„Kunst muss gar nichts“, lautet die Devise von Timo Erhardt, der am Dienstag erstmals einen Einblick in seine Arbeiten bei einer Ausstellung im „Lieblingsmensch“ im Gießener City Center gibt.
GIESSEN - (ee). „Kunst muss gar nichts“, lautet die Devise von Timo Erhardt, der am Dienstag (15. Oktober) erstmals einen Einblick in seine Arbeiten bei einer Ausstellung im „Lieblingsmensch“ im Gießener City Center gibt. Um 19 Uhr startet die Ausstellung mit Arbeiten des 30-jährigen, der zudem verspricht: „Sollten Arbeiten an diesem Abend verkauft werden, so geht der Erlös in vollem Umfang an das Jugendzentrum Holzwurm in der Nordstadt. Ich möchte die Arbeit dort unterstützen, denn meine Heimatstadt liegt mir am Herzen.“
Und dieses steht eigentlich schon als Gewinner fest, denn auf jeden Fall wird für den Holzwurm eine Sammelbüchse in Form eines „Spendenbus“ aufgestellt und „herzlich willkommen ist an diesem Abend einfach jeder“, verspricht Erhardt mit einem leichten Schmunzeln. Dies aus gutem Grund, denn der eine oder andere Jugendliche und junge Erwachsene dürfte Erhardt schon einmal an der ein oder anderen Lokalität der Stadt begegnet sein. Der gelernte Erzieher jobbte nämlich zwölf Jahre nebenbei als Türsteher. Noch fällt ihm in seiner Wohnung die Auswahl schwer, welche Gemälde er denn im „Lieblingsmensch“ ausstellen will – es ist seine erste Ausstellung.
Doch seine Arbeiten zu verstecken und weiter auf der heimischen Staffel oder Wänden zu lassen, dafür sind diese einfach zu schön anzusehen. Dabei schlägt sich in seinen Arbeiten auch der Kontrast seines Lebens nieder. Hauptberuflich Erzieher in einem Kinder- und Jugendheim mit einem guten Herz für Kinder, auf der anderen Seite harte Schale als Türsteher wie auch als Kampfsportler. Ob nun im Kickboxen oder als Bodybuilder, wo er es bis zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften schaffte, es ist dies die sportliche Seite, während die künstlerische Ader dann eher in der Nacht oder den frühen Morgenstunden gepflegt und zu Pinsel, Spraydose oder Marker gegriffen wird.
Gemalt hat Erhardt nach eigenen Angaben eigentlich schon immer, doch damit in die Öffentlichkeit zu gehen, dazu fehlte ihm der Mut. Dies will er nun einmal versuchen – und alles an einem offenen und entspannten Abend. Und gemäß seinem Motto „Kunst muss gar nichts“ geht es zwar auch darum, einmal zu sehen, wie Kunstinteressenten seine Arbeiten beurteilen und welche Resonanz diese finden, auf der anderen Seite aber auch um den guten Zweck für den „Holzwurm“. Schwarz-weiß, hell-dunkel, Chaos und Ordnung finden sich in seinen Gemälden, welche er mit verschiedenen Materialien erschafft. Selbst ein Gerichtsschreiben hat Erhardt in ein Kunstobjekt verwandelt. 15 Arbeiten muss Erhardt noch auswählen für die Ausstellung. Kunstinteressierte sollten sich schon einmal den Termin notieren, denn die Ausstellung ist tatsächlich nur am Dienstagabend ab 19 Uhr zu sehen und bleibt hoffentlich kein „Eintagserlebnis“.