Buchsen-Schautanz um Mitternacht

Pohlheim (jüs). Mit einer grandiosen Prunksitzung hat der CV-1956 »Die Mollys« Watzenborn-Steinberg sein 66-jähriges Bestehen gefeiert.
Die Akteure brannten in der bis auf den letzten Platz prall gefüllten Narrhalla der Volkshalle im wahrsten Sinne des Wortes ein närrisches Geburtstagsfeuerwerk ab.
Geboten wurde ein gut viereinhalbstündiges unterhaltsames Programm mit Musik, Gesang, Tanz und Büttenreden, das erst weit nach Mitternacht endete.
Als Sitzungspräsidenten glänzten Anne Kathrin Häuser und Jörg Buß, die gekonnt durch das Narrenspektakel führten.
Für den musikalischen Auftakt sorgten mit dem Fanfarenzug Hansa Gießen (Zugleitung Jennifer Rieß) Freunde aus der Nachbarschaft. Dem vorausgegangen war der Einmarsch der Marschtänzerinnen und des Elferrats.
Ein erster Höhepunkt war das Gardetanz-Medley der Mollynchen-, Junioren- und Jugend-Garde. 45 junge Damen erhielten dafür stürmischen Beifall. Hauptverantwortliche für den Tanz waren Caroline Gerhardt und Lea-Celine Buß.
Beginnend mit den 1950/60-er Jahren nahmen die Mainzer Sänger Ernst Neger, alias Joni Ensle und Margit Sponheimer, alias Beate Schäfer, die närrischen Besucher mit unvergessenen Fassenachts-Hits auf eine Zeitreise.
Als Schwalbacher im Pohlheim-Licht trat Bürgermeister Andreas Ruck in die Bütt. Im Süden Pohlheims, dort wo es öfter brennt, habe er ein Haus gefunden. In Versen rief der in bunter Sommerkleidung auftretende Ruck noch einmal mit spitzer Zunge die vergangene Zeit in Erinnerung. »Vorwurf und Schelte sind aus der Welt, sind die Kinder doch wichtiger als Geld. Ein Ruck wird niemals sagen, das war’s, ich löse alles ohne Druck, ich mache nur nen kleinen Ruck«, reimte Pohlheims Rathausoberhaupt.
Danach ging es mit dem Jugend-Schautanz »Die Suche nach der verlorenen Prinzessin« in die Märchenwelt. Als Trainerinnen zeigten sich Stephania Haase, Theresa Rinn und Pauline Schäfer verantwortlich.
Als wie zuvor, bei den Auftritten eine Zugabe gefordert wurde, konterte Sitzungspräsident Buß spontan: »Der Bürgermeister hat auch überzogen zeitlich, es dauert dann etwas länger.«
Als junge Büttenrednerin berichtete das »Mollys«-Eigengewächs Fabi Weber über eine spontane Hausparty in Abwesenheit ihrer Eltern, die im Chaos endete. Weber wurde im vergangenen Jahr mit dem Jugendsonderpreis der IGMK (Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval) mit Sitz in Mainz ausgezeichnet. Mit einem Solistenmedley erfreuten die Tanzmariechen Celina Zeiger und die erst fünfjährige Helene Fabricius, die sich in die Herzen der Besucher tanzten.
Aus der Bütt hielt Professor Dr. Volkmar Wolters einen Festvortrag zum Thema »Der Molly in der Pubertät«, nachdem er vor drei Jahren bereits als Geburtshelfer über die Ankunft des kleinen Molly berichtete. Ein Molly-Jahr sind fünf Menschenjahre; es beginne jetzt die Zeit, in der die Hormone den Verstand verlieren würden. »Mollys lassen sich nicht über Ableger vermehren, und sie gelten als unzähmbar.«
Die Hitparade 1968 präsentierten Anne Kathrin Häuser, Beate Schäfer, Anja Naumann und Joachim »Joni« Ensle, die gleich eine neue Combo bei den »Mollys« bilden könnten.
Natürlich trat auch die legendäre Gesangsgruppe »Die Mollys«, die dem CV vor 66 Jahren den Namen gegeben hat, ins Rampenlicht. Ihre Gesangsvorträge unter der Leitung von Dieter Schäfer wurden stehend gewürdigt.
Danach ging es sportlich weiter mit dem Junioren-Schautanz »Drehst Du noch oder tanzt Du schon« (Trainerin Theresa Kalitzke), dem nach gezündeter Rakete wie bei allen anderen Tänzen eine Zugabe folgte. Eine große Ehre und ein Riesenerlebnis war für den CV »Die Mollys« die Büttenrede des kurz vor seinem 75. Lebensjahr stehenden Walter Allert aus Nidda, ein früheres Ass in der »Mollys«-Bütt. Als Landarzt-Kapazität sowie »unpraktischer Arzt« hatte er allerhand zu berichten.
Als alte Männer mit Gehstock besetzten die »Moletten« die Bühne. Das zehnköpfige Männerballett mit Tänzern zwischen 17 und 61 Jahre gefiel mit dem Tanz »Es war einmal von damals bis heute«, einstudiert von Anna Müglich und Sarah Schäfer.
Im Anschluss daran landete der A 280 im Stadtteil Watzenborn-Steinberg mit den zwei Hausener Stewardessen Babette und Janette (Celine Braungardt und Selina Loukidis).
Es war schon Mitternacht, als die 23 Tänzerinnen der Mollynchen (Trainerin Lisa Schäfer) mit ihrem Buchsen--Schautanz Begeisterungsstürme auslösten.
Joni Ensle leitete musikalisch mit einem Kölsch-Medley das Finale ein, bei dem alle Akteure »Das war wieder einmal ein schöner Tag« anstimmten.

