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Blick in die Geschichte

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Autor Walter Damasky (Mitte) mit Dieter Schäfer und Renate Becker bei der Präsentation des Buchs. Foto: Schu © Schu

Walter Damasky hat das Buch »Die Siedlung in Watzenborn-Steinberg« geschrieben. Es ist ab sofort erhältlich.

Pohlheim (jüs). »Die Siedlung in Watzenbornb-Steinberg - Ein Zeugnis bürgerlichen Gemeinsinns«, so heißt der Titel eines Buches, das über 75 Jahre nach Kriegsende an die Flüchtlinge und Vertriebene erinnert, die in Watzenborn-Steinberg eine neue Heimat gefunden haben. Das über 130-seitige Buch ist zum Verkaufspreis von 19 Euro erhältlich.

Im Beisein von Dieter Schäfer und Renate Becker (Vorsitzender und Schriftführerin des OV Watzenborn-Steinberg der Heimatvereinigung Schiffenberg) stellte Walter Damasky sein Werk in der Heimatstube vor.

Autor des Buches ist Pohlheims Ehrenbürger Walter Damasky. Die Kommunalpolitik, die Vereine und das Ehrenamt sowie das große Interesse an seinem Heimatort gehören zum Leben des 1936 in Watzenborn-Steinberg Geborenen, der seit über 60 Jahren Mitglied im Ortsverein der Heimatvereinigung ist. Aus seiner Feder (zusammen mit Erhard Burger) stammt auch das 2005 erschienene Watzenborn-Steinberger Familienbuch sowie die Ende September 2016 fertiggestellte Chronik »875 Jahre Watzenborn-Steinberg«. Damasky gilt als profunder Kenner der lokalen Geschichte.

Inspiriert von einem kleinen Album, das den Bau der Watzenborn-Steinberger Flüchtlingssiedlung I in Wort und Bild beschrieb, kam Walter Damasky vor knapp einem Jahr auf die Idee, das Thema noch einmal aufzugreifen und das als Grundlage zu nehmen, nachdem seinerzeit der Ortsverein der Heimatvereinigung im Jahr 1996 aus Anlass der 50-jährigen Vertreibung eine Sonderausstellung in der Heimatstube durchführte und eine Dokumentation mit dem Titel »1946 bis 1996, 50 Jahre Flüchtlinge und Vertriebene in Watzenborn-Steinberg« herausbrachte.

Damasky selbst kann sich noch lebhaft an den Bau der Siedlung I (Am Schwimmbad und Aussiger Straße) und II (Jahnstraße und Sudetenlandstraße) erinnern, der mit der Siedlung I in 1948 begann und zum damaligen Zeitpunkt einmalig in Hessen war. Zu jener Zeit zählte die selbstständige Gemeinde 2700 Einwohner, durch die Vertriebenen kamen noch einmal 900 Personen dazu, die zunächst einmal alle auf die Häuser in Watzenborn-Steinberg verteilt wurden, so dass fast alle Häuser Flüchtlingen aufnehmen mussten.

Bei der Siedlung I ist das Besondere, dass das Land nicht der Gemeinde Watzenborn-Steinberg gehörte, die kein ausgewiesenes Bauland hatte. Erfolgreich war der Versuch, von der ehemaligen Gemarkung Schiffenberg Land zu bekommen, das zwar in der Gemarkung Gießen lag, aber dem Land Hessen gehörte. Es wurde für 80 Pfennig pro Quadratmeter an die Bauwilligen verkauft, die die Häuser alle in Eigenhilfe erbauten, denn sie waren nach ihrer Flucht mittellos. Sie haben innerhalb von zwei Jahren die Siedlung fertiggestellt. Fertig heißt jedoch nicht, dass es erschlossen war, denn es fehlten noch die Straße, das Licht, Wasser und Abwasserleitungen. Bis 1954 hatte es gedauert, bis die Gemeinde in der Lage war, die Wasserversorgung zu bauen. Das war problematisch, weil das bebaute Land höher lag als Watzenborn-Steinberg. Da das Wasserhaus die Versorgung nicht schaffte, musste am Trieb ein neues Wasserhaus gebaut werden, das 1954 eingeweiht wurde.

Zur gleichen Zeit war die Gemeinde auch in der Lage, die Kanalisation und die Straße zu machen. Nach dem Prinzip der Siedlungsgemeinschaft I hat sich dann der Rest der Bauwilligen zur Siedlungsgemeinschaft II zusammengeschlossen. Hier waren die Erfahrungen aus der Baugemeinschaft I von großem Vorteil.

Im zweiten Teil geht es um die Aussagen der Heimatvertriebenen und die Umstände, wie die Vertreibung stattgefunden hat und wie die Menschen hier aufgenommen wurden. Auch Zeitzeugen kommen zu Wort.

Ein besonderer Dank von Walter Damasky gebührt Daniele Schneider vom Stadtarchiv Pohlheim, Renate Becker und Dieter Schäfer für ihre bereitwillige Mithilfe sowie der Heimatvereinigung Schiffenberg, Ortsverein Watzenborn-Steinberg für die Bereitschaft, dieses Buch herauszugeben und nicht zu vergessen, den Besitzern von historischen Bildern, die sie dem Autor zur Veröffentlichung überlassen haben. Dieter Schäfer betonte, das Buch dokumentiere eindrucksvoll dieses bedeutende Kapitel der Ortsgeschichte

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