1. Startseite
  2. Kreis Gießen
  3. Rabenau

»Lehrerzimmer ist der Maschinenraum«

Erstellt:

gikrei_2307_dge_Rabensch_4c
Kerstin Gromes (l.) übergibt Schulleiterin Monika Holzapfel die Entlassungsurkunde zum 31. Juli 2022 aus dem Dienst des Landes Hessen. Foto: Heller © Heller

Monika Holzapfel wurde von ihren Schülern und dem Kollegium feierlich verabschiedet. Sie war 23 Jahre Leiterin der Rabenschule.

Rabenau (voh). Warum aus einem pausbäckigen Baby kein Funkoffizier auf hoher See, sondern eine Lehrerin an der Rabenschule Londorf wurde, das erzählte Monika Holzapfel anlässlich ihrer Verabschiedung.

Es waren stets besondere Tage, wenn die Rektorin der Grundschule mit Ganztagsangebot in den vergangenen 25 Jahren im großen Atrium unter dem Glaskuppeldach das Mikrofon ergriff. Diesmal verriet sie vor allem den Schülerinnen und Schülern einige Geheimnisse aus ihrem Leben. Holzapfels letzte offizielle Rede an dieser Stelle war nicht einfach die bloße Aneinanderreihung von Sätzen. Die Vollblutpädagogin verpackte darin noch eine Botschaft und nahm die Kinder mit. Nur Zuhören ist für Kinder nämlich langweilig. »Keiner sollte mich mal veräppeln, deshalb habe ich gelernt.« Funkoffizier wollte sie als Achtklässlerin werden und zwar wegen der schicken Uniform. Die dazu notwendige Physiknote konnte sie nicht liefern. Das sei heute noch immer so, aber nicht schlimm, denn jeder müsse seine Talente herausfinden. Dafür könne die Schule taugen. Sie habe dann Bankkauffrau gelernt, ein Studium begonnen, sei Mutter geworden. Als die älteste Tochter in der zweiten Klasse war, habe sie dann ihr Lehramtsstudium begonnen. Holzapfel: »Nutzt die Chance, neue Dinge zu lernen.« Auch wenn der Lebenslauf etwas verschlungen sei wie der ihrige. Ihr Teenagerwunsch habe sich doch irgendwie erfüllt. »Meine E-Mails sind die Funksprüche. Büro und Sekretariat die Brücke und das Lehrerzimmer ist der Maschinenraum.«

Bürgermeister Florian Langecker hielt keine lange Rede, sprach Dankesworte und ergriff sein Akkordeon. Den Titel »Hot n Cold« von Katy Perry spielte er locker und fehlerfrei. »Ich habe nicht mehr viel Zeit zum Üben«, verriet er. Die Elternbeiräte Verena Gores und Ann-Katrin Rausch übergaben einen Gutschein für Leseratten - Bücher sind eins von Holzapfels Hobbys - und einen Präsentkorb mit Regionalprodukten. Konrektorin Ivonne Schlapp erklärte, die Rabenschule sei so beliebt, weil für Holzapfel der Mensch immer an erster Stelle gestanden habe. »Wir werden Dich sehr vermissen.« Susanne Schmidt vom schulischen Förderverein stellte fest: »Wir haben zwar nicht das Prädikat ›Musikalische Schule‹, wir sind aber eine musikalische Schule«. Mit Nicole Tamburro konnte eine Musiklehrerin gewonnen werden mit professioneller Solo-Ausbildung. Die Sopranistin kümmert sich etwa um die Stimmbildung beim Extra-Chor des Stadttheaters Gießen und dem Chor Cantamus Gießen.

Die Klasse zwei sang »Schön, dass du da bist« und trug das Gedicht »Blumentopf« vor. Von den Klassen 1a/1b erklang »Siyahamba«. Die Viertklässler intonierten »Wir verlassen diese Insel und erkunden neues Land« und sprachen das Gedicht »Schön, dass es Dich gibt«. Die Drittklässler hatten das Lied »Ich schenk Dir einen Regenbogen« eingeübt. Tamburro sang drei Titel aus Musicals, begleitet von Nicolas Reinschmidt am Kontrabass und Schmidt am Klavier. Das Kollegium tanzte zur Melody von »YMCA«. Schulamtsdirektorin Kerstin Gromes übergab die auf den 31. Juli datierte Entlassungsurkunde aus dem Schuldienst des Landes Hessen. Holzapfel kam 1997 an die Rabenschule und war 23 Jahre Rektorin. Sie lüftete schließlich das Geheimnis um ihre Nachfolge: Lehrerin Verena Lemmer.

Auch interessant