1. Startseite
  2. Kreis Gießen
  3. Pohlheim

»Schwedendorf« in Hausen

Erstellt:

Von: Volker Böhm

Der Laubacher Graf hat die Fläche »Waldeck« in Hausen gekauft. Dort soll wie in Grünberg ein »Schwedendorf« entstehen.

Pohlheim (vb). Knapp vier Hektar groß, in der Gemarkung Hausen und gegenüber vom Pohlheimer Hallenbad gelegen - das ist die Fläche »Waldeck«, über deren Bebauung schon viele Jahre nachgedacht wird. Nun gibt es einen neuen Investor mit einem prominenten Namen: Karl Georg Graf zu Solms-Laubach. Er hat das Areal gekauft und will dort wie in Grünberg ein »Schwedendorf« mit Holzhäusern im skandinavischen Stil realisieren. Hendrik Christophel von der Planungsgruppe Seifert stellte das Konzept am Montag im Ausschuss für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt vor.

Der Planer erinnerte zu Beginn daran, dass schon lange versucht werde, ein engeres Zusammenwachsen der drei nördlichen Stadtteile zu erreichen. Dies scheiterte immer am fehlenden Zugriff auf die Flächen. »Waldeck« ist laut Christophel seit den 90er Jahren im Flächennutzungsplan als Sondergebiet für Seniorenwohnungen vorgesehen. »Es gab immer wieder Investoren, es wurde viel geplant, aber nichts umgesetzt.« Nun will der Laubacher Graf die Grundstücke mit seiner Graf Solms Immobilien GmbH & Co. Projektentwicklungs KG bebauen lassen.

Seine Idee für »Waldeck« lautet: Kleingewerbe, eine Kindertagesstätte besonders für die Mitarbeiter der dortigen Firmen, ein Bereich für eine Tagespflege und eine Werkstätte und eben die »Schwedenhäuser«. Christophel nannte eine Zahl von 16 Häusern mit zwischen 100 und 120 Quadratmetern Wohnfläche. Dies würde 100 bis 120 Bewohnern entsprechen. Die Gebäude sollen nicht verkauft, sondern zu »sehr günstigen Preisen« vermietet werden.

Besichtigung in Grünberg

In Grünberg sind auf dem Gelände an der Landstraße nach Lauter auch das evangelische Dekanat »Gießener Land« und die Ambulanten Dienste des Oberhessischen Diakoniezentrums angesiedelt. Ende Januar wollen sich die Pohlheimer Parlamentarier vor Ort umschauen.

Der Planer betonte die Nachhaltigkeit des Projekts. Die Häuser würden mit Holz aus den gräflichen Wäldern gebaut und sollen mit einem Blockheizkraftwerk beheizt werden. »Wir kommen sehr nah in Richtung Klimaneutralität.« Ein Carsharing mit Elektroautos sei ebenfalls geplant, so dass zusammen mit der Anbindung an Bus und Bahn mit wenig Individualverkehr zu rechnen sei. Gleichartige Projekte sind an weiteren Orten in Hessen geplant, unter anderem in Alsfeld oder Usingen.

Vorgesehen war, dass das Stadtparlament in seiner Sitzung am 15. Dezember der Planung zustimmt, so dass ein Bauleitplanverfahren eingeleitet werden kann. Die Kosten dafür trägt der Investor. Dies ging Kevin Engel (CDU), Fabian Schäfer (FDP) und Peter Alexander (SPD) allerdings zu schnell. Man sollte die Pläne nur zur Kenntnis nehmen, sie in den Fraktionen beraten und die Besichtigung in Grünberg abwarten. So wurde es beschlossen

Reiner Leidich (CDU) und auch Peter Alexander hielten einen städtebaulichen Vertrag zwischen Graf und Stadt für erforderlich. Mit Bezug auf die nahe gelegene Tennisanlage forderte Stadtverordnetenvorsteherin Hiltrud Hofmann (Grüne) mehr Infos zum Lärmschutz, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Dies sagte der Planer zu. Fabian Schäfer konnte sich nicht vorstellen, dass der Graf alle Gebäude im Eigentum behalten werde.

Völlig unumstritten war das zweite Thema des Abends, das Planer Christophel vorstellte: vier Gebäude zum Mehrgenerationenwohnen, die in Holzheim entstehen sollen. Der Ausschuss beschloss einstimmig, dass der vorhabenbezogene Bebauungsplan »Wohnresidenz Zur Langwiese« aufgestellt werden soll. Es handelt sich um das frühere Gelände der Firma Innotech, die nach Reiskirchen umgezogen ist. Hinter dem Bauprojekt steht die HP&P Generalplanung GmbH aus Gießen.

Vorgesehen sind drei Gebäude mit je zehn Wohnungen und ein Haus mit fünf Wohnungen. Diese sollen laut Christophel rollstuhlgerecht sein. Die kompakten Gebäude erreichen eine Traufhöhe von maximal 7,50 Meter. 70 Stellplätze müssten nachgewiesen werden. Nach mehreren Umplanungen sind es nun 79, die ober- und unterirdisch entstehen sollen. Da es um eine Innenverdichtung geht, könne der Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren aufgestellt werden und der Flächennutzungsplan müsse nicht geändert werden.

Im Ausschuss war man sich einig, dass zwei angrenzende Grünflächen im Privatbesitz nicht in den Geltungsbereich des Bebauungsplanes aufgenommen werden sollen. Dieser Punkt wurde aus dem Beschlussvorschlag gestrichen.

Anders als in anderen Kommunen, wie Buseck, Heuchelheim oder Fernwald, gibt es in Pohlheim noch keine Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Grundlage ist ein Bebauungsplan, der Bauherr benötigt eine Baugenehmigung. Klimaschutzmanager Jannik Kirch möchte, dass die Stadt ein Konzept für Freiflächenanlagen erstellt und festlegt, wo diese erwünscht sind und wo nicht. Die Landesenergieagentur bietet mit dem Programm »Bürgerforum Energiewende Hessen« die Möglichkeit, solche Konzepte in zwei Workshops zu erstellen. Teilnehmer sollen die Ortsvorsteher, je ein Vertreter der Fraktionen und Fachleute aus dem Bauamt sein. So ein Konzept schaffe Transparenz, denn das Thema werde über kurz oder lang auf die Stadt zukommen, erklärte Kirche. Der Ausschuss billigte den Punkt einstimmig.

Auch interessant