»Bin glücklich, jetzt hier zu sein«

Jan-Erik Dort, der neue Lollarer Bürgermeister, hat am 1. Januar sein Amt angetreten.
Lollar . Der frühe Vogel fängt den Wurm, sagt ein altes Sprichwort. Jan-Erik Dort hat sich zwar nicht auf Wurmjagd begeben, doch früh war er an seinem ersten Tag im Amt allemal.
Seit 1. Januar ist der Unabhängige neuer Bürgermeister in Lollar, am Montag war er um 7 Uhr bereits im Rathaus. Etwa fünf bis sechs Minuten zu Fuß sind es bis zum neuen Arbeitsplatz. »Ich habe erst mal ein bisschen gereust, ein paar Sachen hergebracht, eingeräumt.« Um 7.45 Uhr hat er sich mit den Verwaltungsmitarbeitern im Foyer getroffen, sich nochmal kurz vorgestellt und seiner Freude auf eine gute Zusammenarbeit Ausdruck verliehen. Bauhof und Kitas will er in der kommenden Woche besuchen. Schon in den vergangenen Wochen hatte ihn sein Amtsvorgänger Dr. Bernd Wieczorek mit vielen Vorgängen vertraut gemacht, ihm Tipps gegeben.
Wertschätzung
»Wir machen das alles hier gemeinsam, die Leute in der Verwaltung, im Bauhof, in den Kitas und auch die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr. Es ist mir wichtig, sie alle mit Wertschätzung zu behandeln.« Der frühe Zeitpunkt für die erste Zusammenkunft war bewusst gewählt. Die Verwaltung öffnet um 8 Uhr und »der laufende Betrieb sollte nicht gestört werden«. Der neue Bürgermeister freute sich, dass auch die Mitarbeiter so früh gekommen waren, die - bedingt durch die Gleitzeit - eigentlich etwas später anfangen. Und noch etwas gab Grund zur Freude: Zum Einstieg hatte das Team dem neuen Rathauschef eine Grünpflanze geschenkt. Dazu gab es »Geduldsfäden«, »Glück in kleinen Dosen« und »Notfallschokolade«. Der 39-Jährige schmunzelt: »Das hat mich sehr gefreut.«
Die Spathiphyllum, auch Einblatt genannt, ist ein erster Farbtupfer im frisch gestrichenen Büro. Einen neuen Schreibtisch wollte der neue Bürgermeister nicht. »Der ist noch von Gerd Bocks, dem Vorgänger von Bernd Wieczorek«, verrät Dort. Der Tisch sei noch völlig in Ordnung, außerdem sein ein Bürgermeister viel unterwegs, sitze nicht ständig im Büro. Zudem könne er mobil von überall arbeiten. Immerhin, ein Bild steht schon auf dem Schreibtisch, die »Lollar-Uhr« hat er wieder aufgehängt und die kleine Schmaadleckerfigur »gehört zum Inventar«.
Erste Termine stehen schon im Kalender, unter anderem auch der Besuch von Altersjubilaren. Im Rathaus selbst müsse er noch schauen, wie was kommuniziert werde. Etwa, ob eine kurze E-Mail reicht oder ob und wie die üblichen Besprechungen ablaufen. Da müsse man erst mal schauen. »Alles neu - das bringt nur Unruhe ins Haus.« Wenn etwas nicht optimal sei, könne man darüber reden.
Ob er immer um so früh wie am ersten Tag sein wird, weiß Dort noch nicht. Er schmunzelt: »Ein erfahrener Kollege hat mir davon abgeraten. Man solle erst einmal die Mitarbeiter in Ruhe am Arbeitsplatz ankommen lassen.« Das alles werde sich mit der Zeit einpendeln. Obwohl neu im Job, weiß er den Kontakt zu den Bürgermeisterkollegen bereits zu schätzen, hat mit einigen schon telefoniert oder E-Mails ausgetauscht. Als er am Morgen das Haus verlassen hat, haben seine Frau Martina und sein kleiner Sohn noch geruht. Statt des gemeinsamen Frühstücks hat sich die Familie daher zum Mittagessen getroffen.
»Vertrauensvoll«
Erste Gespräche mit den Fraktionsvorsitzenden hat es schon gegeben. »Nette und vertrauensvolle Gespräche«, fasst Dort zusammen. »In der Sache kann man uneins sein, kann deshalb aber trotzdem freundlich miteinander umgehen.« Er wolle mit allen Parteien zusammenarbeiten. »Ich bin ein Unabhängiger und das werde ich auch bleiben.« Es sei aber gut, ein breites Meinungsspektrum zu haben, sich breit aufzustellen. »Am Ende entscheidet die Mehrheit. Das ist Demokratie.« Er ist sich sicher, »die Parteien eint mehr als sie entzweit«. Immerhin seien die meisten Beschlüsse in der Vergangenheit einstimmig ausgefallen. Eine wichtige Aufgabe, die ansteht, ist der Haushalt. Da müsse man sehen, was möglich sei und wie man es angehe. Dies auch mit Blick auf die unbesetzten Stellen in der Verwaltung und den Kitas. Die Frage sei, »wie können wir als Stadt Lollar es schaffen, als Arbeitgeber zu überzeugen.« Für Neubesetzungen müsse man zudem eine gute Einarbeitung bedenken. »Wenn jemand in den Ruhestand geht, gehen auch ganz viel Wissen und Erfahrung in Rente. Das muss man auffangen und jemanden rechtzeitig einarbeiten.« Es sei ihm wichtig, dass die Mitarbeiter mit Spaß bei der Arbeit seien. Daher wolle er auch wissen, wenn irgendwo der Schuh drücke, wo man helfen könne.
Aktuell gab es in den sozialen Netzwerken Beschwerden, dass an Silvester um 23 Uhr die Straßenbeleuchtung abgeschaltet war. Das war ein Beschluss der politischen Gremien, über den im Amtsblatt informiert wurde. Für Jan-Erik Dort dennoch ein Anliegen von Bürgern, auf das er eine Rückmeldung geben will. Eines kann er dazu schon sagen: »Einfach an- und abschalten geht nicht. Das muss man mit den Stromanbietern abklären.« Die Nachtabschaltung selbst mache Sinn, spare die Stadt so doch viel Geld, was wiederum eine Steuererhöhung vermeide. All das müsse kommuniziert werden. Über welche Plattform, in welchem Format oder auf welchem Weg das künftig geschehen wird, hat der 39-Jährige noch nicht entschieden.
Zwischen den Jahren haben er und seine Ehefrau ein wenig »Nestbau« betrieben, kommt doch im Februar ihr zweites Kind. Aber Dort hat sich auch schon mal den Haushalt angeschaut, Sachverhalte in Augenschein genommen und »auch die Hessische Gemeindeordnung in die Hand genommen«.
Zuvor Angestellter, muss er sich in die neue Rolle als »Chef« erst einmal reinfinden. Es sei durchaus neu für ihn, nicht alles selbst machen zu müssen, sondern die Mitarbeiter bitten zu können.
Es ist der erste Tag im Amt. »Ich freue mich auf die Arbeit, bin sehr glücklich jetzt hier zu sein«, blickt Jan-Erik Dort nach vorne.