Stadtwerke Gießen setzen auf Gelenkbusse mit Erdgasmotoren
GIESSEN - Vier neue Gelenkbusse mit Erdgasmotoren zum Gesamtpreis von knapp 1,7 Millionen Euro sind ein erheblicher Beitrag der Stadtwerke Gießen (SWG) zum Klimaschutz und zu noch mehr Komfort für die Fahrgäste. "Erdgasfahrzeuge stehen für einen zukunftsorientierten öffentlichen Nahverkehr", sagte Mathias Carl, Geschäftsführer der MIT.BUS GmbH, einem Tochterunternehmen der SWG. "Mit der 2006 begonnenen Umstellung auf den alternativen Antrieb verfolgen wir unsere Modernisierungsstrategie konsequent weiter." Ab sofort gibt es nur noch neun Dieselfahrzeuge in der Flotte von insgesamt 54 Wagen der SWG. Damit kann Gießen relativ gelassen einem drohenden Dieselfahrverbot entgegensehen. Denn dank der schrittweisen Umstellung auf Biomethan wird von der SWG-Busflotte schon seit Jahren die Umwelt geschont.
"Ein Erdgas-Gelenkbus emittiert im Vergleich zu einem Diesel-Gelenkbus auf den Linien der SWG momentan 33 Prozent weniger Stickoxide und sogar 82 Prozent weniger Stickstoffdioxid", betonte SWG-Aufsichtsratsvorsitzende Astrid Eibelshäuser bei der Vorstellung der neuen Gelenkbusse. Aus Sicht von Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich leistet die MIT.BUS damit "einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der Schadstoffemissionen in der Stadt".
Zusätzliche Stellflächen
Hinzu kommt, dass ein mit Bioerdgas angetriebener Gelenkbus 81 Prozent weniger Kohlendioxid in die Umwelt abgibt als ein moderner Euro-6-Dieselbus. "Allein durch den Betrieb der neuen Fahrzeuge auf der Linie 1 werden beispielsweise pro Jahr 740 Tonnen CO2 im Vergleich zu den saubersten Bussen eingespart", rechnete Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke Gießen, vor. Damit seien die neuen SWG-Fahrzeuge sogar Elektrobussen überlegen, wenn deren Batterien nicht zu 100 Prozent mit Ökostrom geladen werden.
Jeder der vier Busse, die im Beisein von Anne Müller-Kreuz, Leiterin der SWG Nahverkehr-Services, vorgestellt wurden, verfügt im mittleren Bereich über zusätzliche Stellflächen für Rollstuhlfahrer, Rollatoren und Kinderwagen. Zudem ist jeder Bus mit drei Schwenkschiebetüren ausgestattet, die das Platzangebot im Innenraum zusätzlich vergrößern. Insgesamt sind 41 Sitzplätze und - statistisch gesehen - 110 Stehplätze vorhanden. Nach Mathias Carls Erfahrungen sorgt das verbesserte Raumangebot sowohl bei Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist, wie bei Müttern mit Kinderwagen für mehr Komfort. Astrid Eibelshäuser sieht darin überdies einen wichtigen Beitrag für junge Familien.
Nach Angaben von Sinisa Ristic, Gebietsbeauftragter für Mercedes-Benz-Omnibusse, sind die vier dreiachsigen SWG-Gelenkbusse je 18 Meter lang. Jeder Tank hat ein Fassungsvermögen von 1700 Liter. "Mercedes hat eigens einen sehr sparsamen Sieben-Liter-Erdgasmotor mit einer Leistung von 302 PS entwickelt", freute sich Ralf Schlesinger, Leiter der SWG-Zentralwerkstatt. "Damit haben wir landesweit das sauberste Angebot im öffentlichen Personennahverkehr."
Gelbe Haltestangen
Mathias Carl unterstrich, dass die neuen Gelenkbusse auf einem neuen Fahrzeugkonzept beruhten. Die Ausschreibung habe MIT.BUS "zusammen mit Marburg gemacht". Im Innenraum springen den Fahrgästen die auffallenden gelben Haltestangen ins Auge, die gut zu dem grau-gelben Bodenbelag und den vielfarbigen Sitzbezügen passen. Für ein verbessertes Sicherheitsgefühl in den voll klimatisierten Bussen sorgt serienmäßig eine aus sechs Kameras bestehende Videoüberwachung. "Der Fahrer kann alles überwachen", betonte Schlesinger. Er wird auch mit Lichtsymbolen aufgefordert, die schwenkbare Bodenplatte für Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren aus- und einzufahren. "Die Videoaufzeichnungen werden nur 48 Stunden lang gespeichert." Wenn darauf aber "ein Vorfall" zu sehen sei, wird das Material erst nach 72 Stunden gelöscht.
Für MIT.BUS Geschäftsführer Mathias Carl hat sich die Erdgastechnik über lange Zeiträume als "sehr zuverlässig" erwiesen. "Das hält die Betriebskosten niedrig."