Unter dem Thema "Autoritäre Populisten gegen Gender: Trump, Bolsonaro und die AfD" hatte das ZMI am Donnerstagabend zur Podiumsdiskussion in die Universitätsaula eingeladen. Diese löste kontroverse Diskussionen aus.
Donald Trump hat sich mit verschiedenen Aussagen selbst als autoritärer Populist geoutet. Er hat deutlich gemacht, dass sein Land gegen "Gender-Ideologie" kämpfen werde. Foto: dpa
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GIESSEN - Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im März dieses Jahres erklärten US-Präsident Donald Trump und der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro einstimmig, dass sich ihre Politik klar "gegen die Gender-Ideologie oder politisch korrekte Einstellungen" positioniere. Auch in Europa geraten egalitäre Geschlechterbilder und die Position sexueller Minderheiten in mehreren Staaten zunehmend unter Druck. "In den vergangenen Jahren sind die geschlechtlichen Selbstbestimmungsrechte vielerorts wieder in Frage gestellt worden", erklärte auch Dr. Jutta Hergenhan vom Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität.
Unter dem Thema "Autoritäre Populisten gegen Gender: Trump, Bolsonaro und die AfD" hatte das ZMI am Donnerstagabend zur Podiumsdiskussion in die Universitätsaula eingeladen. Unter Moderation des Journalisten Andreas Schwarzkopf debattierten die Romanistin Dr. Dinah Leschzyk, die Politikwissenschaftlerin Prof. Dorothée de Nève und die Anglistin Prof. Greta Olson (alle JLU) sowie der Journalist Peter Weissenburger (taz) unter anderem darüber, inwieweit die "Genderpolitik" populistischer Politiker wie Trump oder Bolsonaro Ähnlichkeiten zu jener der deutschen AfD aufzeigt. Dabei wurde sowohl unter den Debattierenden als auch mit dem Publikum kontrovers diskutiert.
Olson und Leschzyk lenkten den Fokus zunächst auf die bedenklichen Entwicklungen im Ausland. Mit Ungarn, Österreich, Polen, Brasilien und den USA wurden dabei nur einige der Staaten benannt, in denen die Rechte von sexuellen Minderheiten, die Genderforschung oder die sexuelle Früherziehung zunehmend in Frage gestellt werden. Dass Soziale Medien dabei vor allem bei Trump und Bolsonaro eine entscheidende Rolle spielen, wurde anschaulich verdeutlicht.
Medien spielen wichtige Rolle
Die Geschlechterpolitik der AfD beleuchteten anschließend Weissenburger und de Nève nähergehend. Auch diese wolle der Genderforschung die staatliche Förderung entziehen und übe immer wieder Kritik an sexueller Früherziehung und gendergerechter Sprache. Laut de Nève haben dabei bei der AfD ebenfalls die Medien eine wichtige Aufgabe. "Die AfD hat ausgefuchste Strategien entwickelt, den Genderdiskurs ad absurdum zu führen", erklärte sie den anwesenden Zuhörern.
Möglichkeiten, dem Aufstieg von autoritären Populisten und dem Angriff auf die Geschlechteregalität entgegenzuwirken, sahen die Debattierenden dabei neben der aktiven Beteiligung an der Politik und dem Ehrenamt vor allem in einem kontroversen öffentlichen Diskurs. "Es ist fatal, nicht miteinander zu reden", befand in etwa de Nève. Weissenburger hingegen hob neben wichtigen lokalen Initiativen vor allem die Wirkungskraft von medialen Bewegungen wie etwa der "Me-Too"-Kampagne hervor, die sich für die Geschlechteregalität einsetzen. "Solche Debatten erreichen durch die Sozialen Medien heutzutage fast jeden", so Weissenburger. Den Vorsatz, miteinander zu reden, setzten die Debattenteilnehmer schließlich in der Diskussion mit dem Publikum direkt um. Dabei wurde sichtbar, dass auch unter den Zuschauern teils Unsicherheit darüber herrscht, wie man sich in Zeiten emotionaler Geschlechterdebatten im Streitgespräch richtig verhalte. Kontrovers diskutiert wurden in diesem Kontext außerdem die jüngsten Ereignisse an der Hamburger Universität, wo eine Vorlesung des AfD-Mitbegründers Bernd Lucke von lautstarken Protesten zahlreicher Studierender begleitet wurde.
Auch nach dem offiziellen Ende der zweistündigen Veranstaltung wurde beim Verlassen der Aula noch weiter angeregt diskutiert. Für die Veranstalter dürfte somit genau das eingetreten sein, was man sich im Vorfeld der Podiumsdiskussion gewünscht hatte: eine kontroverse Debatte.