"Steine ins Rollen bringen": Martin-Buber-Schule ausgezeichnet
Die Martin-Buber-Schule in Gießen hat mit ihrem Projekt "Steine ins Rollen bringen" den zweiten Platz beim Margot-Friedländer-Preis belegt. Lehrer und Schüler haben sich intensiv mit dem Holocaust auseinandergesetzt.
Von Petra Zielinski
Schüler und Lehrer der Martin-Buber-Schule freuen sich über den Erfolg ihres Projektes. Foto: Zielinski
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GIESSEN - "Das darf nie wieder passieren. Deshalb machen wir unser Projekt", sagen Patrick Fritz und Lucas Gilbert. Die beiden sind Schüler der Martin-Buber-Schule, die den zweiten Platz beim Margot-Friedländer-Preis belegt hat. Insgesamt haben bundesweit 60 Schulen daran teilgenommen. "Eine solche Auszeichnung zu bekommen, ist für eine Förderschule etwas ganz Besonderes", freut sich Rektorin Gudrun Richter-Bäuerle. "Es ist toll, was im Moment an unserer Schule passiert."
"Steine ins Rollen bringen" heißt das erfolgreiche Projekt, mit dem sich die Martin-Buber-Schule den zum fünften Mal von der Schwarzkopf-Stiftung geförderten Preis sichern konnte. Ausgezeichnet werden Auszubildende und Jugendliche, die sich mit dem Holocaust, seiner Überlieferung und Zeugenschaft in antisemitischen Projekten auseinandersetzen und sich gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung einsetzen.
"Ermordung der Juden darf nicht in Vergessenheit geraten"
Die Steine ins Rollen brachte an der Martin-Buber-Schule Gabriele Kremer, als sie sich Ende vergangenen Jahres an der Ausschreibung des Preises beteiligte. Unterstützt wurde sie dabei von ihren Kollegen, wie beispielsweise Lars Hainmüller. "Die Ermordung der Juden darf nicht in Vergessenheit geraten", betonte Gabriele Kremer im Rahmen des Eröffnungstages am Freitag. Es sei ein schwieriges Thema, in das alle 160 Schülerinnen und Schüler in irgendeiner Form eingebunden seien. "Wir machen das Thema für jeden unserer Schüler passend", hob sie hervor und wies darauf hin, dass man die Leistungen und Tugenden jedes Schülers im Einzelnen sehen müsse.
Bereits im Januar hat die Schule begonnen, Bildungseinrichtungen einzuladen, das Wissen um die Geschehnisse im Holocaust in ihren jeweiligen Einrichtungen zu thematisieren und Steine als Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse anzumalen. Denn im Judentum ist es ein Zeichen der Trauer kleine Steine auf Grabsteine zu legen. Jeder Kooperationspartner erhält eine Tüte mit Steinen, die angemalt an die Martin-Buber-Schule zurückgegeben werden sollen. Die ersten Steine, beispielsweise von der Gesamtschule Gießen Ost oder der Wartbergschule in Friedberg sind bereits zurückgekommen.
Reise nach Israel
Die weiteste Reise hat Peter Befort für den guten Zweck gemacht. Der Vater einer Lehrerin ist nach Israel gereist, um einem befreundeten Holocaust-Überlebenden die Steine persönlich zu überbringen. Insgesamt sollen etwa 70 Kooperationspartner die Steine erhalten. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass Hunderte von ihnen zurückkommen werden. Aus den bemalten Steinen wird der Künstler Wolfgang Michaeli eine Statue erstellen, deren Standort noch nicht endgültig feststeht.
"Steine ins Rollen" bringen will die Schule aber auch mit anderen literarischen-, künstlerischen- oder Forschungsprojekten rund um das Thema Holocaust. Angedacht ist unter anderem ein Stolperstein-Spazierweg, der Besuch des jüdischen Friedhofs, eine Exkursion nach Hadamar sowie eine Fotoausstellung. Auch der Tag der offenen Tür am 4. Mai wird ganz im Zeichen der Judenverfolgung stehen. Ein jüdischer Brunch sowie der Besuch eines jüdischen Supermarktes haben bereits stattgefunden.
Preisverleihung am 13. Mai in Berlin
"Das Projekt hat alle überzeugt", unterstrich Esther Spieker, die als zuständige Projektmanagerin für den Margot-Friedländer-Preis extra aus Berlin angereist war. Im Rahmen der offiziellen Eröffnung las Sozialarbeiterin Afsane Ghoreichi die Geschichte "Es ist...es ist...es ist eine Mitzwa" und die stufenübergreifende Zumba-AG führte einen jüdischen Kreistanz auf. Für die musikalische Untermalung sorgte der Schulchor unter der Leitung von Michaela Müller. Die Schulleitung bedauerte sehr, dass weder vom Landkreis noch vom Schulamt Vertreter anwesend waren.
Die offizielle Verleihung des Preises wird in Anwesenheit der Holocaust-Überlebenden und Namensgeberin Margot Friedländer am 13. Mai im Berliner Max-Liebermann-Haus stattfinden.