Stadt Gießen stellt Siegerentwurf zur Neugestaltung der Kongresshalle vor
18 Architekturbüros haben an einem von der Stadt ausgelobten Wettbewerb zur Neugestaltung der Kongresshalle teilgenommen. Am Freitag stellte die Stadt den Siegerentwurf vor.
Von Ingo Berghöfer
Die Visualisierung des Siegerentwurfs zeigt hinter einer äußerlich kaum veränderten Kongresshalle ein mögliches Hotel, das aber kein fester Bestandteil des Konzepts ist.
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GIESSEN - 18 Architekturbüros haben an einem von der Stadt ausgelobten Wettbewerb zur Neugestaltung der mittlerweile 52 Jahre alten Kongresshalle teilgenommen. Am Freitag stellten Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadthallen GmbH, Astrid Eibelshäuser, und der Stadtplaner und Vorsitzende der Jury, Prof. Jörn Walter, den Siegerentwurf sowie drei weitere prämierte Modelle vor.
Mit Walter hatte die Stadt einen renommierten Experten gewonnen, war er doch maßgeblich an der Planung der Hamburger Hafen-City und der umstrittenen Elbphilharmonie beteiligt. Ähnlich exorbitante Preissteigerungen wie bei dem berühmt-berüchtigten Prestigeobjekt der Hansestadt sind bei dem denkmalgeschützten, aber eben auch in die Jahre gekommenen Wahrzeichen Gießens freilich nicht zu erwarten. Mit dem Entwurf des Architekten-Ehepaares Thomas und Kristina Meurer hat sich in dem mit knapp 80 000 Euro dotierten Wettbewerb ein Konzept durchgesetzt, das eher auf eine behutsame Veränderung des 1965 nach Plänen des renommierten schwedischen Architekten Sven Markelius errichteten Gebäudes setzt.
Das Leitmotiv ihres Konzepts lautet: "Wiederherstellen und ersetzen". Das fand auch die Zustimmung der Landesdenkmalpflege. Kernstück des Entwurfs ist eine Erweiterung der Bühne im großen Saal der Kongresshalle und der Umbau der seit Jahren nicht mehr genutzten Gastronomie zu weiteren Veranstaltungsräumen. Ausgerechnet die einzige markante äußere Veränderung der Kongresshalle stieß bei der Jury, zu der neben Architekturexperten auch der gesamte hauptamtliche Magistrat, beide Hochschulen und die IHK gehörten, auf wenig Gegenliebe. Eine gläserne Erweiterung der Präsentationsflächen im Erdgeschoss nach außen wird wohl nicht kommen, ließ Walter durchblicken.
Ausdrücklich lobte er die gelungene Integration eines möglichen Hotelneubaus in das Meurer-Konzept. Ein siebengeschossiger "Riegel" an der Wieseck würde sich harmonisch in das bestehende Gesamtensemble einfügen, sollte sich die Stadt Gießen einmal zu diesem Projekt durchringen. Walter mahnte hier vor allem eine hochwertige Fassadengestaltung an, damit sich ein Hotel auch optisch in das bestehende Ensemble einfüge.
Walter lobte ausdrücklich den Respekt des Gewinner-Büros gegenüber der seinerzeit maßgebenden Architektur der Kongresshalle. Die Schöpfer des Siegerentwurfs hätten der Versuchung widerstanden, sich selbst ein Denkmal zu setzen: "Die Gießener Kongresshalle ist ein besonderer Bau, da fängt man keinen Unfug an." Vielleicht lag das aber auch an der besonderen Beziehung der Architektin Kristina Meurer zu dem Gebäude, stammt diese doch aus Gießen und verbindet persönliche Erinnerungen wie den Tanzschulen-Abschlussball mit dem Bauwerk.
Andere Entwürfe waren da kühner. Die HPP Architekten GmbH aus Leipzig hatte beispielsweise vorgeschlagen, den derzeitigen Innenhof auszuschachten, um Platz für eine weitere Ausstellungshalle in einem Tiefgeschoss zu gewinnen. Bei solchen Projekten müsse man allerdings fragen, gab Walter zu bedenken, ob da noch der Nutzen die zu erwartenden Baukosten rechtfertige. Ähnliches gelte für den Bau einer Tiefgarage unter einem möglichen Hotelneubau.
Sollte die Stadtverordnetenversammlung die Umsetzung des Siegerkonzepts beschließen, wird die Halle übrigens nicht zur Großbaustelle werden. Eibelshäuser kündigte an, schon aus Kostengründen die Umgestaltung in kleinen Etappen über mehrere Jahre umzusetzen.
Ob die Jury richtig entschieden hat, können Bürger übrigens selbst überprüfen. Zwischen dem 1. und 12. Oktober werden der Siegerentwurf, die drei ebenfalls ausgezeichneten Nächstplatzierten sowie weitere Konzepte, die die erste Hürde des zweistufigen Auswahlverfahrens genommen haben, in der Alten Kunsthalle der Kongresshalle zu den üblichen Öffnungszeiten ausgestellt.