GIESSEN - (red). Die Corona-Krise vom Typ „once in a century“, hat das Leben der Menschen schon so stark verändert wie wohl kein Ereignis seit 1945. Die Universität ist ein privilegierter Ort, über die Folgen der Pandemie in die Zukunft orientiert zu diskutieren. Das betrifft vor allem auch die Frage, wie Gesellschaften umwelt- und klimapolitisch nachhaltiger werden können. Die Vorlesungsreihe des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) befasst sich daher im Wintersemester 2020/21 unter dem Titel „Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Und: Wie wir morgen leben werden“ mit verschiedenen Aspekten der Krise und fragt nach Perspektiven für die Zukunft. Eine Reihe herausragender Persönlichkeiten behandelt das große Thema interdisziplinär und stellt unterschiedliche Ansätze zur Diskussion.
„Neues, besseres Narrativ“
In der ersten Ringvorlesung des Jahres 2021 erläutert Prof. Hans-Joachim Schellnhuber am 25. Januar die Notwendigkeit, „Eine Neue Erzählung der Moderne“ – so lautet auch sein Vortragstitel – zu etablieren. Die Corona-Pandemie leuchte zwar verschiedene dunkle beziehungsweise prekäre Ecken der Gegenwartsgesellschaft aus, aber sie stelle selbst keine existenzielle Bedrohung der Moderne dar. Letztere werde hingegen zugrunde gehen, wenn sie nicht endlich ihren Gründungsmythos, dass der technische Fortschritt durch Erschließung unerschöpflicher Naturressourcen immerwährendes wirtschaftliches Wachstum ermöglicht, erkennt und verwirft. „Ein neues, besseres Narrativ der Moderne muss sich von der materiellen Wachstumsobsession lösen und gesellschaftlichen Fortschritt in weitgehend geschlossenen Kreisläufen von Produktion und Konsumption konzipieren“, appelliert der bekannte Klimaforscher.
Die Ringvorlesung des Präsidenten wendet sich gleichermaßen an ein universitäres Publikum und an die Öffentlichkeit in Stadt und Region. Die Vorlesungsreihe steht unter der wissenschaftlichen Federführung von Prof. Claus Leggewie, Inhaber der Ludwig Börne-Professur der JLU, der die Veranstaltungen auch moderiert.