Die neue Bürgerinitiative "Historische Mitte Gießen (HMG)" will Teile des alten Gießens wieder aufbauen. Die gleichnamige Gruppe bei Facebook lädt zum Mitmachen ein.
Von Stephan Scholz
Unter anderem am Marktplatz wünscht sich die BI den Wiederaufbau alter Bausubstanz wie etwa des Rathauses mit seinen Rundbögen. Foto: Stadtarchiv Gießen
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GIESSEN - Das alte Rathaus am Marktplatz wieder aufbauen, die ehemalige Universitätsbibliothek oder das Kollegiengebäude der Uni am Brandplatz auferstehen lassen. Die Liste der Vorschläge, die Jan-Patrick Wismar und Peter Eschke für den Wiederaufbau des alten Gießens gemacht haben, ist lang. Der Anzeiger hatte diese Anregungen in der vierteiligen Serie "Zurück ins alte Gießen?" Ende des letzten Jahres aufgegriffen. Doch damit ist die Arbeit der beiden Vorstände der Bürgerinitiative "Rettet die Alte Post" nicht beendet. Zusammen mit Regina Mil haben sie jetzt die Gruppe "Historische Mitte Gießen (HMG)" ins Leben gerufen. "Leuten, die sich mit dem Thema befassen wollen, bieten wir eine Plattform", erklärt Eschke im Gespräch mit dieser Zeitung.
Ausgangspunkt der Aktivitäten der neuen Bürgerinitiative, die sich demnächst auch mit der Stadt abstimmen möchte, ist die Gruppe "Historische Mitte Gießen" bei Facebook. Dort wollen die Macher, die bereits rund 160 Mitglieder erreicht haben, zur Diskussion einladen. Aber sie hoffen auch auf konkrete Vorschläge, Kritik und Anregungen, die in die künftige Arbeit eingehen sollen. "Die BI regt an, in den kommenden Jahren an wichtigen Punkten und Kreuzungen der Stadt Gebäude zu rekonstruieren, welche im Bombenhagel 1944 zerstört oder danach abgerissen wurden. Eine komplette Rekonstruktion der Altstadt wurde und wird nicht ins Auge gefasst, da dies aus brandschutzrechtlichen Gründen, Platzgründen, Eigentumsgründen sowie einiger in den letzten 70 Jahren gebauter schützenswerter Gebäude nicht möglich ist", heißt es in der Beschreibung der Gruppe in dem sozialen Netzwerk. Neu ist dieses Vorgehen in der Stadt bekanntermaßen nicht. Auch im Fall der Alten Post ist eine Gruppe bei Facebook, der noch immer rund 1800 Mitglieder angehören, der Grundstein für die Arbeit der Bürgerinitiative gewesen. Der Unterschied sei jedoch, dass die neue Initiative nicht wie im Fall der Post gegen etwas - einst die Praxis der ehemaligen Eigentümer und den Gebäudeverfall - kämpfe. Diesmal gehe es vielmehr darum, Impulse für die Entwicklung der Stadt zu geben: "Wir haben mit dem Aufbau historischer Gebäude ein Ziel vor Augen und laden alle Gießener, aber auch Leute von außerhalb dazu ein, sich einzubringen", führt Wismar aus. Gelegenheit dazu soll es nicht nur im Internet geben. "Wir planen unter anderem auch Workshops", so der gebürtige Gießener, der unter Umständen auch eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt anstrebt. Nach der angepeilten Abstimmung mit der Stadt, in die auch Vorschläge der Facebook-Gruppe eingehen sollen, wollen "wir unsere Pläne bei einer Bürgerbesprechung vorstellen", berichtet Eschke. Anschließend könne er sich gut vorstellen, dass man sich quartiersweise zusammensetze, um zu erläutern, was sich die Bürgerinitiative vorstelle und was die Besitzer der in Rede stehenden Häuser davon hielten. Bei all diesen Bemühungen geht es den Initiatoren um Lebensqualität in der Stadt: "Hierbei legt die BI bei der Rekonstruktion von Gebäuden Wert darauf, das sogenannte "Disneylandargument" zu entkräften und den Bürgern unter anderem anhand von Entwürfen und Bildern zu zeigen, dass ihre Stadt an vielen Ecken lebenswerter und schöner sein kann und es einen "Masterplan" für die nächsten Jahre geben könnte." Auch die Geschäftsleute wollen Wismar, Eschke und Mil zu diesem Zweck mit ins Boot holen. Neben umfangreichen Vorschlägen für Rekonstruktionen, die die Drei bereits vorgelegt haben, wünschen sie sich unter anderem die Einrichtung eines architektonischen Lehrpfades. Auch könne man zusätzliche BIDs gründen sowie mit Modellen an die Altstadt erinnern und zu diesem Zweck beispielsweise auch ein Altstadtfest veranstalten.