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Seit Mitte Januar von Tür zu Tür

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Von: Frank-Oliver Docter

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Bei seinem Rundgang durch Leihgestern hört sich Dennis Dern (links), der von Christof Schütz (rechts) begleitet wird, die Sorgen eines Bürgers an. Foto: Docter © Docter

Der Anzeiger war mit Lindens Bürgermeister-Kandidat Dennis Dern (Grüne) beim Haustürwahlkampf unterwegs. Am 2. April treten er und Fabian Wedemann (unabhängig) zur Stichwahl an.

Linden . »Guten Tag, mein Name ist Dennis Dern und ich möchte Ihr Bürgermeister werden«: Wie oft der 44-jährige Lindener diesen Satz wohl mittlerweile an fremden Haustüren oder bei anderen Gelegenheiten gesagt hat, wird er wahrscheinlich selbst nicht wissen. Doch beim Haustürwahlkampf, bei dem ihm der Anzeiger-Reporter nun in Leihgestern über zwei Stunden lang folgte, bleiben Dern eben nur wenige Sekunden, um seine zentrale Botschaft an die Frau oder den Mann zu bringen. Zumal dem Grünen-Politiker nicht mehr viel Zeit zur Verfügung steht, bis am kommenden Sonntag, 2. April, die Lindener anlässlich der Stichwahl zu den Wahlurnen gerufen werden.

»Beginnt bei null«

Dern, der vom Fraktionsvorsitzenden Dr. Christof Schütz begleitet wird, belässt es jedoch nicht bei der kurzen Vorstellung. Die ist des Öfteren auch gar nicht notwendig, weil ihn die angesprochene Person längst kennt von den Wahlplakaten oder der Anzeiger-Podiumsdiskussion im Vorfeld des ersten Wahltermins am 12. März. Der Kandidat bietet auch immer wieder an, Fragen zu beantworten, sofern solche bestehen. Dieses Angebot wird freilich nur selten angenommen. Womöglich ist der eine oder andere Einwohner einfach zu überrascht, plötzlich einen der beiden verbliebenen Bürgermeister-Anwärter vor der eigenen Wohnungstür stehen zu haben.

Mit dem Haustürwahlkampf hat Dennis Dern bereits »Mitte Januar« begonnen, erzählt er. Seitdem ist der 44-Jährige nahezu jeden Tag ab dem späten Nachmittag »bis zu zweieinhalb Stunden« in den beiden Stadtteilen unterwegs. Und an Samstagen auch schon mal zweimal.

Während die überwiegende Mehrheit der von den beiden besuchten Bürger weiß, dass erst die Stichwahl die endgültige Entscheidung über den Rathauschef bringen wird, hat der eine oder andere das Thema nicht mehr so auf dem Schirm. »Waren da nicht schon Wahlen?«, fragt etwa eine Frau in der Beethovenstraße. Um sogleich von Dern zu erfahren, dass es am 2. April mit der Stimmenzählung »wieder bei null beginnt«. Der Kandidat hofft auch wegen seiner eigenen Chancen auf eine höhere Wahlbeteiligung als die eher enttäuschenden 48,7 Prozent am 12. März.

So geht es auch einer Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern an einer der nächsten Haustüren: »Ich hätte bei einer solch wichtigen Wahl mit 60 bis 70 Prozent Beteiligung gerechnet«, meint sie. Und fügt hinzu, dass »mich Politik eigentlich nicht so interessiert. Bürgermeisterwahlen sind da aber eine Ausnahme«. Ein paar Häuser weiter zeigt sich ein Mann weniger begeistert von den Besuchern. »Auf die Grünen bin ich nicht gut zu sprechen«, sagt er. Als Antwort auf die Frage nach dem Warum schildert der Mann, ursprünglich aus Stuttgart zu stammen und dass ihm die Position der Partei zum umstrittenen Bahnprojekt »Stuttgart 21« offenbar nicht gefällt.

Immer wieder treffen Dern und Schütz auch auf alte Bekannte. »Hätte ich gewusst, dass Ihr kommt, hätte ich etwas vorbereitet«, meint beispielsweise ein Hausbesitzer. Zeit für einen längeren Aufenthalt haben die Wahlkämpfer aber ohnehin nicht. Denn Dennis Dern möchte möglichst viele der über 5000 Lindener Haushalte, vom Single bis zur Großfamilie, persönlich aufsuchen. Wenngleich manche Begegnung dazu einlädt, auch mal kurz Anekdoten aus der Vergangenheit auszutauschen. So etwa bei einer älteren Dame, die sich noch gut daran erinnern kann, dem Kandidaten, als dieser noch ein Junge war, während ihrer damaligen Tätigkeit in einer Lindener Metzgerei regelmäßig ein Stückchen Wurst geschenkt zu haben.

Während danach eine andere Frau erzählt, bei der Podiumsdiskussion »alle meine Fragen beantwortet« bekommen zu haben, hakt ein Mann konkret wegen der Situation im Rathaus nach. Er weiß von den Kündigungen und der hohen Belastung der Mitarbeiter. Dern verspricht einen Ausweg: »Irgendwer muss den Karren aus dem Dreck ziehen, und ich glaube, ich kann das.«

So wichtig es ihm auch ist, weitere Wähler für sich zu gewinnen, möchte er »die eigenen Leute nicht vernachlässigen«, betont Dern gegenüber dieser Zeitung. Als allmählich die Abenddämmerung einsetzt, nähert sich sein Rundgang für diesen Tag dem Ende. Als eine der Letzten öffnet ihm eine Frau die Haustür, die Dennis Dern nach dessen Begrüßung sofort entgegnet: »Mich müssen Sie nicht überzeugen.« Diese Wählerstimme scheint dem Kandidaten schon mal sicher zu sein.

Bevor am Sonntag, 2. April, die Stichwahl für das Lindener Bürgermeisteramt ansteht, hat der Anzeiger beide Kandidaten beim Haustürwahlkampf begleitet. Was sie hierbei jeweils erlebten, wird in separaten Artikeln geschildert. Der erste Teil mit Fabian Wedemann (unabhängig) ist in der Dienstagsausgabe erschienen. (fod)

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