Neu in der Walltorstraße in Gießen: Mehrere Vereine und Projekte unter einem Dach
Noch sind die Räume kahl und leer, doch dass soll sich schnell ändern. Eine neue, innovative Kooperation aus Vereinen, Institutionen und Projekten zieht in die Walltorstraße 3. Zuletzt war dort "Hilde braucht Stoff" untergebracht.
Von Jessica Bastron
Demnächst regelmäßig in der Walltorstraße 3 anzutreffen: Sinem Özkan, Robert Schönzart, Lukas Morawietz, Bianca Wörner, Holger Kleinert und Anja Sandtner (von links) wollen die Lebensqualität im Viertel mit ihren Angeboten steigern. Foto: Bastron
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GIESSEN - Noch sind die Räume kahl und leer, doch dass soll sich schnell ändern. Eine neue, innovative Kooperation aus Vereinen, Institutionen und Projekten zieht in die Walltorstraße 3. Ab Juli bieten die Lebenshilfe Gießen, der Verein "an.ge.kommen", die Aidshilfe Gießen, das Büro für Frauen und Gleichberechtigung, die Volkshochschule Gießen (VHS) und die Gemeinwesenarbeit Innenstadt Hilfe sowie Angebote für jeden an.
Wo sich bis vor kurzem noch der Laden für Handarbeitsbedarf "Hilde braucht Stoff" befand, steht die Tür bald für Menschen aus Gießen und Umgebung offen. Eine noch namenlose Einrichtung versucht, alle möglichen Belange unter einem Dach zu vereinen. "Wir wollen eine Zusammenschau", sagt Stadträtin Astrid Eibelshäuser. Die Themen Bildung, Inklusion, Integration, Kultur und Zusammenleben sollen dort in Angriff genommen werden.
Inklusionsfreundlicher
Im Moment geschieht wenig Sichtbares. "Wir sind noch auf einer Baustelle", bemerkt Eibelshäuser angesichts der weißen Wände. "Aber wir wollen einen gemeinsamen Startschuss setzen, denn inhaltlich ist bereits viel gebaut worden." Mit jeder Menge Leidenschaft spricht Lukas Morawietz (Gemeinwesenarbeit) von Zielen und Hoffnungen. "Wir haben eine räumliche Kooperation geschaffen, in der wir die Lebensbedingungen zum Positiven mitverändern können."
Alle Bedürfnisse von Menschen sollen angesprochen werden. Das Projekt "Schatzkiste" der Lebenshilfe Gießen dient zum Beispiel dazu, Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, einen Partner auf Augenhöhe zu finden. Es handelt sich aber nicht nur um eine Partnerbörse. Projekt-Betreuerin Anja Sandtner betont: "Wir wollen das inklusiver gestalten." Menschen mit und ohne Behinderung sollen bei Tanzabenden zusammenkommen und Freundschaften knüpfen. Unter Sandtners Verantwortung steht auch das Projekt "Stadt mit Plan", das in Zusammenarbeit mit der Aidshilfe und dem Büro für Frauen und Gleichberechtigung durchgeführt wird. "Wir wollen die Stadt inklusionsfreundlicher machen und den Begriff aus der Rollstuhl- und Rollatorecke rausholen. Sie betrifft viele Menschen", sagt Holger Kleinert (Aidshilfe).
Einige Menschen in Gießen brauchen Hilfe - und sie sollen sich künftig mit allen Belangen an eine zentrale Stelle wenden können. Egal, ob es darum geht, Bescheide zu entziffern, in Kontakt mit anderen zu treten oder Deutschkenntnisse aufzubessern. Um Letzteres kümmern sich in der Walltorstraße die Volkshochschule und der Verein "an.ge.kommen". Neben der individuellen Begleitung bieten die Partner eine Kinderbetreuung an. Robert Schönzart, Geschäftsführer von "an.ge.kommen" hält das für einen wichtigen Ansatz: "So können wir alleinreisende oder alleinerziehende Frauen ansprechen."
Image aufpolieren
Doch wo Ziele sind, existieren auch Stolpersteine. Vor allem die Suche nach angemessenen Räumen ("wie die eierlegende Wollmilchsau") erwies sich als schwierig, berichtet Ursel Seifert (Lebenshilfe). Über ein Jahr habe das gedauert. Zentral, einladend, barrierefrei und kostengünstig sollte das Quartier sein. "Das hier ist einfach wunderschön."
Die Zusammenarbeit hat zwar noch nicht begonnen, aber alle sehnen sie voller Vorfreude herbei, sogar in der Nachbarschaft. "Der Stadtteil ist ein Stück weit problembehaftet", weiß Lukas Morawietz. Zugleich ist er davon überzeugt, dass Dialoge und das Aufbrechen von Distanz helfen können, das Image nachhaltig aufzupolieren. "Wir werden uns gegenseitig Bälle zuspielen." Zu zeigen und zu begreifen, was alles in dem Stadtteil vorhanden ist, soll dazu beitragen, Probleme zu lösen.