Wie funktionieren Zellen unter Stress? Die Biochemikerin Prof. Katja Sträßer von der JLU untersucht gemeinsam mit australischen Partnern die Entstehung von Krankheiten.
GIESSEN - "Down under" ganz nah: Die strategische Partnerschaft mit australischen Universitäten spielt eine bedeutende Rolle in der Internationalisierungsstrategie der Justus-Liebig-Universität (JLU), die unter dem Titel "Fortschritt durch Internationalisierung" wichtige Weichen für die Zukunft gestellt hat. "Die enge wissenschaftliche Kooperation zwischen Wissenschaftlern auf beiden Kontinenten trägt in zahlreichen Fachgebieten reiche Früchte", teilt die JLU in einer Presseerklärung mit. Dass nun ein weiteres Vorhaben zur Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Biochemie im Rahmen der Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP-Programme) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gefördert wird, sei ein erneuter Beleg für die erfolgreiche Zusammenarbeit.
Leiterin des Projekts "Dynamic assembly of mRNP complexes in response to differentiation and stress" ("Dynamische Zusammensetzung von Protein-mRNA-Komplexen während der Entwicklung und durch Stress") ist Prof. Katja Sträßer vom Institut für Biochemie der JLU, die auf dem Gebiet der sogenannten Genexpression forscht. Projektpartnerin auf australischer Seite ist Dr. Minna-Liisa Anko ("Monash University" und "Hudson Institute of Medical Research", Melbourne). Außerdem ist Prof. Thomas Preiss ("Australian National University", Canberra) an den gemeinsamen Arbeiten beteiligt.
"Die Genexpression ist der Prozess, der die im Erbgut jedes Organismus gespeicherte Information zum Leben erweckt", erläutert Sträßer. "Je nach Entwicklungsstadium und Umweltbedingungen wird die Expression einzelner Gene hoch- oder herunterreguliert. Dies geschieht unter anderem durch die Bindung von Proteinen an sogenannten mRNAs, Abschriften der Gene, die für jedes Lebewesen unverzichtbar sind." Welche Proteine an welche mRNA binden und wie dies die Funktion der mRNA beeinflusst, sei jedoch unbekannt. Gemeinsam mit den beiden australischen Arbeitsgruppen sollen die Proteine bestimmt werden, die an mRNAs binden. Die Teams wollen klären, welche Veränderungen es während der Entwicklung und vor allem auch unter Stressbedingungen gibt. "Dies ist für unser Verständnis sowohl der Funktion von Zellen als auch der Entstehung von Krankheiten wichtig", betont die Biochemikerin.
Exzellente Leistungen
Ziel der PPP-Programme ist es, die akademischen Beziehungen zwischen Deutschland und Australien zu vertiefen, komplementäre kooperative Forschung auf hohem Niveau zu ermöglichen und die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in einem internationalen Umfeld zu fördern. Ermöglicht werden in dem neuen JLU-Vorhaben auf dem Gebiet der Biochemie bis zu acht Forschungsaufenthalte der Projektleitungen sowie von Nachwuchswissenschaftlern in den Jahren 2019 und 2020.
Katja Sträßer ist Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Biochemie der JLU. Sie wird für ihre exzellenten wissenschaftlichen Leistungen seit Mitte 2018 für einen Zeitraum von fünf Jahren durch einen "ERC Consolidator Grant" vom Europäischen Forschungsrat in Höhe von zwei Millionen Euro gefördert. Die hochdotierte und begehrte EU-Forschungsförderung kommt ihrem Projekt "Nuclear mRNA Packaging and mRNP Architecture" zugute. Für ihre Forschungsarbeiten wurde Sträßer bereits mehrfach ausgezeichnet.