"Deutschsommer" in Gießen: Grundschulkinder verbringen "Ferien, die schlau machen"
Drittklässler aus Gießener Grundschulen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, beteiligten sich in den vergangenen drei Wochen am Projekt "Deutschsommer". Dabei übten sie zugleich ein Theaterstück ein.
Von Heiner Schultz
Mit Feuereifer bei der Sache: 29 Jungen und Mädchen bei der Theateraufführung von "Ronja Räubertochter". Foto: Schultz
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GIESSEN - "Deutschsommer - Ferien die schlau machen" erlebten etwa 29 Kinder in den vergangenen drei Wochen. Das Projekt richtete sich an Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen Gießener Grundschulen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Sprachenlernen wurde hier mit Theaterspielen und Freizeitangeboten verbunden.
Zwei Sprachlehrkräfte, zwei Theaterpädagoginnen und zwei Lehrkräfte für Deutsch als zweite Fremdsprache nebst Praktikanten kümmerten sich um das ungewöhnliche, doch nicht mehr neue Projekt, von dem es insgesamt in Hessen etwa 300 gibt. Träger ist die "Gießen@Schule GmbH", verantwortet und finanziert überwiegend durch das hessische Kulturministerium. Premiere war vor 13 Jahren in Frankfurt. Der Eigenbeitrag mit Frühstück, Mittagessen und Programm beträgt 30 Euro.
Zur Präsentation waren neben Stadträtin Astrid Eibelshäuser GmbH-Vertreter Ralf Volgmann, Lehrerin Claudia Jirka (Koordinatorin des DS) und Christoph Bach vom Schulamt gekommen. "Es richtet sich an Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, obwohl sie in Deutschland geboren wurden", sagte Eibelshäuser. "Es soll eine gezielte Sprachförderung vor dem Übergang in die vierte Klasse sein." Der Abschluss bestand in der Aufführung des Theaterstücks Ronja Räubertochter nach dem Buch von Astrid Lindgren auf der Bühne der GGO. Es wurde gemeinsam mit den Pädagogen und den Kindern erarbeitet. Zugleich ergriff man gezielte Maßnahmen zum Sprachenlernen, etwa zur entscheidend wichtigen Artikelbildung. Zur Übersicht über den sprachlichen Stand der Dinge wurden im Rahmen der Anmeldung Untersuchungen zum Sprachstand der Kinder unternommen, "damit wir einen Eindruck von der sprachlichen Situation bekommen, das hat keinen Einfluss auf die Anmeldungen", sagte Christoph Bach. "Das Projekt wird langsam bekannt, es gibt auch schon Wiederholungsteilnehmer", sagte Koordinatorin Jirka. "Das Konzept basiert auf den drei Säulen Sprachunterricht, Theaterunterricht und Sozialpädagogik. Es gab jeden Tag Unterricht von 8.30 Uhr bis 19 Uhr, zunächst zwei Stunden Deutschlernzeit, dann zwei Stunden Theaterlernzeit, am Nachmittag gab es Workshops, die den Kindern auch Spaß machen sollten, schließlich sind ja Sommerferien." Konjugation, Perfektbildung und Satzbau seien Säulen des Deutschsommers, so Jirka. "Alle Kinder sagen mindestens einen Satz auf der Bühne."
"Wir entlassen also 29 Kinder, die gestärkt in Sprache und Theaterlernen und durch die Zuwendung aller Pädagogen aus dem DS hervorgehen. Die Erfahrung zeigt, dass sie später im Unterricht lauter sprechen, viel selbstbewusster sind und besser zurechtkommen." Teil des Programms sind Ausflüge in die nähere Umgebung, "wo sie mithilfe eines Naturkundlers viel entdeckt haben". Es gehe aber auch um die Erkundung des Stadtbereichs, um sich besser zurechtzufinden. "Der DS bietet die Möglichkeit für Kinder, die ansonsten sechs Ferienwochen lang nicht Deutsch sprechen würden, drei Wochen lang intensiv in Deutsch zu kommunizieren."
Die angemeldeten Teilnehmer bleiben dann verbindlich im Programm, aber: "Wir haben kein Problem mit Fehlzeiten", so Eibelshäuser. Das konfliktreiche Stück rollte mit beachtlicher Energie, aber auch überraschend strukturiert ab. Und: Am Ende hatten die Kinder mehr als Ferienspiele.