Veterinärmediziner des achten Semesters lassen für Kalender die Hüllen fallen
GIESSEN - "Wer sich für uns ausziehen wollte, war natürlich willkommen", erzählt Jana Dickmann mit einem Lachen. Gemeinsam mit 45 Veterinärmedizin-Studenten hat sie sich für einen Kalender ablichten lassen - und das nur spärlich bekleidet. Doch die weiblichen und männlichen Models stehen nicht alleine im Mittelpunkt des Werkes, sie mussten sich die Hauptrolle beim Fotoshooting mit etwa 70 Tieren teilen. Mit dem Verkaufserlös des "Vets uncovered 2016" wollen die Veterinärmediziner des achten Semesters der Justus-Liebig-Universität ihren Absolventenball finanzieren.
"Der Spaß stand beim Shooting absolut im Vordergrund. Daher sind die Motive für die Bilder auch mit einem Augenzwinkern entstanden", gesteht Dickmann bei einem Treffen. Das dürfte dem Betrachter beim Durchblättern durchaus auf- und auch gefallen: Etwa wenn zwei Studentinnen mit einem Kommilitonen und zahlreichen Küken in einem überdimensionalen Nest liegen oder mit einem Schaf auf einer saftig-grünen Wiese stehen und sich aus Wolle die passende Badekleidung häkeln.
Die Models durften in einem Ranking ihr Wunschmotiv benennen. "Das Jägerbild stand bei fast allen Teilnehmern hoch im Kurs", erinnert sich Dickmann. Klar, dass in diesem Hunde und ein Hochsitz eine stimmungsvolle Bildkomposition abgeben. Doch auch hier war nur eine begrenzte Personenzahl vorgesehen. "Da wir weniger Männer zur Auswahl hatten, mussten diese auf die zwölf Themenstellungen aufgeteilt werden. Die optisch passenden Studentinnen wurden ihnen dann zugeteilt. "Es ging uns aber nicht darum, ein Schönheitsideal darzustellen. Vielmehr wollten wir natürlich bleiben."
Kein Rückzieher
Manchem Model fiel es anfangs schwer, nur in sexy Unterwäsche in der Öffentlichkeit zu posieren. Doch zu einem guten Shooting gehört auch, dass sich alle wohlfühlen und das Drumherum vergessen. "Das hat auch sehr gut geklappt, da wir uns auf das Posing konzentrieren mussten", verrät Dickmann. Am Schwanenteich halfen sogar Spaziergänger, die Enten zu dirigieren, und nahmen mit ihrem Einsatz den Models die anfängliche Scham.
Alle Studierenden, die sich freiwillig für das Shooting gemeldet hatten, wurden auch berücksichtigt - und was noch viel wichtiger ist: keiner machte einen Rückzieher. "Wir haben halt viele hübsche Menschen im Semester", grinst Johanna Baumann, die einen Großteil der Organisation übernahm. Und die war durchaus stressig, wie die zwei Studentinnen berichten. Denn für die zwölf Shootings waren nur fünf Tage eingeplant. Schließlich durfte das Budget nicht überschritten werden. Dazu mussten bei typisch durchwachsenem Aprilwetter auch noch die Lichtverhältnisse stimmen. Keine leichte Aufgabe. Wie auch das Finden der passenden Locations. "Es gab viele Ideen, aber einige waren einfach nicht umsetzbar." Letztlich sind fast alle Fotos in und um Gießen entstanden. "Über Facebook haben wir einen Fotografen gesucht und uns am Ende für Alexander Heitz von Malandro Photodesign entschieden", erzählt Baumann. Der keinen leichten Job hatte, da nicht nur die menschlichen Protagonisten, sondern auch die tierischen Vertreter gemeinsam fotogen in Richtung Kamera schauen mussten. Besonders beim Weihnachtsfoto kein leichtes Unterfangen mit Pferd, Hunden, Katzen und Meerschweinchen.
Requisiten, wie die Milchkanne aus Freiburg, wurden aus ganz Deutschland akquiriert. Die Tiere kamen aus privater Haltung, wurden über Facebook organisiert und die Nutztiere von der Universität gestellt. "Wir haben bewusst auf Tiere verzichtet, die man sonst nur im Zoo besichtigen kann", erzählt Dickmann.
Ein halbes Jahr ging von der Idee bis zur Entwicklung ins Land. Gedruckt wurde im Juni. Die Auflage liegt bei 2000 Stück. Der Hochglanzkalender kostet 10 Euro und ist unter anderem in der Fachbuchhandlung "Lehmanns" sowie im Fachbereich Veterinärmedizin käuflich zu erwerben. Foto: red