Flüchtlingshelferin und Feuerwehrmann

Reinhild Schmidt und Ralf Linke wurden mit dem Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet. Erstmals wurde der mit 1000 Euro nun zum vierten Mal verliehene Preis dabei geteilt.
Linden (twi). Mit dem Ehrenamtspreis 2022 wurden zu Beginn der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung Reinhild Schmidt und Ralf Linke ausgezeichnet. Erstmals wurde der mit 1000 Euro nun zum vierten Mal verliehene Ehrenamtspreis dabei geteilt.
Von der ausnahmslos aus Parlamentariern bestehenden Jury wurden diesmal eine Flüchtlingshelferin und ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann für ihr lang- und jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Reinhild Schmidt aus Großen-Linden hatte die SPD für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen, während die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Ralf Linke von der Freiwilligen Feuerwehr Leihgestern vorgeschlagen hatte. »Ich weiß, wie das ist, wenn man aus einem fremden Land kommt und nach Deutschland fliehen muss. Ich wurde ›Polakin‹ genannt. Ich bin stolz auf diese Stadt, die es ermöglicht, hier heimisch zu werden. Es hat sich einiges geändert an der Situation der sogenannten Flüchtlinge. Halten sie diese Haltung bei und entwickeln sie diese so weiter«, betonte Schmidt in ihren Dankesworten, nachdem sie aus den Händen von Stadtverordnetenvorsteher Fabian Wedemann Blumen und Scheck entgegengenommen hatte.
Sprachkurse
Die Geehrte gibt bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich Sprachkurse für Spätaussiedler aus Russland, Pflegekräfte aus Polen und mit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 auch für Geflüchtete. Darüber hinaus stellt Schmidt in ihrem Haus Wohnraum zur Verfügung, um einzelnen Geflüchteten zur Überbrückung eine Bleibe zu bieten. Sie hilft Flüchtlingen bei der Suche von Wohnungen, vermittelt und leiht gelegentlich von ihrem Privatvermögen die Kaution zur Sicherung der Wohnung.
Für Ralf Linke ist es ein ganz besonderer Monat, wurde ihm doch bereits eine Woche zuvor für sein 40-jähriges ehrenamtliches Wirken in der Freiwilligen Feuerwehr eine Anerkennungsprämie des Landes Hessen überreicht. Der 57-Jährige trat mit elf Jahren in die Jugendfeuerwehr in Leihgestern ein, wechselte 1982 zwar in die Einsatzabteilung und brachte sich dennoch weiterhin als Betreuer in der Jugendfeuerwehr mit ein. Als Betreuer in der Jugendfeuerwehr hat er in dreieinhalb Jahrzehnten zahlreiche Kinder und Jugendliche begleitet und betreut - und dies auch bereits in zweiter Generation.
Darunter auch die komplette heutige Führungsebene der Feuerwehr Leihgestern mit der Wehrführung, Jugendfeuerwehrwart und Vereinsvorsitzenden, die alle aus der eigenen Jugendfeuerwehr entspringen und dort alle ebenfalls durch Ralf Linke geprägt und betreut wurden. Bis 2016 war Linke über 30 Jahre die gute Seele für die Jugendfeuerwehr und war so ziemlich jede Woche, jeden Mittwoch in diesen vielen Jahren immer als Helfer bei den Übungen anwesend. Er hat dabei mit seiner lockeren Art, auch wenn die Altersdifferenz zu den Jugendlichen immer größer wurde, immer einen guten Draht und die richtigen Worte gefunden, um zu den Nachwuchsbrandschützern einen guten Kontakt aufzubauen.
Immer zur Stelle
Seit vier Jahrzehnten ist er aktives Mitglied der Feuerwehr Leihgestern. Als Besonderheit für dieses langjährige Engagement wurde darauf verwiesen, dass Linke über Jahrzehnte bei den Übungen, aber auch bei der Jugendfeuerwehr als Betreuer, der Erste im Gerätehaus war und auch oft der Letzte, der nach getaner Arbeit das Gerätehaus hinter sich zuschloss. Viele Jahre brachte er sich zudem auch beim Küchenteam der Wehr ein und war immer stets zur Stelle, wenn es darum ging, mit anzupacken, ob nun beim »Tag der offenen Tür« oder aber auch anderen Aktivitäten der Wehr.
»In den vielen Jahren hat er nicht nur viele Jugendliche und aktive Mitglieder kennengelernt, er hat sogar viele von ihnen erst zur Feuerwehr gebracht. Ralf Linke hat sich mit vielen Personen, egal ob Kinder, Studenten, die er an der Arbeit kennen gelernt hat, oder Mitbürger über die Feuerwehr unterhalten und deren Interesse für den Brandschutz geweckt. Ralf Linke hat somit womöglich so viele aktive Mitglieder für die Feuerwehr geworben wie kein anderer in Leihgestern. Er ist und war niemand, der sich nach vorne in die erste Reihe gestellt hat. Er stand immer in einer der hinteren Reihen, hinter so vielen Jugendlichen und aktiven Kameraden, die für so viele aus der Öffentlichkeit als Gesichter der Feuerwehr bekannt sind. Er half, wo es nur ging. Ralf Linke war immer da, wenn man ihn brauchte. Und man konnte sich immer auf ihn verlassen«, hatte die Feuerwehr das jahrzehntelange und weit über den »normalen« Feuerwehrdienst hinausgehende Wirken des Geehrten in ihrem Antragsschreiben begründet.