Gießener Initiativen tauschen Ideen zu "Masterplan 100 % Klimaschutz aus"
Wie können mehr Bürger einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, sodass sie zu den neuen Klimaschutzzielen aus dem "Masterplan 100 % Klimaschutz" beitragen können? Darum drehte sich ein Workshop, zu dem verschiedene lokale Nachhaltigkeitsinitiativen, unter anderem die "Solidarische Landwirtschaft", "Foodsharing", der Ernährungsrat und die "Free School" ins Rathaus eingeladen wurden.
Von mll
Die Gemüseernte wird mit dem Fahrrad abgeholt: Auch Vertreter der "Solidarischen Landwirtschaft" haben am Klimaschutz-Workshop im Rathaus teilgenommen. Archivfoto: Milosevic
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GIESSEN - Wie können mehr Bürger einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, sodass sie zu den neuen Klimaschutzzielen aus dem "Masterplan 100 % Klimaschutz" beitragen können? Darum drehte sich ein Workshop, zu dem verschiedene lokale Nachhaltigkeitsinitiativen, unter anderem die "Solidarische Landwirtschaft", "Foodsharing", der Ernährungsrat und die "Free School" ins Rathaus eingeladen wurden. Seit Anfang Juli ist der Landkreis Gießen nämlich eine von 22 Masterplan-Kommunen in Deutschland. Über vier Jahre lang erhält er eine finanzielle Förderung vom Bundesumweltministerium, um bestimmte Ziele zu erreichen: Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 95 Prozent sinken, der Energieverbrauch soll sich bis dahin halbieren.
"Mit über 80 Prozent machen Verkehr und Wärme die größten Anteile aus, Strom trägt mit weniger als 20 Prozent zu den Kohlendioxid-Emissionen bei", erläuterte Björn Kühnl, der als Masterplanmanager den vierjährigen Prozess begleitet. Die dazugehörigen Maßnahmen sollen bis September stehen. Dann beginnt die Umsetzungsphase bis Juni 2020.
Für neun verschiedene Handlungsfelder werden nun erst einmal Ideen gesammelt. "Wir beschäftigen uns heute mit dem Handlungsfeld 'Nachhaltiger Konsum', für das die Suffizienzstrategie bedeutsam ist. Es geht um die Frage, inwiefern wir unseren Energie- und Rohstoffverbrauch reduzieren können, ohne uns zu sehr einzuschränken", macht Kühnl deutlich. Weitere Handlungsfelder sind beispielsweise die nachhaltige Produktion, klimaneutraler Gebäudebestand oder nachhaltige Multimobilität. Der Landkreis wünscht sich einen Austausch mit den lokalen Initiativen, die größtenteils in der Stadt anzutreffen sind. "Wir möchten sogenannte 'Change Agents' unterstützen und fördern. Das heißt, Initiativen oder Akteure, die als Pioniere fungieren, weil sie bereits bestimmte Aspekte einer nachhaltigen Lebensführung umsetzen."
Die rund 25 Personen teilen sich in zwei Gruppen auf und diskutieren über die Themenfelder Ernährung/Landwirtschaft beziehungsweise Konsum. Dabei geht es beispielsweise um Mehrweg in der Gastronomie - sei es nun bei der Salattheke oder beim Coffee-to-go - sowie regionale und saisonale Angebote in Großküchen von der Schule bis zur Uniklinik. Einigkeit besteht darüber, dass Bildungsarbeit essenziell ist. "Bildung sollte immer mit Erlebnissen verbunden werden, nur so ist nachhaltiges Lernen möglich", betont ein Teilnehmer. Ein anderer schlägt vor, Suppenfeste zu organisieren: "Gemeinsam zu essen, verbindet die Menschen, so können Brücken zwischen Kulturen geschlagen werden." Deutlich wird auch, dass ein Ort gewünscht wird, an dem Begegnung möglich ist, so etwas wie ein Umwelt- oder Nachhaltigkeitszentrum. "Wir werden alle Ideen aufnehmen", versichert Kühnl. "Auf der Beteiligungsplattform im Internet können sie dann von allen kommentiert oder ergänzt werden."
Die Förderrichtlinie sieht vor, dass die Bevölkerung an der Auswahl und Umsetzung beteiligt ist. Dazu ist die Internetseite www.klimaschutz-lkgi.de gerade im Aufbau. Auf diesem Weg werden auch kommende Veranstaltungen und Workshops angekündigt, zu denen Bürger eingeladen sind. "Natürlich wird nicht alles in drei Jahren umgesetzt werden können, daher müssen wir die Maßnahmen nach der Effektivität und Umsetzbarkeit bewerten und priorisieren", gibt Björn Kühnl zu bedenken. Zugleich verweist er darauf, dass weiterhin Spielräume vorhanden sein werden. Für die Städte und Gemeinden des Landkreises werden demnächst Entwürfe für sogenannte Klimaschutzkurzkonzepte erstellt. Im Zuge dessen wird Gießen zur Koordination voraussichtlich im November eine Klimaschutzmanagerin bekommen.