quantitatives, kein qualitatives Problem«, machte König deutlich. Qualität sei vorhanden. »Wir sind schon soweit, dass wir die Pflichtaufgabe nicht in Gänze erbringen können, gerade im Bereich der Kitaverwaltung«, zeigt Jochim aktuelle Problemfelder auf.
Lindens Parlamentarier hatten anstatt der 14 von der Verwaltung in diesem Jahr geforderten Stellen, die jährlich rund 840 000 Euro an Kosten bei Vollbesetzung verursacht hätten, nur 4,5 genehmigt. Die Parlamentarier beschlossen damals die Stellenanalyse. Sollte sich aus dieser Bedarf ergeben, werde man weitere Stellen schaffen, hieß es. Gut 100 Mitarbeiter demonstrierten zuvor im Dezember des Vorjahres still auf der Bühne der Stadthalle während einer Stadtverordnetenversammlung.