GIESSEN - In einer gemeinsamen Sitzung des Unterbezirksvorstands mit den Vertretern der Ortsvereine der SPD im Landkreis Gießen wurde einstimmig ein Antrag des Ortsvereins Gießen-Mitte verabschiedet, mit dem das Verbot des Pflanzengiftes Glyphosat gefordert wird. Die Sozialdemokraten im Unterbezirk Gießen fordern die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag auf, die notwendigen Schritte zum Verbot des Einsatzes von Glyphosat zu unternehmen, heißt es in einer Pressemitteilung. Dazu gehörten sofortige Anwendungsbeschränkungen bis zum Inkrafttreten des Verbots, insbesondere kein Einsatz kurz vor der Getreideernte, außerdem ein Verbot von Glyphosat für den Privatgebrauch sowie keine Erneuerung der Zulassung von Produkten mit dem Wirkstoff durch die zuständigen Bundesbehörden.
In der Begründung heißt es, auf mehr als 40 Prozent der Äcker in Deutschland würde Glyphosat eingesetzt, um Wildkräuter oder sogenanntes Unkraut zu vernichten. Es gelange dabei auch ins Grundwasser, in Bäche und Flüsse; Rückstände würden in Brot, Bier, Trinkwasser und Urin gefunden. Die Internationale Behörde für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, habe Glyphosat als wahrscheinlichen Krebserreger eingestuft. Abgesehen davon entstünden Schäden vor allem in der Natur. Glyphosat zerstöre die Artenvielfalt, denn es töte jede Pflanze, die nicht gentechnisch verändert wurde. Somit werde vielen Bienen und anderen Insekten der Lebensraum genommen. Das wiederum bedrohe auch die Vögel.
Mit einem Verbot des Einsatzes von glyphosathaltigen Pflanzengiften stünde Deutschland nicht alleine da, auch Italien, Frankreich, Belgien und Luxemburg seien auf diesem Weg, heißt es weiter. Die Europäische Union (EU) habe den Wirkstoff zwar für weitere fünf Jahre zugelassen. Denn das sei die Voraussetzung für die Zulassung auf nationaler Ebene. Jedes Produkt, das Glyphosat enthält, erfordere allerdings 2018 eine neue Zulassung. Dies seien in Deutschland 94 glyphosathaltige Pestizide, davon 51 für den Haus- und Kleingarten (Stand 2015).
Landwirtschaftliche Betriebe müssten zudem bei der Umstellung unterstützt werden, ohne die Agrarchemikalie auszukommen. Möglich sei das mit mechanischer statt chemischer Bodenbearbeitung sowie mit Hecken und Brachflächen, in denen Fressfeinde von Schädlingen leben können.