Rund 1000 vorwiegend Mitstreiterinnen gingen am Internationalen Weltfrauenkampftag in Gießen auf die Straße, um für die Rechte von Frauen weltweit einzutreten.
Von Katrina Friese
Rund 1000 Personen gingen in Gießen auf die Straße, um am Internationalen Weltfrauenkampftag auf die Straße, um für die Rechte von Frauen weltweit einzutreten.
(Foto: Friese)
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GIESSEN - GIESSEN. „Das ist doch hier kein Valentinstag!“, empört sich eine Teilnehmerin am Mittwochabend in der Gießener Innenstadt. Ihr Blick ruht auf den Angeboten, die ortsansässige Händler zum Weltfrauentag offerieren. „Es geht darum, Angriffe auf die Körper, Gesundheit, die Gedanken und das Leben von Frauen aufzuzeigen und zu vermeiden. Für Frieden und Gleichberechtigung!“ Sie und rund 1000 vorwiegend Mitstreiterinnen gingen am Internationalen Weltfrauenkampftag auf die Straße, um für die Rechte von Frauen weltweit einzutreten. Aufgerufen hatte das „8. März-Bündnis Gießen“ unter dem Motto „Basta! Keine Gewalt gegen Frauen!“.
„Ein Jahr Pandemie hat einmal mehr schonungslos offen gelegt, welche Benachteiligungen Frauen widerfahren“, so eine Sprecherin des Bündnisses zur aktuellen Situation, die einem Rückschritt in der Bewegung der Frauenrechte gleich käme. Rund 75 Prozent aller systemrelevanten Berufe werden von Frauen besetzt, sei es in der Pflege, im Lebensmittelhandel oder in der Reinigungsbranche. Hinzu komme Homeschooling neben Homeoffice und auch noch die Erledigung des Haushalts. Tätigkeiten, die dieser Tage schätzungsweise zu 80 Prozent von Frauen absolviert würden. „Die Corona-Maßnahmen treffen Frauen besonders hart“, prangerte Anmelderin Martina Lennartz an. „In Deutschland erlebt jede Stunde eine Frau Gewalt durch ihren Partner. Das eigene Heim ist der am wenigsten sichere Ort für eine Frau“, so die Fakten, die sich durch die Pandemiesituation noch verschlimmert haben dürften. Mehr als 100 000 Frauen werden jährlich Opfer von Gewalt.
Die Hellziffer spiegelt nur einen Bruchteil der tatsächlich Betroffenen wieder. „Morde an Frauen, weil sie Frauen sind, nennt man Femizide. Davon finden in der Deutschland drei pro Woche statt. Gewalt gegen Frauen hat System. Sie ist ein Instrument des Patriarchats, um männliche Hegemonie zu sichern“, so prangert das vielfältige Netzwerk die Gewalt, Nötigung oder Tötung an. „Das Netzwerk aus Patriarchat und Kapitalismus beutet Frauen doppelt aus, was in der Pandemie noch deutlicher zu spüren ist.“ „Es ist unsäglich, das Frauen oft als Objekte gesehen werden, während Männer als das ‚starke Geschlecht‘ gelten“, sagt Teilnehmer Martin Sahin. „Beides ist abstoßend und unnötig, wir sind alle Menschen. Und als solche wollen wir auch wahrgenommen und gleichberechtigt behandelt werden. Punkt! Basta!“ Und der Wetzlarer ist nicht alleine, so sind in diesem Jahr auffällig viele männliche Teilnehmer unter den Demonstranten. „Das geht uns alle etwas an, wenn wir frei und selbstbestimmt leben wollen“, so eine Begründung. „Wie soll ich mich wohlfühlen in einer Welt, in der Menschen in verschiedenen Werten gemessen werden?“
Symbolisch stoppte der Demonstrationszug in der Löwengasse, um diese symbolisch in „Hevrin Khalaf Straße“ umzubenennen, um der Ermordung der kurdischen Politikerin und Frauenrechtlerin zu gedenken. Das Ende der Demo fand vor dem violett beleuchteten oberhessischen Museum statt. Ein weiteres Zeichen der Solidarität.