Shirts für den Tierschutz: Gießener gründet Modelabel "espero"
"Ich möchte Konsum neu interpretieren", sagt Tim Weinel. Wer Kleidung seines Labels "espero" kauft, unterstützt mit 25 Prozent verschiedene Tierschutzorganisationen.
Von Diana Moor
Hoffnung für bedrohte Tierarten: Aus dem Erlös seines Modelabels "espero" spendet Tim Weinel 25 Prozent an unterschiedliche Tierschutzorganisationen. Foto: Weinel
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GIESSEN. Seit er sich erinnern kann, spielt die Liebe zu Tieren eine große Rolle in Tim Weinels Leben. Seit er berufstätig ist, unterstützt der 33-Jährige neben humanitären auch zahlreiche Tierschutzprojekte, hatte aber immer die Idee im Kopf, eine eigene Organisation zu gründen, um Tieren zu helfen. Dies hat der Wahlgießener inzwischen realisiert und in diesem Jahr sein Kleidungslabel "espero" gegründet, das einen großen Teil der Erlöse an unterschiedliche Tierschutzorganisationen spendet.
"Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie ich dazu kam, ein Modelabel zu gründen", lacht Weinel im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine Überlegung von ihm sei allerdings gewesen, den Kauf von Dingen, die man ohnehin braucht - wie eben Kleidungsstücke - mit einem guten Zweck zu kombinieren. "Ich möchte Konsum neu interpretieren", erklärt der studierte Betriebswissenschaftler, immerhin könne man mit seinem Kauf auch eine Stimme für oder gegen beispielsweise Geschäftspraktiken abgeben. Kauft man bei "espero", gibt man seine Stimme für den Tierschutz ab: 25 Prozent der Verkaufserlöse gehen an unterschiedliche Tierschutzorganisationen. Das hebt das Label auch von der breiten Konkurrenz ab: "Soweit ich weiß, hat außer uns niemand ein Geschäftskonzept, das Spendenanteile in dieser Höhe vorsieht", erklärt Weinel.
Das Konzept von "espero" sei allerdings nur rund, wenn die Kleidung selbst nachhaltig sei - so sei man unter anderem von der Fair Wear Foundation und Ökotex zertifiziert, die Stücke bestehen zu mindestens 85 Prozent aus Bio-Baumwolle.
Ein Siegel der Tierschutzorganisation PETA weist zudem nach, dass sämtliche Kleidung vegan und tierleidfrei ist. Und auch auf Regionalität achtet Weinel und arbeitet mit einem Gießener Unternehmen zusammen, über welches Einkauf und Veredlung der Kleidungsstücke erfolgen.
Die Motive der Shirts und Hoodies hat Weinel, der schon während des Studiums selbstständig als Webdesigner tätig war, selbst entworfen: Stark abstrahiert kann man dort die Umrisse von Tieren erkennen. Diese lassen auch darauf schließen, welche Organisationen mit den Spenden begünstigt werden: mit dem Kauf des Elefantenmotivs unterstützt man beispielsweise das "Kindred Spirit Elephant Sanctuary" in Thailand, die Initiative "Helping Rhinos" in Kenia wird durch die Artikel mit Nashorn-Print begünstigt. Das für ihn "emotional wichtigste Projekt", erklärt Tim Weinel, sei jedoch die Förderung des Virunga National Parks in der Demokratischen Republik Kongo. Eine "wunderschöne Doku" über den Park und die Ranger, die unter Lebensgefahr die dort heimischen Berggorillas schützen, sei auch ein Stein des Anstoßes für sein Label gewesen.
In die Recherche nach weiteren Projekten, die er unterstützen wolle, wurde viel Zeit investiert - immerhin habe er sicherstellen wollen, dass das Geld auch dort ankomme, wo es gebraucht wird und alles für die Kunden transparent gemacht werde. Die Abstimmung mit den Organisationen sei deutlich am aufwendigsten gewesen. Ansonsten sei die Labelgründung recht flott gegangen: Nach der Konzeption zu Jahresbeginn hätte er die Marke "espero" im Februar gegründet und den Namen schützen lassen. Seit August ist nun der Webshop online - auch den hat Weinel komplett allein auf die Beine gestellt, eigentlich wäre "espero" also eine Ein-Mann-Show, wenn ihn nicht seine Lebensgefährtin bei der Abstimmung mit den diversen Partnern unterstützen würde. Und das Konzept zeigt schon Erfolg: Bereits nach der ersten Woche konnte "espero" schon über 100 Euro an die Partnerorganisationen stiften.
Momentan besteht das Sortiment aus Shirts, Hoodies und Jogginghosen für Damen und Herren, die sich für faire Mode im mittleren Preissegment befinden, so Weinel. Das Angebot soll jedoch nach und nach ausgebaut werden - in jedem Fall soll Kinderkleidung mit "eher niedlichen" Motiven hinzukommen.
Ferner habe er schon längst ein Motiv mit Haien designt, sei jedoch noch auf der Suche nach einem passenden Tierschutzprojekt dazu. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit Bloggern und Influencern für das Thema Nachhaltigkeit geplant. Momentan ist Tim Weinel noch hauptberuflich für ein Unternehmen für nachhaltige Geldanlagen tätig, "espero" ist jedoch sein Herzensprojekt: "Ich würde sofort nur noch das hier machen, wenn es sich tragen würde!", erklärt er. Für ihn stehe jedoch im Mittelpunkt, mit seiner Arbeit bedrohten Tierarten etwas Gutes zu tun und die Hoffnung für deren Erhaltung zu stärken. So kommt das Label auch zu seinem Namen: in der Weltsprache Esperanto bedeutet "espero" nämlich Hoffnung.
Tim Weinel habe auch immer den Wunsch gehabt, persönlich zu einem Projekt zu reisen und sich vor Ort zu engagieren - mit dem Gedanken spielt er immer noch: "Geld bewirkt oft mehr", stellt der 33-Jährige jedoch fest und wünscht sich, dass sich mehr Menschen für Tier- und Umweltschutz engagieren, hierzulande hätten viele die Möglichkeit dazu. Das Bestreben hinter seinem eigenen Engagement sei jedenfalls, den Planeten besser zu hinterlassen, als er ihn betreten habe: "Man sollte so leben, dass kommende Generationen es besser haben als man selbst!"