Der Gießener Hausberg lockte am Sonntag mit ein bisschen Schnee, doch in Zeiten der Pandemie kann selbst das zu viel sein - und so griff die Polizei ein.
Von Rüdiger Dittrich
Zu eng oder nicht? Ein Haushalt pro Rodel? Alles nicht so einfach. Foto: Dittrich
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GIESSEN - Am Ende ist alles eine Frage der Perspektive. Ist das Glas halb leer, ist das Glas halb voll, stehen die Menschen auf der Schlittenwiese zu eng beieinander oder ist da nicht doch genügend Platz - und vor allem viel Luft drumrum?
Sonntag, früher Nachmittag, auf dem Schiffenberg. Wenn es schon mal schneit und die paar mittelhessischen Flocken länger als drei Minuten liegen bleiben, dann gilt es das zu nutzen. Also: Schlitten in den Kofferraum und ab auf den Hausberg. Liegt ja im 15-Kilometer-Radius. Der Parkplatz oben ist gut gefüllt, (noch) nicht überfüllt, aber es sind doch reichlich Menschen unterwegs. Kinder nutzen selbst das bescheidene Gefälle auf Klosterseite, um ein paar Meter zu rodeln. Auf der eigentlichen Schlittenwiese geht's flott bergab, eher auf der vereisten Grasnarbe als auf üppigem Schnee, aber immerhin eine Abwechslung. Flockdown im Lockdown, das lockt halt - gerade in Zeiten permanenter Stubenhockerei, in Zeiten von Homeoffice und Distanzunterricht sowie mangelnden Alternativen - vor die Tür. Und hören wir denn nicht Tag für Tag von den Drostens dieser Welt, man solle lüften und für Durchzug sorgen? Mehr Durchzug und Frischluft als rund um den Schiffenberg gibt's in keinem Klassenzimmer. Trotzdem wird der Coldspot aufgelöst. "Eine Funk-Streife hat um etwa 14.30 Uhr festgestellt, dass der Parkplatz übervoll war und die Abstandsregeln dort nicht mehr eingehalten werden konnten, die Menschen sich teilweise ohne Mund-Nasenschutz zu nahe kamen", sagt Pressesprecherin Sabine Richter vom Polizeipräsidium Mittelhessen auf Anfrage des Anzeigers. "Mit einer Lautsprecherdurchsage wurden die Leute aufgefordert, das Gebiet zu verlassen, das geschah dann auch recht zügig." Die Zufahrt vom Schiffenberger Tal aus wurde ab 15.30 Uhr gesperrt. Probleme habe es keine gegeben. Wenn es auch eine Frage der Perspektive ist, war auch zuvor von Problemen wenig zu bemerken. Eltern, die Kinder auf Schlitten auf den weitläufigen Wegen zogen, eine rasante Abfahrt durch die knackig kalte Luft, Familien, die durch den Schnee spazierten. Zugegeben: Ein recht voller Parkplatz, mit der Tendenz, noch voller zu werden. Es sind Zeiten, in denen das Glas halb leer ist, wenn ein Ort voller wird. Und sicher geht es den Polizisten genauso wie den Kindern auf der Schlittenwiese: Auf diese Art von Einsätzen ist niemand scharf. Hoffentlich hat das bald ein Ende.