Lebensmittelretter: Foodsharing-Gruppe Gießen sammelt Reste, um sie zu verteilen
Die Foodsharing-Gruppe in Gießen ist jeden Tag unterwegs, um übriggeblieben Reste vor der Tonne zu bewahren - darunter richtige Schätze wie Edelkäse. Anschließend wird alles fair verteilt.
Von Manuela Falk
Online-Redaktion
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GIESSEN - Heute endet der Weihnachtsmarkt. Die Standbetreiber haben sich das nach der stressigen Weihnachtszeit auch verdient. Doch was passiert mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln? Werden die alle weggeschmissen? Nein. Dafür sorgen die Aktiven der "Foodsharing"-Ortsgruppe in Gießen, die heute Abend um die Stände ziehen und die Reste einsammeln. Diese werden anschließend um 22 Uhr im Foyer des Deutschen Gewerkschaftsbundes verteilt. Jeder kann vorbeikommen und sich so viel mitnehmen, wie er verwerten kann.
Die "Foodsaver", wie sie sich nennen, machen das aber nicht nur heute, sondern das ganze Jahr über. Die Gruppe besteht in Gießen aus 80 bis 100 Aktiven, die sich das Ziel gesetzt haben, noch genießbare Lebensmittel, die nur nicht mehr verkauft werden können, den Menschen als Nahrungsmittel zuzuführen. So wollen sie der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken - Eine Institution für das faire Teilen von leckerem Essen.
Jede Woche sind sie mittwochs und samstags auf dem Gießener Markt unterwegs und retten Gemüse, Brötchen, Quark und was gerade noch so übrig ist. Brot, Kuchen und Brötchen werden zum Beispiel trocken. Sie können dann noch ohne weiteres gegessen werden, aber sind eben nicht mehr gut zum Verkauf geeignet. Verteilt wird nur, was die Foodsharer selbst noch essen würden: Fertige Falafel und Bratwürste, noch gefrorene Pommes, quietschgelbe Paprika und dunkle Auberginen - alles ist noch zu genießen.
Die Foodsharer in Gießen sammeln übrig gebliebene Lebensmittel ein, die anschließend öffentlich verteilt werden. Foto: Falk
Aber nicht nur auf dem Wochenmarkt wird gesammelt. In Gießen gibt es 35 Stellen, an denen Lebensmittel eingesammelt werden. Darunter sind Bäckereien, Dönerläden, eine Kindertagsstätte und andere Betreiber im Lebensmittelgeschäft. Die Lebensmittelretter kommen ihnen damit sogar entgegen, wie Max Platzner, Botschafter der "Foodsharer", erläutert: "Sie haben den großen Vorteil, dass keine Müllkosten anfallen. Denn Müll ist teuer in Deutschland. Die Geschäfte wollen möglichst günstig Lebensmittel entsorgen." Abgesehen davon ist es vielen Betreibern auch einfach zu schade, gutes Essen wegzuwerfen. Seit 2014 gibt es das "Foodsharing" in Gießen. Seitdem haben sie knapp 96 000 Kilo Nahrungsmittel gerettet. Im Schnitt werfen Deutschlands Haushalte pro Jahr 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach in den Müll.
Heute Umsonstzug
Verteilt wird fünf Mal pro Woche im Foyer des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Walltorstraße, einmal im Umsonstladen im Tollerweg und einmal bei der Petrusgemeinde. Die genauen Zeiten sind auf der Facebook-Seite zu finden. Bei den Verteilungen stehen die Menschen meist schon Schlange. Aber gedrängelt wird nicht, es ist genug für alle da. Unter den Abholern sind Menschen aller Schichten: Vom Hartz IV-Empfänger über den Studenten bis zum Gutverdiener. Wichtig ist in erster Linie nur, dass kein Essen weggeworfen werden muss.
Heute sind sie auch wieder auf dem Wochenmarkt unterwegs. Die gesammelten Lebensmittel werden aber ausnahmsweise beim "Umsonstzug" verteilt. Jeder kann dort Kleider, Möbel, Essen und anderes abgeben, aber auch mitnehmen, was ihm gefällt. Start ist um 15 Uhr in der Bahnhofstraße 26.