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Weitere Konzepte erkunden

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Jens Dapper © Thomas Wißner

Linden (twi). Welche Auswirkungen hat der Armutsbericht des Landkreises Gießen für Pohlheim? Eine Antwort auf diese Frage suchten mit einem gemeinsamen Antrag die Fraktionen von SPD/FDP/Grüne und wollen dieses Thema im Sozialausschuss erörtern. Allerdings kann dies erst im Herbst erfolgen, wie Bürgermeister Andreas Ruck (parteilos) den Ausschussmitgliedern mitteilte, denn erst dann wird der Stadt vom Landkreis ein auf die Kommune heruntergebrochenes Zahlenwerk zur Verfügung stehen.

Zehn Prozent armutsgefährdet

Der Armutsbericht des Landkreises weist aus, dass rund zehn Prozent der Menschen armutsgefährdet sind (wir berichteten). Alle Kreis-Bürgermeister hatten bereits nach der Vorstellung laut Ruck darum gebeten, die Zahlen auf jede Kommune herunterzubrechen und dieses Datenwerk dann zur Verfügung gestellt zu bekommen. Prof. Ernst-Ulrich Huster (SPD) verwies bei der Vorstellung darauf, dass Pohlheim eine Kommune mit hoher Armutsquote sei, aber es sich hier um einen Bericht mit Zahlen und keinerlei Handlungsperspektiven handele.

»Dank an den Landkreis für den Bericht, jetzt kommt die Arbeit auf die Kommunalpolitiker zu«, so Huster mit einem Hinweis, dass Pohlheim einen großen Anteil an Ausländern, die nicht aus der EU kommen, habe, was erhöhte Anforderungen an Kita und Schule mit sich bringe.

Der CDU-Antrag »Kurze Beine - kurze Wege« sieht eine Einschätzung aller Pohlheimer Kindergärten vor, wieviel Prozent der Eltern ihre Jüngsten selbstständig in den Kindergarten gehen lassen, fußläufig oder mit dem Rad begleitend in die Betreuung bringen oder mit dem Pkw in die Betreuung fahren und abholen. Dazu teilte Ruck mit, dass seitens der Kitas eine solche Einschätzung nicht vorgenommen werden könne, das Thema aber bereits im Ältestenrat diskutiert wurde und diese Fragen gemeinsam mit der bei der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen in Auftrag gegebene Zufriedenheitsstudie der Kita mit aufgenommen werden soll. Die Studie sollte bereits lange fertig sein, fiel jedoch dem Hacker-Angriff auf die JLU zum Opfer und wird neu aufgearbeitet.

Gab es in der letzten Sitzung noch scharfe Kritik aus den Reihen der FW, weil ihr seit November vorliegender Antrag zur Einrichtung einer Natur- und Bauernhof-Kita-Gruppe nicht vorangehe, so stellten den Ausschussmitgliedern AWO-Geschäftsführer Jens Dapper und die Fachbereichsleiterin Kinderbetreuung der AWO, Gaby Nickel, das Konzept vor, deren Kita Rödgen mit dem zweiten Platz beim Deutschen Kita-Preis ausgezeichnet wurde. Hier wird ein Natur- und Bauernhofangebot gemacht, können Wiesen und Felder, Streuobstwiesen, verschiedene Tiergruppen in Kooperation mit dem landwirtschaftlichen Betrieb »Im Dreieck« sowie das Naturschutzgebiet und der Wald im Wechsel der Jahreszeiten zur Nutzung in Projekten erkundet werden.

Wie Dapper ausführte, hatte die AWO vor zwei Jahren die Kita aus städtischer Trägerschaft übernommen. Die Stadt hatte Probleme mit der Auslastung und zu wenig Personal und sei dann an die AWO herangetreten, weil diese bereits sechs Kitas in Gießen betrieb. Alle Kitas seien digital ausgestattet und die Kinder entscheiden am Anfang der Woche, ob sie in die Bauernhofgruppe wechseln wollen oder nicht. Die dort behandelten Themen werden mit allen Kindern weiter aufgearbeitet.

Gaby Nickel führte als »Bauernhofangebote« etwa Schafe, Schafscheren, aber auch Traktorfahrten und Anpflanzungen aus. Wie Dapper ergänzte, werden die Eltern mit auf die Reise genommen, was mit digitalen Endgeräten gemacht werden kann, dafür wurde für die Kinder ein Tabletführerschein entwickelt: »Es entwickelt sich ein Geben und Nehmen in den pädagogischen Angeboten. Das funktioniert richtig gut. Das kostet an dieser Stelle auch richtig Geld, du musst WLAN in der Einrichtung und auch entsprechende Endgeräte haben. Daraus entwickelt sich eine kindgerechte Dynamik.« Nach der Vorstellung waren sich die Ausschussmitglieder einig, noch weitere Betreiber einzuladen und Konzepte zu erkunden, um sich dann eine umfassende Meinung bilden zu können.

Ob denn nun »die Wiese in der Kita Dorf-Güll zu einer Blühwiese verkomme und nicht mehr gemäht werde«, wollte Prof. Helge Stadelmann (CDU) von Ruck abschließend wissen und dieser verwies darauf, dass nach wie vor gemäht werde, sich der Bauhof jedoch aufgrund von Krankheitsfällen halbiert habe und es so etwas länger dauere, bis gemäht werde. Zur aktuellen Flüchtlingssituation teilte das Stadtoberhaupt mit, dass sich rund 100 Ukrainer in Pohlheim aufhalten. »Es werden nicht mehr und nicht weniger, nur es wechselt ab und zu«, so Ruck. Das von der Stadt erworbene Anwesen Ludwigstraße 37 werde als Kleiderkammer für Ukrainer genutzt und dort gebe es auch eine kleine Kaffee-Ecke. Kinderbetreuung finde hier in Form von Spielrunden statt, weil Kitas vollbelegt sind. Dies werde durch Spielkreise abgedeckt.

Fotos: Wißner

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Gaby Nickel © Thomas Wißner

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