In Marburg können sowohl Bürger als auch Touristen in Zukunft kostenlos mit dem ursprünglich vom Asta eingeführten Leihradsystem Nextbike durch die Stadt radeln. Erst nach 30 Minuten müssen sie einen Euro pro halbe Stunde zahlen. In Gießen ist die erste halbe Stunde nur für die Studierenden gratis.
Von Gesa Coordes
Die vom Marburger Asta eingeführten Leihräder können nun auch von Bürgern und Touristen für 30 Minuten kostenlos ausgeliehen werden. Foto: Coordes
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MARBURG/GIESSEN - In Marburg können sowohl Bürger als auch Touristen in Zukunft kostenlos mit dem ursprünglich vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) eingeführten Leihradsystem Nextbike durch die Stadt radeln. Erst nach 30 Minuten müssen sie einen Euro pro halbe Stunde zahlen. Dieses Angebot hatte die Universitätsstadt zunächst gemacht, weil die zentrale Brücke der Stadt saniert wird, es daher häufig zu Staus in der Innenstadt kommt. Nach Auskunft der Stadtverwaltung soll das Modell aber auch nach Abschluss der Bauarbeiten an der Weidenhäuser Brücke beibehalten werden. Zudem wird das Kooperationsprojekt zwischen Asta, Stadt und Stadtwerken ausgeweitet.
An der Gießener Justus-Liebig-Universität und der Technischen Hochschule Mittelhessen gibt es die Nextbike-Räder zwar ebenfalls. Die erste halbe Stunde ist allerdings nur für die Studierenden gratis. In Gießen gibt es inzwischen 360 Leihräder an insgesamt 17 Stationen. Sie erleichtern den Studierenden das Pendeln zwischen den beiden Campusbereichen. Aber auch Nicht-Studierende, die immerhin etwa ein Drittel der Leihradfahrer bilden, nutzen das Angebot. Sie zahlen einen Euro pro halbe Stunde oder eine Jahres-Flatrate von 48 Euro, mit denen die ersten 30 Minuten jeder Fahrt gedeckt sind. Unibedienstete erhalten eine Kostenrückerstattung oder ein Jahresticket. Allerdings denkt der Gießener Magistrat darüber nach, die erste halbe Stunde für die nicht-studentischen Radler freizustellen.
In Marburg wiederum sind 230 der blau-weißen Fahrräder von Nextbike über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Eingeführt wurden sie bereits 2014 vom Marburger Asta, der das Modellprojekt gemeinsam mit den Asten der TU Darmstadt und der Hochschule Rhein-Main initiierte. Seitdem konnten die Studierenden - durch die Grundfinanzierung über den Semesterbeitrag - die Fahrräder jeweils eine Stunde kostenfrei ausleihen.
Spitzenwert
Seit 2015 unterstützt die Stadt Marburg das Projekt gemeinsam mit den Stadtwerken, wodurch die Zahl der Räder und der Stationen denn auch ausgeweitet werden konnte. Aktuell erhöht die Stadt die Zahl der Leihbikes, die von ihr finanziert werden, von 30 auf 60. Die Kosten für weitere 20 der Sieben-Gang-Schalt-Räder übernehmen die Stadtwerke.
Das System ist in Marburg ungewöhnlich erfolgreich: Pro Tag und Rad werden die Drahtesel durchschnittlich drei- bis viermal ausgeliehen, im Juli sogar vier- bis fünfmal. Damit waren die Bikes im Jahr 2018 insgesamt 248 000 Mal unterwegs. Das ist ein Spitzenwert in Deutschland. Und der Aufwärtstrend hält an. Allein in den Monaten Januar und Februar 2019 haben sich die Ausleihen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Oberbürgermeister Thomas Spies freut sich darüber: "Die Leihfahrräder leisten einen wichtigen Beitrag, um die Luftqualität in Marburg zu verbessern. Das Auto kann so gerne und öfter stehen bleiben."
Die Marburger Leihräder zählen auch im Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC zu den großen Stärken der Stadt - hier erreichte Marburg die Note 2,1. Auch Gießen verbesserte sich durch die Einführung des Systems von einer glatten fünf auf 2,7. Insgesamt verschlechterten sich beide Städte allerdings leicht (Marburg auf 3,8, Gießen auf 3,9). Der Marburger ADFC erklärt sich dies aber auch mit der steigenden Zahl von Radlern. Es gebe viele Menschen, die das Radfahren - etwa durch die Pedelecs - erst vor kurzem für sich entdeckt hätten. Dies zeigt sich auch darin, dass mit 300 Teilnehmern mehr als doppelt so viele Marburger über das Radklima urteilten wie 2016. Und die Neueinsteiger seien "noch nicht so abgebrüht", sagt Wolfgang Schuch vom Marburger ADFC. Sie nähmen noch stärker wahr, wie gefährlich und unzureichend das Radfahren an vielen sei, sagt der Verkehrsexperte: "Wer regelmäßig Rad fährt, ist da schon abgehärtet."
Im Internet registrieren
Wer sich eines der rund um die Uhr verfügbaren Fahrräder mieten möchte, muss sich im Internet unter www.nextbike.de einmalig registrieren. Ab dann ist die Ausleihe per App am einfachsten: Sie zeigt den aktuellen Standort und die verfügbaren Fahrräder der umliegenden Stationen. Freie Mieträder können dann entliehen werden, indem der QR-Code am Bike gescannt wird - das Schloss öffnet sich automatisch. Bei der Rückgabe an einer der Stationen wird einfach der Hebel am Schloss heruntergedrückt und die Ausleihe ist beendet. Man muss das Rad aber nicht dorthin zurückbringen, wo man es geholt hat, sondern kann es an jeder Station abstellen. Wer nicht länger als 30 Minuten fährt, radelt zumindest in Marburg kostenlos. Ab dann wird ein Euro pro halbe Stunde fällig. Hotline ohne Smartphone: 030-69205046.