Der überparteiliche Zusammenschluss "Pulse of Europe" organisiert wieder Kundgebungen vor dem Rathaus. Man wolle mit den Veranstaltungen "ein Zeichen setzen", da derzeit vermehrt rechte Gruppierungen "Stimmung gegen Europa" machten.
Von Jasmin Mosel
Geimeinsam singen für Europa: Bei der Kundgebung vor dem Rathaus erklingt auch die "Ode an die Freunde". Foto: Mosel
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GIESSEN - Es war ruhig geworden um den Gießener Ableger der "Pulse of Europe" Bürgerinitiative. Die letzte Kundgebung hatte vor der Bundestagswahl im September 2017 stattgefunden. Doch nun ist der überparteiliche Zusammenschluss, der vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Justus-Liebig-Universität und Vertretern der Jusos, Grüne Jugend, Junge Union sowie Junge Liberale unterstützt wird, zurück. "Grund ist natürlich die am 26. Mai anstehende Wahl zum Europäischen Parlament", machte Mitorganisatorin Anja Daßler, Vorsitzende des SPD Ortsvereins Gießen Allendorf, im Gespräch mit dem Anzeiger deutlich. "Wir hoffen aber, auch darüber hinaus Veranstaltungen realisieren zu können." Zum Auftakt der zunächst bis zum 19. Mai wöchentlich stattfindenden Kundgebungen hatten sich am Sonntagnachmittag rund 60 Menschen auf dem Rathausvorplatz versammelt, um für ein friedliches und geeintes Europa zu demonstrieren.
"Größtes Friedensprojekt"
Tevin Pettis, stellvertretender Vorsitzender der SPD Allendorf, hob die Wichtigkeit hervor, für "ein gemeinsames Europa" ohne Mauern oder Grenzen einzutreten. Man wolle mit den "Pulse of Europe" Veranstaltungen "ein Zeichen setzen", da derzeit vermehrt rechte Gruppierungen "Stimmung gegen Europa" machten. Von dem "größten Friedensprojekt der Geschichte" sprach Mitorganisator Lukas Haffer. Europa sei "ein starkes Gegengewicht zu all den Mächten in dieser Welt, die Humanität, Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit gefährden". Auch die junge Generation habe "die Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges nicht vergessen" und sei sich der "historischen Verantwortung" bewusst, die sie in den Händen trage. Haffer gab auch zu, angesichts rechtspopulistischer Strömungen, "Angst zu haben, dass meine Heimat zerstört wird, in der Freiheit garantiert sein kann".Als "Produkt von uns allen" sei Europa eine "Herzensangelegenheit", die es zu verteidigen gelte "vor allen, die vergessen haben, was es heißt, ohne das schützende Haus Europas zu leben". Das nach der offiziellen Kundgebung für das Publikum bereit gestellte "Offene Mikrofon" wurde vor allem von den "Omas gegen Rechts" genutzt. Birgit Dannat, selbst ehemalige DDR-Bürgerin, appellierte insbesondere an die Bewohner der neuen Bundesländer sich "auf ihre Werte zu besinnen". Denn schließlich wüssten sie "was es heißt eingesperrt und reglementiert zu sein." Man dürfe die erlangte Freiheit nicht aufgeben, "sonst ist alles verloren". Mit Enkeln, die in Spanien und Frankreich studiert haben, erlebe sie in der eigenen Familie "was Europa sein kann", sagte Inge Bietz, die dazu aufrief "wählen zu gehen, damit unsere gemeinsamen Werte erhalten bleiben". Eine Studentin berichtete wiederrum, dass ihr der Brexit "sehr nahe" ginge. Bei einem Austauschprogramm vor zwei Jahren habe sie in England "eine andere Kultur" erleben können, was mit einem Austritt des Vereinten Königreichs aus der EU nicht mehr ohne Weiteres möglich sei.
Interaktive Modelle
Neben Kundgebungen und Schilderungen persönlicher Erfahrungen setzt "Pulse of Europe" Gießen auch auf interaktive Modelle, um Interessierte stärker miteinzubeziehen. So wurde etwa ein großes Europa-Puzzle gelegt. Die Ländernamen waren als besondere Schwierigkeit allerdings verdeckt und mussten anhand weniger Hinweise erraten werden. Den Abschluss bildete das gemeinsame Singen der Europa-Hymne.
WEITERE INFOS
. Kundgebungen von "Pulse of Europe" Gießen finden bis zum 19. Mai jeweils sonntags um 14 Uhr am Berliner Platz statt.
. Am 12. Mai gibt es unter dem Motto "We ride for Europe" eine Fahrradtour um den Anlagenring.
. Drei weitere Veranstaltungen wird es im Rahmen der Europawoche am 8. und 9. Mai geben.