Herzkranker Charmeur sucht herzliche Familie: Wie Flocki, ein niedlicher Bolonka Zwetna, warten viele alte und kranke Vierbeiner im Tierheim auf Vermittlung - oder Unterstützung durch Patenschaften.
Von Petra Zielinski
Süßer Senior: Dank liebevoller Pflege ist Flocki altersgemäß wieder fit und sucht ein neues Zuhause. Foto: Zielinski
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GIESSEN - Alte, kranke oder extrem ängstliche Hunde und Katzen haben es besonders schwer, ein neues, liebevolles Zuhause zu finden. Derzeit leben rund 20 solcher Vierbeiner im Gießener Tierheim. "Jeden Monat kommen etwa zwei neue Senioren hinzu", betont Astrid Paparone, Vorsitzende des Tierschutzvereins Gießen. Einer von ihnen ist "Flocki", ein niedlicher Bolonka Zwetna, in den man sich auf den ersten Blick verlieben kann.
Das Alter des niedlichen Rüden wird auf etwa zwölf Jahre geschätzt. Er ist fast blind, taub, inkontinent und herzkrank. Als er im Oktober dieses Jahres aus einem "Animal Hoarding Fall" ins Gießener Tierheim kam, hatte er kaum Muskeln, konnte fast nicht laufen, war von Flöhen befallen sowie kot- und urinverschmutzt. "Sein Herz schlug hektisch, hinzu kam Ataxie - eine Störung der Bewegungskoordination", berichtet Tierpflegerin Hannah Wern
Dank liebevoller Pflege geht es "Flocki" jetzt wieder so gut, dass ein neues Zuhause bei "besonderen Menschen" für den Senior gesucht wird. Medikamente benötige er allerdings noch immer. "Flocki ist ein ruhiger Hund, der viel schläft und sehr vorsichtig unterwegs ist", erklärt Hannah Wern. Wünschenswert sei ein warmes, ebenerdiges Plätzchen, möglichst mit kleinem, abgezäunten Garten, bei Leuten, die Zeit für ihn haben. Kleine Kinder, Katzen oder junge Hunde würden den schreckhaften Rüden eher stören. "Flocki weiß noch nicht einmal, wie es ist, über eine Wiese zu laufen, bedauert sie. Schon zweimal habe man alte Hunde über die Zeitung vermittelt, betont Astrid Paparone. Beide Mal seien die Rückmeldungen sehr positiv gewesen. "Die Zeit mit einem alten Hund ist eine sehr intensive Zeit", unterstreicht sie. "Wer einen Senior nimmt, entscheidet sich bewusst dafür, das Tier im Lebensabend zu begleiten. Ob dieser nun wenige Monate oder einige Jahre dauere, könne niemand voraussagen. Fakt sei aber, dass Hunde, die im Alter eine neue Familie fänden, noch einmal so richtig aufblühten und die neuen Besitzer eine sehr enge Verbindung zu dem Hund aufbauten. Gerade weil zunehmend alte und kranke Vierbeiner im Tierheim abgegeben werden, braucht man dringend Unterstützung. Denn alte Tiere machen nicht nur mehr Arbeit, sondern sind auch kostenintensiver. "Wir brauchen dauerhafte Unterstützung, beispielsweise in Form von Patenschaften", unterstreicht Astrid Paparone. Patenschaften könnten auch zu Weihnachten verschenkt werden.
Darüber würden sich sicher nicht nur "Flocki", sondern auch andere Tiere freuen. Beispielsweise "Mira", ein Labrador-Mischling, der 2016 geboren, im Sommer dieses Jahres im Tierheim abgegeben wurde. Damals wog "Mira" rund 51 Kilo. Bei 69 Zentimetern Stockmaß viel zu viel. "Die Besitzer haben ihn krank gefüttert", bedauert Hannah Wern. Mittlerweile bringt die Hundedame zwar nur noch 31 Kilo auf die Waage, leidet aber noch immer unter Diskopathie - einer erheblichen Beschädigung der Bandscheibe. Auch auf die Hüfte des Hundes hat sich das "gnadenlose Überfüttern" niedergeschlagen, sodass er vermutlich sein Leben lang Schmerzmittel nehmen muss. "Mira ist ein sehr netter Hund, der ein ebenerdiges Zuhause sucht und mit kleinen Spaziergängen zufrieden ist", betont Paparone. Auch der 14-jährige "Sunny" - ein europäischer Kurzhaarkater mit beginnender Niereninsuffizienz - und sein dreijähriger Kumpel "Tabby" suchen ein schönes Zuhause. "Wir möchten die beiden Freunde, die aufgrund eines Umzugs zu uns gekommen sind, gerne zusammen abgeben", unterstreicht Astrid Paparone.
Eine Mitgliedschaft im Tierschutzverein kostet nur 40 Euro, aber man kann damit den etwa 30 Hunden und 50 Katzen im Gießener Tierheim viel Gutes tun. Vor allem junge Menschen sind angesprochen, sich mehr im Tierschutz zu engagieren.