Tausende Besucher strömen zur "MotoTechnika" in die Gießener Hessenhallen
Aller Anfang ist schwer. Das weiß auch Otto Wonisch aus Nördlingen, der am Wochenende zum ersten Mal in den Hessenhallen einen Oldtimermarkt veranstaltete. Für Händler, Privatanbieter und Familien waren die drei Messehallen und die Hälfte der Halle 7 geöffnet worden. Für den Organisator, der seit 19 Jahren für Besucher der Oldtimermärkte immer neue Themenwelten präsentiert, war die "MotoTechnica" einen Versuch wert. Und der ist ihm durchaus gelungen.
Von Klaus-Dieter Jung
Die "Alt-Ford-Freunde Mittelhessen" zeigen vier Oldtimer, wie diesen 12 M Streifentaunus. Zudem warteten zahlreiche Reklameschilder auf Käufer. Thomas Schwinn stellte seinen Alu-Diffions-Lot vor. Fotos: Jung
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GIESSEN - Aller Anfang ist schwer. Das weiß auch Otto Wonisch aus Nördlingen, der am Wochenende zum ersten Mal in den Hessenhallen einen Oldtimermarkt veranstaltete. Für Händler, Privatanbieter und Familien waren die drei Messehallen und die Hälfte der Halle 7 geöffnet worden. Im Winter hat es solch eine Ausstellung - zumindest in der Region - noch nicht gegeben. Für den Organisator, der seit 19 Jahren für Besucher der Oldtimermärkte immer neue Themenwelten präsentiert, war die "MotoTechnica" einen Versuch wert. Und der ist ihm durchaus gelungen.
"Die Mischung ist wichtig", meinte er im Gespräch mit dem Anzeiger. Vier bis fünf Monate Vorlaufzeit habe er gebraucht, um die gut besuchte Veranstaltung zu stemmen. Den Teilemarkt will er künftig ausbauen. Das wird sicher die Besucher wie Jochen Stamm aus Frankfurt freuen. "Bei den Teilen kann man noch was machen", meinte er, war gleichzeitig aber über den guten Zuspruch überrascht. Er will bei der nächsten Veranstaltung selbst als Händler dabei sein.
In seiner gelben Warnjacke war Otto Wonisch in Begleitung seiner Frau auf dem Gelände unterwegs, stand für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Mit der kleinen Kamera hielt er das Geschehen fest, nahm sich Zeit und plauderte auch mit den Mitgliedern der Autoclubs, die ihre Oldtimer ausstellten. Sie sind wichtig für ihn. "Ich komme gut mit ihnen aus", sagte der Veranstalter. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Am Stand der "Alt-Ford-Freunde Mittelhessen" werden Anträge von neuen Mitgliedern ausgefüllt, viele Besucher interessieren sich für die vier alten ausgestellten Modelle. Zwei Anlasser sucht Peter Sänger aus Biedenkopf, der Eigentümer eines BMW 315, Baujahr 1935, vom 315/1 aus dem gleichen Baujahr und einem 326 Cabrio ist. Auch eine Windschutzscheibe braucht der ehemalige Autohändler von BMW und Opel, der besonders seinen Opel Olympia, Baujahr 1938, schätzt, der bis in die 1980er Jahre in Dänemark unterwegs war. "Der hat aber kein Image wie die BMW´s."
Das blaue Prachtstück, ein Hercules Moped, Baujahr 1972, hat schnell einen Käufer gefunden. 1050 Euro zahlt der Fan für das gepflegte Teil mit nur 979 Kilometern auf dem Tacho, bei dem "keine Schraube vermurkst ist", wie der Verkäufer versichert. Seit 1957 schraubt ein älterer Mann aus Nidda an Autos und Motorrädern, das Angebot in den Hessenhallen bezeichnet er für seine Zwecke als "dünn". Dennoch: Zwei Nebelscheinwerfer und eine Manschette für den Hauptbremszylinder sind seine Ausbeute. "Alfons, bist Du fündig geworden", schallt es durch den Gang. "Noch nicht", klingt es von einem Oldtimerfan zurück. Hoffnungsvoll geht er weiter.
In der Nase steckt einem jungen Schrauber ein Triumph-Motorrad, das er einige Male umrundet. Die Felgen sind beim Oldtimer, der 1951 auf die Welt kam, total verrostet, das Gummi am Sitz ist ausgerissen. "650 Euro", will der Verkäufer haben, der auch alte Fahrräder verkauft. Doch weitere Teile für das alte Krad hat er nicht und das erzeugt Skepsis beim Interessenten, den die Eltern begleiten. Auf dem Smartphone hat er im Internet eine restaurierte Maschine entdeckt, die 4500 Euro kosten soll. Und das steigert sein Interesse. Was bewegt einen jungen Mann, ein solches Gefährt auseinanderzunehmen und zu restaurieren? Die einfache Technik begeistert ihn, einen Lada und einen Golf hat er mit viel Freude aufgebaut.
Thomas Schwinn zeigt an seinem Stand die Anwendungsgebiete seines Alu-Diffusions-Lots. Die Besucher schauen interessiert, wie einfach es ist, Löcher im Tank zu füllen oder fehlende Kühlrippen herzustellen. Der Schwabe bittet um Fotos, damit er seine große Bildwand mit den vielfältigen Einsatzgebieten erweitern kann. Unterwegs in den Hallen ist Thomas Schäfer und kommt auch am Stand vom Mercedes Veteranen Club vorbei. Er berät den Vorsitzenden Jürgen Bergmann über die Restauration der arg mitgenommenen Ledersitze seines Mercedes 170 S Cabrio, Baujahr 1950. 1800 Euro soll es kosten, um die Sitzmöbel des Oldtimers wieder auf Vordermann zu bringen. Billiger als der komplette Austausch, weiß Bergmann und wird sich wahrscheinlich für eine Restaurierung entscheiden. Er schmunzelt beim Studieren der Betriebsanleitung "Die kleine 170 S Fibel" über einige Passagen, wie beispielsweise "Fahren Sie auf den Landstraßen nicht zu scharf rechts; denn am Straßenrand pflegen die meisten Nägel zu liegen".
Veranstalter Otto Wonisch zieht eine positive Bilanz nach den beiden Tagen und kündigt für das kommende Jahr eine Vergrößerung vom Technikmarkt mit Oldtimertreffen und Oldtimerausstellung am 19. und 21. Januar in den Hessenhallen an. Einige Tausend Besucher seien dieses Mal gekommen, ist er für den Anfang zufrieden.