Mit "Strellets" von der THM in Gießen gegen Ölheizungen
Die beiden THM-Studenten Florian Andreas Schäfer und Swen Ciupke haben mit ihren aus Stroh gepressten "Strellets" bereits die Jurys von mehreren Ideenwettbewerben überzeugen können.
Von Felix Pflüger
Brennstoff statt Futtermittel: Aus Stroh möchten die beiden THM-Studenten gepresste "Strellets" zum nachhaltigen Heizen herstellen. Symbolfoto: dpa
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GIESSEN - Bei den Worten "Start Up" denkt man oft an digitale Infrastruktur, Applikationen und High Tech. Dass es dort manchmal auch Hand in Hand mit dem durchaus Analogen zugehen kann, beweisen nun zwei Studenten der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). Florian Andreas Schäfer und sein ebenfalls 27-jähriger Kindheitsfreund Swen Ciupke haben mit ihrer Idee von gepressten Strohpellets als Brennstoff mehrere Ideenwettbewerbe gewonnen, zuletzt beim "Start-up Weekend Mittelhessen".
"Landwirtschaft verbunden"
"Ich bin traditionell sehr verbunden mit der Landwirtschaft bei mir zuhause, ich fahre nebenbei auch Schlepper für ein Lohnunternehmen", erzählt Schäfer. Er habe 2017 von der Entwicklung einer Maschine gehört, die in der Lage ist, Stroh in Pellets zu pressen. "Die Maschine wurde damals als Konzept vorgestellt und geisterte sozusagen über die Jahre als Idee durch die Landwirtschaft", berichtet der Masterstudent der Medieninformatik. Ursprünglich sei der Zweck der Pellets gewesen, im Stall als Einstreu zu dienen. "Wir dachten uns aber: Es gibt so viel Stroh in Hessen und so wenig gut ausgebaute Gasnetze, wieso sollte man die Pellets nicht zum nachhaltigen, CO2-neutralen Heizen von Häusern benutzen?", so Ciupke, der bald seinen Master im Studiengang "Technische Redaktion und multimediale Dokumentation" abschließt. Schon war die Idee der "Strellets" geboren.
Mit der Idee im Hinterkopf machten sich die beiden auf die Suche nach Fachwissen - etwa bei Heizungsbauern. Schäfer nutzte zudem seine Kontakte bei regionalen Landwirten, um genügend Quellen für eventuell abzusetzendes Stroh zu finden. "Die Ideenschmiede der THM Friedberg hat uns dabei unterstützt, gut genug für die Teilnahme an einem Wettbewerb zu werden", so Ciupke weiter. Dort lernten die beiden, wie man - Grundvoraussetzung für einen Ideenwettbewerb - einen "Pitch" aufbaut, also eine kurze Präsentation von Businessplan, Vertriebswegen und auch Kostenkalkulation. "Die war nach der Markteinführung der Pelletmaschine in diesem Jahr zum ersten Mal präzise möglich", merkt Schäfer an. Nachdem ein Ideenwettbewerb der THM gewonnen wurde und die Idee Nachhaltigkeitssieger der Volksbank wurde, nahmen die Studenten knappe zwei Wochen später bereits am Startup Weekend Mittelhessen teil. "Dort ging es drei Tage am Stück neun Stunden zur Sache: Coaches, Anwälte, Medienfachleute - alle berieten uns in Unternehmensaufbau", schildert Ciupke. Der leicht verbesserte Pitch aus dem ersten Wettbewerb überzeugte ein weiteres Mal und die beiden Nachwuchserfinder sicherten sich den ersten Platz im abschließenden Wettbewerb. Zukünftig wollen die beiden an der Idee festhalten, aber unbedingt auch vor einer eventuellen Gründung ihr Studium abschließen. "Ich will in diesen unsicheren Zeiten nicht alles auf ein Pferd setzen, da der Brennstoffmarkt durch Ölpreisschwankungen und Käferholz sehr volatil ist. Nichtsdestotrotz wollen wir die Leute dazu bringen, ihre Ölheizungen rauszuwerfen", betont Schäfer. Denn der von ihnen vertriebene Rohstoff sei aus der Region und für die Region, zudem nachhaltig und klimaneutral.
Brennstoff statt Futtermittel: Aus Stroh möchten die beiden THM-Studenten gepresste "Strellets" zum nachhaltigen Heizen herstellen. Symbolfoto: dpa
Pfiffige Erfinder: Florian Andreas Schäfer (links) und Swen Ciupke wollen ihre Stohpelltes aus der Region für die Region anbieten. Foto: Pflüger
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Vertriebswege aufbauen
"Wir wollen dabei so eine Art Brücke zwischen dem Stroh vom Acker um die Ecke und dem Ofen sein, angesiedelt also zwischen Technik und Vertrieb", erklärt Ciupke. Folglich gelte es, neben dem Aufbau von Vertriebswegen vor allem zum Großkunden auch noch technische Fragen zu lösen, wie etwa die Festigkeit für die bessere Pumpbarkeit der Pellets und eine geringere Staubentwicklung bei der Verbrennung. Regionalität spielt dagegen auch im Konzept der Finanzierung eine große Rolle: Die Hochschüler wollen nicht über private Investoren, sondern über Ansprechpartner in den lokalen Banken für genügend Startkapital sorgen. "Denn so gewinnen am Ende alle", zieht Ciupke ein Resümee für das ambitionierte Vorhaben.