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Alte Schule soll Dorfkneipe werden

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Von: Erika Scherer

Lollar (sle). Die alte Schule in Ruttershausen aus dem Jahr 1913, die im Besitz der Stadt Lollar ist, wird seit Jahren nur wenig genutzt. Nun befasste sich der Ortsbeirat Ruttershausen erneut mit dem Thema. Das Gebäude dient der Feuerwehr als Schulungsraum, die beiden Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss werden von Vereinen für die Aufbewahrung von Material genutzt.

Das ortsbildprägende Gebäude liegt mitten im Dorf und hat eine große Außenanlage.

Der Ortsbeirat hatte bereits einmal angeregt, hier eine Dorfkneipe einzurichten. Ortsvorsteher Michael Sauer und Martina Karber berichteten nun über den Sachstand. Das Projekt sei grundsätzlich zur Förderung über das Leader-Programm der EU anerkannt. Um aber tatsächlich Fördergelder zu bekommen, müsse für das Projekt bis Anfang 2023 ein Antrag gestellt werden. Alle im Parlament vertretenen Fraktionen befürworteten das Projekt, sagte Sauer, der vehement für die Dorfkneipe plädierte, da es in Ruttershausen kaum noch eine Möglichkeit gebe, sich zu treffen. Man habe ein »Ideenpapier Dorfkneipe« bereits im November 2021 erstellt.

Unter dem Vorbehalt, dass der Feuerwehrstandort bestehen bleibt, ist auch die Feuerwehr damit einverstanden. Allerdings gibt es einen nicht unerheblichen Sanierungsstau. Zwar erscheine die Bausubstanz grundsätzlich gut, allerdings sei das Gebäude stark verwohnt und heruntergekommen. Eine umfangreiche Sanierung ist daher notwendig. Im Erdgeschoss soll der alte Schulsaal als Gastraum genutzt werden. Eine kleine Küche und ein Damen- und Herren-WC sind bereits vorhanden, allerdings müssten auch diese Räumlichkeiten grundlegend renoviert werden. Im Keller und Erdgeschoss sind umfangreiche Umbauten für die geplante Nutzung erforderlich. Auch die beiden Wohnungen müssen grundlegend saniert werden, die sanitären Anlagen sind zu erneuern, gegebenenfalls die Zwischenwände zu entfernen und neue zu errichten. Die Dorfgemeinschaft würde es nicht verstehen, wenn die Stadt Lollar die alte Schule anderweitig veräußern würde, sagte Sauer. Der Ball liege nun bei der Stadt.

Mit einer Präsentation stellten Jutta Pfaff und Kai Sander das Thema Carsharing vor. Ein Carsharing-Projekt sollte auch in Lollar ins Leben gerufen werden, sagte Pfaff. Im Zuge der Energiekrise sei es wichtig, auch hier anzusetzen. Ein Carsharing-Fahrzeug könne bis zu 20 private Pkw ersetzen.

Gefördert werde ein Carsharing vor allem auch durch ein gutes ÖPNV-Angebot und eine sichere und attraktive Radverkehrsinfrastruktur. Wichtig sei eine gute Nahversorgung mit Schulen, Kitas und Geschäften für den täglichen Einkauf, aber auch Gaststätten und Ärzten sowie Freizeiteinrichtungen. Die alltäglichen Bedürfnisse könnten auch ohne Besitz eines eigenen Pkw einfach erledigt werden. Ganz schnell kam aus den Reihen der Zuhörer die Frage nach den Preisen auf. Zugrunde gelegt waren 8000 gefahrene Kilometer im Jahr, monatlich also 667 Kilometer. Unter dem Strich schlagen die Kosten bei einem privaten Pkw mit rund 3617 Euro zu Buche, das Carsharing-Fahrzeug würde insgesamt 2876 Euro benötigen. Pfaff räumte ein, dass das Grundproblem auf dem Land sei, dass viele auf das eigene Auto angewiesen seien und es eine niedrige Verfügbarkeit des ÖPNV gebe. Auch seien meist ausreichende Parkplätze da, wodurch wiederum eine geringe Nachfrage nach Carsharing entstehe und es dadurch eine geringere Auslastung der Carsharing-Fahrzeuge gebe. Die Dienstleistung Carsharing könne ihre umweltentlastende Wirkung aber nur dann entfalten, wenn sie in den Umweltverbund Bus und Bahn und Zu-Fuß-Gehen integriert ist. »Wir müssen mit alten Gewohnheiten brechen, damit die Energiewende gelingt«, sagte Pfaff abschließend.

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